Alles ruhig bei den Bestattungen: Die Testphase der neuartigen Reerdigung läuft für die Regierung Schleswig-Holsteins zufriedenstellend.
Heu, Stroh, Blumen und eine Holzfigur liegen in einer Kapelle in Kiel einem sogenannten Kokon für eine Reerdigung, eine alternative Bestattungsform.
Von Markus Brauer/dpa
Laut der Landesregierung in Schleswig-Holstein verläuft die Testphase der Bestattungsform der „Reerdigung“ bislang ohne Auffälligkeiten. Befürchtete Schäden für Umwelt oder Gesundheit durch das neue Verfahren seien ausgeblieben, erklärt Justizministerin Kerstin von der Decken (CDU).
Bisher 45 Reerdigungen
Bislang seien 45 Reerdigungen in Schleswig-Holstein durchgeführt worden, 6 weitere demnächst. Die Erprobungsphase läuft noch bis Juni 2026.
Im Nachgang soll das durchführende Unternehmen „Circulum Vitae“ (lateinisch: Kreis des Lebens) einen Abschlussbericht vorlegen. Mitglieder des Ausschusses hatten sich am Donnerstag positiv zu einer dauerhaften Fortführung des Projekts geäußert.
Leichnam kompostiert
Bei der Reerdigung wird der Leichnam in einem speziellen Behälter auf ein Pflanzengemisch gebettet und innerhalb von 40 Tagen kompostiert. Die übrig gebliebenen Knochen werden zermahlen. Das entstandene Material kann dann auf dem Friedhof beigesetzt werden.
Der Anbieter wirbt damit, dass das Verfahren dieselben Vorzüge wie eine Feuerbestattung biete, aber weniger CO2 freisetze und nachhaltiger sei.
Die Durchführung von „Reerdigungen“ ist bislang nur in Schleswig-Holstein möglich. Die kompostierte Erde darf allerdings auch auf Friedhöfen in Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern beigesetzt werden. Nach einer zweijährigen Pilotphase wurde die Erprobung im Sommer 2024 verlängert.
Die Landesregierung wird bei der Untersuchung des Verfahrens unter anderem von Wissenschaftlern der Universität Leipzig unterstützt, um etwa chemische Gefahren beurteilen zu können.
Erde zu Erde – in überschaubarer Zeit
„Der Tod und das Sterben haben ganz viel mit Emotionalität zu tun“, erklärt die Pröpstin des Kirchenkreises Altholstein, Almut Witt. Derzeit würden sich Menschen in etwa 80 Prozent der Fälle für Feuerbestattungen entscheiden. „Erde zu Erde, sagen wir seit Jahrtausenden. Bei der Reerdigung wird dies sehr deutlich – und nicht erst nach Jahrzehnten, sondern in überschaubarer Zeit.“
Nach Angaben des Anbieters wird dem Kokon nur Luft zugeführt. „Aus 80 Kilogramm Mensch werden etwa 110 Kilogramm Erde“, erläutert Pablo Metz, Mitbegründer des Berliner Anbieters „Meine Erde“. Diese wird anschließend wie bei einer Erdbestattung beigesetzt. Die Kosten nur für die Bestattungsform betragen rund 2900 Euro.