Islamistischer Terror

Polizei vereitelt Anschlag auf Belgiens Premier

Ermittler nehmen in Antwerpen drei Verdächtige fest. Die jungen Männer planten offenbar den Einsatz einer mit Sprengstoff beladene Drohne.

Polizei vereitelt Anschlag auf Belgiens Premier

Auf Belgiens Premier Bart de Wever war offensichtlich ein islamistischer Terroranschlag geplant.

Von Knut Krohn

Belgien wird seinem Ruf als Brutstätte des islamistischen Terrors einmal mehr gerecht. Die Polizei hat offensichtlich einen dschihadistischen Anschlag auf Premierminister Bart de Wever verhindert. Beamten haben in der Hafenstadt Antwerpen mehrere Häuser durchsucht und drei junge Männer festgenommen. Ihnen wird von der Staatsanwaltschaft versuchter Mord und Teilnahme an den Aktivitäten einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen.

Belgiens Außenminister Maxime Prévot bestätigte anfängliche Gerüchte, dass der Ministerpräsident Ziel des geplanten Anschlags gewesen sei. Eines der durchsuchten Gebäude liegt in der Sint-Rochusstraat im Antwerpener Stadtteil Deurne, nur wenige hundert Meter vom Wohnhaus Bart de Wevers entfernt.

Terror aus dem 3D-Drucker

Bei dem Einsatz wurden unter anderem ein noch nicht einsatzfähiger Sprengsatz und eine Tasche mit Stahlkugeln entdeckt. „Im Haus eines Verdächtigen wurde ein 3D-Drucker gefunden, der vermutlich zur Herstellung von Teilen für den geplanten Anschlag verwendet wurde“, teilte die Bundesstaatsanwaltschaft weiter mit. Sie geht derzeit davon aus, dass bei den Festgenommenen die Absicht bestand, eine Drohne zum Transport einer Sprengladung einzusetzen.

Nach Angaben der leitenden Bundesstaatsanwältin Ann Fransen rechtfertige dieser Ermittlungserfolg, dass die Behörden die Terrorgefahr in Belgien weiter als „ernst“ einstufen. Dieses hohe Niveau gilt seit Ende 2023, nachdem zwei schwedische Staatsbürger mitten in Brüssel von einem islamistischen Terroristen erschossen wurden. Der Tunesier Abdesalem Lassoued wollte damals offenbar die Verbrennung eines Korans in Schweden rächen, deshalb jagte er mit einem Sturmgewehr Fußballfans, die in gelben Schweden-Trikots zu einem Länderspiel nach Brüssel gereist waren. Der Anschlag stürzte die belgische Regierung in eine Krise, da aufgedeckt wurde, dass der als verdächtig eingestufte Tunesier längst hätte ausgewiesen worden sein sollte, seine Akte aber in einem Brüsseler Behördenschrank vergessen worden war.

Ein Problem der chronisch unterbesetzten Polizei

Schnell standen wieder einmal die chronisch unterbesetzten belgischen Sicherheitsbehörden am Pranger. Die sind seit den blutigen Terroranschlägen in Paris 2015 und in Brüssel 2016 in der Kritik. Der Grund: geplant und ausgeführt wurden die Morde damals von einer Zelle, die im Brüsseler Stadtteil Molenbeek beheimatet war - praktisch vor den Augen der belgischen Ermittler. Die kämpfen allerdings seit Jahren nicht nur gegen den aufkeimenden Islamismus im Land, sondern auch gegen die grassierende Drogenkriminalität. Der Hafen in Antwerpen gilt als Hauptumschlagplatz für Kokain in Europa. Immer wieder kommt es zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen den rivalisierenden Clans.

Ein neuer Höchststand an Ermittlungen

Auch aus diesem Grund betonte Bundesstaatsanwältin Ann Fransen nach der Festnahme der jungen Männer in Antwerpen, dass die Polizei angesichts der Bedrohung nicht untätig sei. In diesem Jahr seinen rund 80 neue Ermittlungen in der Abteilung Terrorismus der Bundesstaatsanwaltschaft eingeleitet worden. „Das sind mehr als die Gesamtzahl der Fälle im Jahr 2024“, betonte sie. „Dabei berücksichtigen wir nicht die Terrorismusfälle, die Minderjährige betreffen.“ Und sie appellierte an die Politik, angesichts der diskutierten drastischen Sparmaßnahmen im kommenden Staatshaushalt der Polizei und Justiz die ausreichenden Kapazitäten zur Verfügung zu stellen, „um die Sicherheit unserer Gesellschaft zu gewährleisten”.