Sanfte Therapie mit modernster Technik

Beim ersten Gesundheitsvortrag des Krankenpflegevereins 2023 informiert der Winnender Chefarzt Alessandro Marra über interdisziplinäre, roboterunterstützte chirurgische Behandlungsmöglichkeiten bei Erkrankungen der Lunge und des Atmungssystems.

Sanfte Therapie mit modernster Technik

Im Rems-Murr-Klinikum.

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. Das Lungenzentrum am Rems-Murr-Klinikum Winnenden behandelt Erkrankungen der Atemorgane. Es umfasst die Klinik für Pneumologie, sprich Lungenheilkunde, und die Klinik für Thoraxchirurgie, die Erkrankungen im Brustkorb an Lunge und Atmungssystem mit chirurgischen Eingriffen behandelt. Deren Chefarzt Alessandro Marra informierte im ersten Gesundheitsvortrag des Jahres auf Einladung des Krankenpflegevereins über deren breites Therapiespektrum.

Schwerpunkte sind Lungenkrebs, Tumore in weiteren Atmungsorganen und an der Brustwand, Lungenüberblähung, infektiöse Erkrankungen, Atemwegsverengungen, Flüssigkeitsansammlungen und Zwerchfelllähmungen. „Wir arbeiten interdisziplinär zusammen, auch mit Spezialisten anderer Fachrichtungen. Interdisziplinäre Therapiekonzepte sind das höchste Gebot der modernen Medizin, da viele Patienten auch Erkrankungen an weiteren Organen wie dem Herz haben“, betonte Marra.

Bei planbaren Eingriffen und in der Notfallversorgung werden modernste Geräte, minimalinvasive Operationsmethoden, Atem- und Atemphysiotherapie eingesetzt und die gesamten Prozesse optimiert, wodurch sich Qualität und Ergebnisse der Therapie erheblich verbessern. „Weltweit stirbt alle 20 Sekunden ein Mensch an Lungenkrebs“, darum ist das Lungenzentrum ein Kompetenznetzwerk für diese lebensbedrohliche Erkrankung: „Je frühzeitiger die Diagnose erfolgt, desto besser die Heilungschancen.“

Die Diagnose erfolgt mithilfe der Positronen-Emissions-Computertomografie. Dazu wird den Patienten radioaktiv markierter Zucker als Kontrastmittel gespritzt, das die stark durchbluteten Tumore gelb leuchtend sichtbar macht. Miniatur-Ultraschallgeräte an dünnen Schläuchen ermöglichen Untersuchungen, ob Tumore sich auf benachbarte Lymphorgane ausbreiten. Basis für die Tumorchirurgie ist laut dem Chefarzt die Klärung, ob die Entfernung des Tumors technisch möglich ist, wenn ja mit wie viel Gewebe, was oft begrenzt ist, und ob er sich ausgebreitet und Metastasen gebildet hat.

Handbewegungen werden auf einen Roboter übertragen

Um Patienten möglichst schonend operieren zu können, wird das robotergestützte Da-Vinci-Operationssystem eingesetzt. Es kombiniert die Vorteile der minimalinvasiven Chirurgie mit hochdefinierten 3-DVisualisierungstechniken und verfügt über verschiedene Module mit Armen und Instrumenten. Chirurgen bedienen das Gerät per Joystick an einer Konsole, wobei deren Handbewegungen auf den Roboter übertragen werden, was auch komplexe Operationen sicher ermöglicht.

Zur Therapie von Verengungen der Bronchien werden Tumore, die diese verschließen, mit einem Argon-Plasma-Laser entfernt und um die feinen Röhren offenzuhalten, werden Stents eingesetzt. Flüssigkeitsansammlungen zwischen Lunge und Rippenfell sind gefährlich, da sie von Tumoren besiedelt werden können. Zur Therapie gibt es mehrere Möglichkeiten: Gute Erfolgsquoten haben die Dauerdrainage, wozu operativ ein Ableitungssystem eingesetzt wird, und die operative Verödung des Spalts zwischen Lunge und Rippenfell: „Dadurch bleibt das Blutwasser, das aus den Kapillargefäßen austritt, im Blut und geht nicht verloren“, erklärt der Referent.

Tabakrauch, aber auch Fein- und Quarzstaub sind Ursachen für das Lungenemphysem, auch Lungenüberblähung genannt. Dabei wird das Lungengewebe zerstört, da die kleinen Bläschen zerplatzen und sich immer größere Blasen bilden. Folglich verringert sich die Luftaustauschfläche, das Ein- und Ausatmen wird für den Betroffenen immer schwerer, wodurch im Brustkorb ein hoher Druck entsteht. Um Überblähung und Druck zu reduzieren und die Atemmechanik wieder zu verbessern, werden operativ Ventile eingesetzt beziehungsweise stark veränderte Lungenareale entfernt.

Eine Zwerchfelllähmung durch Verletzung der Nerven nach Unfällen hat eine Lungenverkleinerung und Luftnot zur Folge. Damit die Lunge sich wieder entfalten kann, nimmt das Thoraxchirurgieteam eine Zwerchfellplastik, sprich Stabilisierung vor, die roboterassistiert erfolgt. Dabei wird das schlaffe Muskelgewebe zusammengefaltet oder gerafft und ein Kunststoffnetz als Prothese hält alles fest.

Ebenfalls im Brustkorbbereich liegen die Nerven, die das Schwitzen in Achselhöhlen und Handinnenflächen steuern. „Die beste Lösung gegen übermäßiges Schwitzen ist eine Operation, bei der diese Nervenfasern durchtrennt werden“, erklärte der Mediziner. Dank des Einsatzes modernster Technik seien heutzutage auch Brustkorboperationen mit örtlicher Betäubung ohne Beatmung und Vollnarkose möglich. Dies bedeutet für die Patienten weniger Stress und Komplikationen, schnellere Genesung und mehr Lebensqualität, unterstrich Alessandro Marra.

Link Weitere Informationen gibt es unter https://t1p.de/lungenzentrum.

Sanfte Therapie mit modernster Technik

„Je frühzeitiger die Diagnose erfolgt, desto besser die Heilungschancen.“

Alessandro Marra (Chefarzt), über eine Lungenkrebserkrankung