Rekordwerte in der Schweiz

Permafrost wird immer wärmer: Das sind die Folgen

Es geht um Gebiete, bei denen man lange vom ewigen Eis sprach. Wo selbst der Fels gefroren ist und immer bittere Kälte herrscht. Das ändert sich. Rasant.

Permafrost wird immer wärmer: Das sind die Folgen

Ein Hubschrauber fliegt über einen Gletscher in der Bernina-Gruppe in den Ostalpen.

Von Markus Brauer/dpa

Der Permafrost in den Schweizer Alpen ist nach Expertenangaben wärmer als je zuvor seit Beginn der koordinierten Messungen vor 25 Jahren. Bei Permafrost handelt es sich um dauerhaft gefrorene Böden, die in Polarregionen oder in hohen Gebirgen vorkommen. In der Schweiz betrifft das rund fünf Prozent der Landesfläche.

2024 gab es Rekordwerte an praktisch allen Standorten und in fast allen gemessenen Kategorien, wie die Akademie der Naturwissenschaften schreibt. Ein Grund sei der frühe Schnee im Herbst 2023 gewesen. Das speichert Wärme im Boden. Ohne Schnee dringt die Kälte des Winters besser ins Gestein.

Viele Rekorde werden gebrochen

Es gebe nicht einen einzigen Rekordwert, erläutert Jeannette Noetzli vom WSL Institut für Schnee und Lawinenforschung in Davos. Es betreibt mit mehreren anderen Instituten das Schweizer Permafrostmessnetz Permos mit 23 Bohrlochstandorten.

Unter anderem werden die Permafrosttemperaturen in verschiedenen Tiefen gemessen, ebenso Änderungen im Eisgehalt und der Schicht, die im Sommer taut und im Winter wieder gefriert.

Beispiel Schilthorn in Berner Alpen

Ursache ist eindeutig der Klimawandel

Hintergrund ist der Klimawandel. Die hydrologischen Jahre 2022, 2023 und 2024 gehörten zu den fünf wärmsten, die seit Beginn der Temperaturmessungen 1864 registriert wurden.

Das hydrologische Jahr beginnt jeweils im Oktober, also Oktober 2021 bis September 2022, und so weiter. Die Temperaturen hätten in diesen Jahren zwischen 1,44 und 1,9 Grad über dem Mittel der Periode 1991 bis 2020 gelegen.

Der Permafrostboden ist normalerweise das ganze Jahr über bis in tiefe Schichten gefroren. Tauen die Dauerfrostböden Permafrost auf, werden durch einen mikrobiellen Prozess die Treibhausgase Methan und Kohlendioxid freigesetzt, die den Klimawandel weiter befeuern. Eine tickende Zeitbombe im Klimasystem.

Felsstürze werden wahrscheinlicher

Vielerorts in den Alpen lockert sich mit dem Klimawandel Gestein, weil die gefrorenen Felsschichten antauen oder weil eindringendes Wasser Druck in Spalten erzeugt, die früher ganzjährig von Schnee und Eis bedeckt und durch den Permafrost zusammengehalten wurden. Die Menschen sind alarmiert.

Das Abtauen des Permafrosts führt zu Rissen im Fels. Der Klimawandel macht Felsstürze sehr viel wahrscheinlicher. Wenn Permafrost auftaut, können Berge ihre Stabilität und damit Schutt und Geröll ihren Halt verlieren. Hochgebirge werden vom Permafrost zusammengehalten, der dafür sorgt, dass das Gestein ganzjährig gefroren ist. Der Permafrost taut, und das Gebirge wird instabiler.