Performance am Pragfriedhof

„Passing“ tanzt auf den Spuren von Deportation und neuen Kriegen

Die Ugroßmutter von Smadar Goshen wurde 1941 aus Stuttgart deportiert. Jetzt macht die deutsch-israelische Choreografin erneut im Outdoor-Walk „Passing“ Familiengeschichte erlebbar.

„Passing“ tanzt auf den Spuren von Deportation und neuen Kriegen

Die Performance „Passing“ endet an der Gedenkstätte „Zeichen der Erinnerung“.

Von Andrea Kachelrieß

Es ist ein kurzer Weg, doch er prägt sich intensiv ein. Smadar Goshens Outdoor-Walk-Performance „Passing“ führt von der Kirche St. Georg über den Pragfriedhof zur Gedenkstätte „Zeichen der Erinnerung“ und ist ein besonderer Spaziergang, auf dessen Stationen die israelisch-deutsche Choreografin in Worten und mit Tanz sehr berührend aus ihrer Familiengeschichte und von ihrer Urgroßmutter erzählt. Paula Kahn, die zur jüdischen Gemeinde Württembergs gehörte, wurde am 1. Dezember 1941 von Stuttgart aus nach Riga deportiert, ihre Spur verliert sich in einem Massengrab.

Im vergangenen Sommer hatte „Passing“ Premiere, am 26. September ist die Performance erneut zu erleben - und zwar für zwei Durchgänge um 16.30 und um 18.30 Uhr. Startpunkt: ist der Innenhof der Kirche St. Georg. Die Teilnahme ist kostenlos, Spenden kommen dem Erhalt der Gedenkstätte und weiteren Forschungen zugute. Anmeldungen sind wegen der begrenzten Teilnehmerzahl über die Internetseite der Künstlerin erforderlich.

Erstmals findet am 25. September zudem eine Schulvorstellung von „Passing“ inklusive eines Nachgesprächs statt. Die Themen Zugehörigkeit und ein neuer Blick auf die Idee von Heimat, die Smadar Goshens persönliche Geschichte aufwerfen, sind schließlich auch für viele junge Menschen aktuell. Passend ist deshalb der Plan der Choreografin, dieses Angebot für Schülerinnen und Schüler ab Klassenstufe 9 vom nächsten Jahr an auszuweiten. Vor der Premiere betonte Smadar Goshen, auch Fragen an die Zukunft stellen zu wollen: „Das Konzept für ,Passing‘ war vor dem 7. Oktober 2023 entstanden“, sagte sie. „Danach hat das Stück eine neue Ebene bekommen, die nicht nur im Vergangenen sucht, sondern nach vorn blickt und fragt, ob wir unser Verhalten ändern können.“

Termin“Passing“ gibt es am 26. September um 16.30 und um 18.30 Uhr; Startpunk ist im Hinterhof der Kirche St. Georg (Heilbronner Str. 131). Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung über Smadar Goshens Internetseite erforderlich. Die Teilnahme ist kostenlos.

Künstler:innenKonzept & Choreografie stammen von Smadar Goshen, für Recherche und Dramaturgie zeichnet Kathrin Hildebrand verantwortlich. Es tanzen Bar Gonen, Martina Gunkel, Selina Koch, Paco Ladrón de Guevara, Kevin Albancando Tuntaquimba und Malika Ali.