Im November muss sich eine Frau vor dem Amtsgericht verantworten, die den tödlichen Unfall eines Motorradpolizisten verursacht hat.
Von Christine Bilger
Stuttgart - Dieser Prozess wird weit über den Kreis der unmittelbar Beteiligten Aufmerksamkeit finden, vor allem in Kreisen der Polizei: Vom 5. November an verhandelt das Stuttgarter Amtsgericht über den Unfall, bei dem am 24. Juni 2024 während der Fußball-Europameisterschaft der Polizist Tom Hohn ums Leben kam.
Verantworten muss sich eine 70-jährige Frau, die mit ihrem Wagen den Beamten auf dem Motorrad erfasst hatte. Hohn wurde so schwer verletzt, dass er noch am gleichen Tag starb. Ein zweiter Beamter erlitt schwere Verletzungen.
Der Frau wird fahrlässige Tötung in Tateinheit mit fahrlässiger Körperverletzung vorgeworfen, wie Matthias Buchen, der Sprecher des Amtsgerichts, Stuttgart mitteilt.
Motorradeskorte für ungarischen Staatschef
Der ums Leben gekommene Beamte und sein schwer verletzter Kollege fuhren in einer Motorradeskorte für den ungarischen Ministerpräsidenten von der Innenstadt zum Flughafen. Der Weg führte auf der Bundesstraße 27 die Neue Weinsteige hinauf nach Degerloch. Dort am Albplatz geschah der Unfall. Die Frau bog mit ihrem Auto aus der Rubensstraße ein. Dabei, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, habe sie nicht die im Straßenverkehr erforderliche Sorgfalt walten lassen: Sie sei abgebogen, obwohl der Kreuzungsbereich durch ein Polizeimotorrad abgesperrt gewesen sei.
Vorausfahrende Beamte hätten den Kreuzungsbereich jeweils kurzfristig für den Konvoi mit dem Wagen des ungarischen Ministerpräsidenten und der Begleitfahrzeuge gesperrt. So sei es auch an der Einmündung der Rubensstraße aus Richtung Sonnenberg gewesen.
Gutachten soll Unfallhergang rekonstruieren
Bei dem Zusammenstoß wurde der Polizist über die Motorhaube des Autos geschleudert, dabei zog er sich die tödlichen Verletzungen zu. Sein Motorrad wurde gegen das Motorrad des Beamten geschleudert, der die Straße sperrte. Dieser wurde schwer verletzt.
In dem Verfahren sollen 14 Zeugen und ein Sachverständiger aussagen. Der Gutachter war beauftragt, den genauen Unfallhergang zu untersuchen. Das Gutachten inklusive der Rekonstruktion des Ablaufes soll im Verfahren eingeführt werden. Für den Prozess sind drei Termine bis Mitte November vorgesehen.