CSD in Pforzheim

Rechtsextreme wollen stören – Veranstalter halten dagegen

Eine rechtsextreme Gruppe kündigt eine Demo gegen den CSD in Pforzheim an. Kein Zufall, immer öfter wird die queere Szene als Feindbild genutzt. Warum?

Rechtsextreme wollen stören – Veranstalter halten dagegen

Queere Gruppen werden immer häufiger zur Zielscheibe von Rechtsextremen (Symbolbild).

Von Lea Krug

Knallende Sektkorken, Regenbogenfahnen, tanzende Menschen in knappen Outfits – schwul, lesbisch, hetero, ganz egal: So sehen Christopher Street Days (CSD) in deutschen Städten meist aus. Doch seit einigen Jahren mobilisiert die rechtsextreme Szene zunehmend gegen die Demonstrationen. Auch in Baden-Württemberg kam es in den vergangenen Jahren zu Aufmärschen und Störaktionen durch Rechtsextreme.

Für den 14. Juni, dem Tag des CSD in Pforzheim, hat nun die rechtsextreme Gruppierung „Störtrupp Süd“ eine Gegendemonstration mit 150 Teilnehmenden angemeldet. In den sozialen Netzwerken spricht sie sich „für traditionelle Werte und gegen Frühsexualisierung“ aus. Auf der Instagram-Seite wird unter der Reichskriegsflagge offen „Remigration“ gefordert. Zu sehen sind vor allem junge Männer in Schwarz – ein gezielt einschüchterndes Bild, dessen Wirkung auch in Pforzheim nicht unbemerkt bleibt.

Pforzheimer OB gibt sich kämpferisch

Trotz der offensichtlich rechtsextremen Einstellung der Gruppe strebt die Stadt Pforzheim kein Verbot des Aufmarsches an – auch deshalb, weil solche Verfahren in der Regel als wenig aussichtsreich gelten, wie eine Pressesprecherin erklärt. Oberbürgermeister Peter Boch (CDU) bezieht jedoch Stellung: „Pforzheim ist eine weltoffene und vielfältige Stadt. Als Oberbürgermeister trete ich seit Jahren entschieden für Toleranz, Respekt und gesellschaftlichen Zusammenhalt ein – und werde dies auch weiterhin tun.“ Man werde sich von den Rechtsextremen nicht einschüchtern lassen, betont er – auch wenn er das aktuelle Geschehen mit „großer Sorge“ verfolge.

Der baden-württembergische Verfassungsschutz hat die Gruppe „Störtrupp Süd“ bereits unter Beobachtung, bestätigte ein Sprecher auf Anfrage unserer Zeitung. In einem kürzlich veröffentlichten Bericht heißt es, dass sich rechtsextreme Akteure bundesweit zunehmend gegen queere Menschen richten. Zwar sei dies „keine genuin rechtsextremistische Position“, doch es gebe „Bestrebungen, das Thema ideologisch zu besetzen“. Inzwischen gelte Queerfeindlichkeit sogar als „Kernthema der rechtsextremen Szene“, zumal das Thema für junge Menschen eine Art „Türöffner“ sei. Außerdem heißt es in dem Bericht explizit: „Es muss davon ausgegangen werden, dass im Jahr 2025 entsprechende Aktionen von Rechtsextremisten weiter zunehmen werden.“

Trotz dieser Bedrohungslage denken auch die Veranstaltenden nicht an eine Absage. „Jetzt erst recht – der CSD findet wie geplant statt“, betont Caleb Davis vom Verein Spotlight, der den CSD organisiert. Der Verein stehe in engem Austausch mit der Polizei.„Wir hoffen, dass viele Menschen kommen, um ein deutliches Zeichen für Vielfalt zu setzen“, sagt Davis, der den CSD angemeldet hat. Rechter Gegenprotest sei in Pforzheim keine neue Erscheinung: „Das ist kein Problem von Ostdeutschland“, stellt Davis klar. „Wir erleben rechte Tendenzen überall – auch hier. Schon beim ersten CSD in Pforzheim gab es Protest aus fundamentalistisch-christlichen Kreisen. Im vergangenen Jahr kamen dann auch Rechtsextreme“, sagt Davis. Neu sei jedoch, dass in diesem Jahr eine organisierte Gegendemonstration stattfinde.

Inzwischen wird innerhalb der Community bundesweit zur Teilnahme am CSD in Pforzheim aufgerufen. „Gerade jetzt, wo es unbequem wird, ist es umso wichtiger, sich solidarisch und antifaschistisch zu zeigen“, so Davis. Innerhalb der queeren Szene wird seit Jahren darüber diskutiert, ob die Paraden zu unpolitisch geworden seien und sich zu stark auf das gemeinsame Feiern konzentrierten. Für Davis ist der Fall Pforzheim ein deutliches Zeichen dafür, wie politisch das Thema nach wie vor ist: „Queere Menschen werden diskriminiert und übermäßig oft Opfer von Gewalt.“