Pläne für Weststadt-Einkaufsstandort reifen

Architekt und Stadtplaner erläutern, wie Gebäude und Anlagen für den neuen Rewe/Penny-Markt mit Apotheke konzipiert sind. Die Vorgabe, Parkplätze mit Solarmodulen auszustatten, wird als schwer umsetzbar dargestellt, was bei MDAL/Die Grünen und SPD auf wenig Gegenliebe stößt.

Pläne für Weststadt-Einkaufsstandort reifen

Der Rewe-Standort in der Murrhardter Weststadt wird komplett neu geplant. In den späteren Neubau zieht auch Penny mit einem Markt ein sowie die Hörschbach-Apotheke. Foto: J. Fiedler

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. Um die Nahversorgung in der Weststadt zu sichern, wird der bestehende, Ende der 1960er-Jahre gebaute Rewe-Markt abgebrochen und neu gebaut (wir berichteten). So bleibt dieser am Standort erhalten und wird mit der Ansiedlung eines Penny-Markts verbunden. Ins neue Gebäude soll auch die zurzeit etwa 300 Meter entfernte Hörschbach-Apotheke integriert werden. Über das Projekt und den dazu erforderlichen Bebauungsplan „Hörschbach – Hasenhof IV – 2. Änderung“ beriet das Stadtparlament in seiner Sitzung.

„Wir errichten ein barrierefreies Gebäude mit bestmöglich integrierter Dachbegrünung und Fotovoltaikanlage zur Eigenstromversorgung. Es soll von der Gesellschaft für nachhaltiges Bauen mit dem Standard Gold zertifiziert werden“, hob Architekt Thomas Gläser hervor. Der verantwortliche Planer präsentierte dem Gemeinderat die konkretisierten, detailliert ausgearbeiteten Pläne für den Neubau. Um das Problem des Hitzestaus zu vermindern, soll das Gelände bestmöglich entsiegelt werden.

Die Fotovoltaikpflicht für den Parkplatz mit 114 Stellplätzen sehe man aber kritisch, da sie schwierig zu erfüllen sei. Dazu benötige man aufwendige Stahldachkonstruktionen, um etwa 60 Prozent der Stellplätze zu überdachen, so Gläser.

„Es war noch nie so lohnend, Strom aus Fotovoltaik zu gewinnen und einzuspeisen, und dafür sollte man alle möglichen Flächen nutzen“, konterte Gerd Linke, Vorsitzender der Fraktion MDAL/Die Grünen. „Langfristig werden wir unsere Stromversorgung mit Fotovoltaik erweitern müssen“, bekräftigte Elisabeth Zenker (SPD).

Wunsch nach einer Ausnahme von der Parkplatzfotovoltaikpflicht signalisiert

Im weiteren Planungsprozess gelte es nochmals alle Aspekte der Ökologie und Ökonomie sorgfältig abzuwägen, betonte der Architekt. Indes signalisierte er den Wunsch nach einer Ausnahme von der Parkplatzfotovoltaikpflicht.

„Die wilde Müllhalde und Recyclingstation soll wegfallen“, auch gelte es die Verkehrslenkungen optimaler auszunutzen, forderte Rolf Kirschbaum (CDU/FWV). „Die Ausfahrt könnte schwierig werden“, stieß Markus Blank (UL) ins selbe Horn. „Die Ausfahrt neben dem Recyclingplatz ist ein Vorteil, sie bringt auch Kundschaft“, entgegnete Stadtwerkegeschäftsführer Rainer Braulik. „Die Ausfahrt wird geprüft und belegt, dass sie funktioniert“, sagte Thomas Gläser zu.

Andreas Gutscher vom Backnanger Planungsbüro Roosplan informierte das Gremium über den aktualisierten Bebauungsplanentwurf, in den die Stellungnahmen der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange aufgenommen sind. Auf Anregung des Regierungspräsidiums und des Verbands Region Stuttgart habe man die Festsetzungen des Bebauungsplans an die Vorgaben angepasst und die Verkaufsflächen etwas reduziert, damit sie nicht größer sind als die aktuell bestehenden. So wird der neue Rewe-Markt mit Bäckerei eine Verkaufsfläche von 1500 Quadratmetern umfassen, etwa 300 Quadratmeter weniger als der alte, der Penny-Markt 1000 Quadratmeter und die Apotheke 60 Quadratmeter, zehn mehr als anfangs vorgesehen.

Auf die Forderung des Landratsamts hin erfolgte eine Untersuchung des Areals auf Altlasten mit Bohrungen, da sich dort früher einmal eine Tankstelle befand. Dabei ergab sich aber kein weiterer Regelungsbedarf. Die Syna wies auf Leitungen hin, die auf dem Gelände verlaufen, auch steht am Rand des Parkplatzes eine Trafostation, die näher an die Berliner Straße verlegt werden muss. Beim Recyclingplatz und Containerstandort der Stadtwerke könnte es eventuell Probleme mit dem Gewässerrandstreifen zum Hörschbach hin geben. Darum könnte man das Landratsamt bitten, nichts auszuweisen, so wäre eine Verlegung auf einen anderen Standort möglich und denkbar, erklärte Gutscher.

Die Bäume bleiben erhalten, auch sollen auf Wunsch der Stadtverwaltung zwei zusätzliche Baumstandorte hinzukommen: „Mit Baumpflanzungen an verschiedenen Standorten soll die Biodiversität durch unterschiedliche mikroklimatische Gegebenheiten bewusst gesteigert werden. Statt den Stellplatzbereich zu überdachen, empfehlen wir mehr Ökologie“, verdeutlichte der Stadtplaner, der den Bebauungsplan ausgearbeitet hat. Dass der Parkplatz als öffentliche Grünfläche aufgewertet wird, freute Hartmann Widmaier (MDAL/Die Grünen). „Die Bäume können bis zu zwölf Meter hoch werden“, beantwortete Andreas Gutscher dessen Nachfrage.

„Man muss vorsichtig planen“, forderte Rolf Kirschbaum, da es noch nicht absehbar sei, ob der gegenüberliegende Norma-Discounter weiter bestehe. In einem Gespräch mit dem Inhaber der Apotheke habe man Einvernehmen über deren Umzug und Integrierung in das geplante neue kleine Einkaufs- und Dienstleistungszentrum hergestellt, berichtete Bürgermeister Armin Mößner auf seine Nachfrage.

Bevölkerungsreichster Stadtteilbraucht Nahversorgungssicherheit

„Die Weststadt ist der bevölkerungsreichste Stadtteil, deshalb sind wir froh, dass es vorwärtsgeht und die Nahversorgung weiterhin gewährleistet ist“, sagte Wolfgang Hess, Vorsitzender der UL-Fraktion, zu den Plänen. Nun gelte es, das Bebauungsplanverfahren weiterzuführen, die Planungen nochmals sorgfältig abzuwägen und den Entwurf erneut öffentlich auszulegen, stellte der Rathauschef klar. „Wir müssen abwarten, was in der zweiten Auslegungsphase an Stellungnahmen kommt, wie lange das dauert, ist nicht in Tagen auszudrücken“, unterstrich er auf Nachfrage von Rolf Kirschbaum.

Geschlossen stimmte der Gemeinderat dem aktualisierten Bebauungsplanentwurf und der erneuten Auslegung zu.