Schau- und Wiedersehensfreuden

Die Messe Murrhardt am Wochenende ist Plattform für die Stadt als Wirtschaftsstandort. Die Themen und Angebotspalette sind breit, flankiert vom Schwerpunkt Gesundheit. Echte Pluspunkte: Zeit für Gespräche und die persönliche Atmosphäre.

Von Christine Schick

Murrhardt. Zur Eröffnung strahlt die Sonne und Murrhardts Bürgermeister Armin Mößner freut sich, dass das sportliche Unterfangen von Stadt, Stadtmarketing und der Fachfirma Mattfeldt und Sänger Marketing und Messe AG geglückt ist, die Messe mit einer so kurzen Vorlaufzeit seit dem Entschluss Anfang März auszurichten. Beim Auftakt am Samstag, zu dem viele Vertreterinnen und Vertreter aus (Lokal-)Politik, Wirtschaft, Nachbarkommunen genauso wie teilnehmender Handels-, Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe gekommen sind, gibt er auch einen umfassenden Einblick, was die Schwäbische-Wald-Metropole, wie er Murrhardt gerne bezeichnet, umtreibt. In Bezug auf die Schaffenskraft von Murrhardt und Umgebung sowie weiteren Partnern können dann die Ausstellerinnen und Aussteller selbst Auskunft geben. In den drei zentral gelegenen Hallen und auf dem Freigelände nahe des Murrhardter Stadtgartens präsentieren sich über 60 Handels-, Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe, Freischaffende genauso wie Vereine, Initiativen und Organisationen.

Das Spektrum ist breit. Interessierte der Automobilwelt können sich zu Fahrzeugen, Antrieben und letztlich auch Fragen des Umbruchs in der Branche erkundigen, Tüv-Untersuchung oder Campingvermietung sind weitere Facetten des Themas Mobilität, genauso wie Beratung und Service rund um Reise und Urlaub. Die großen Fahrzeuge des Murrhardter Entsorgungsunternehmens Schäf weisen mit Schildern auf ihren Auftrag hin – Alleskönner und Mülldetektor. Letzterer erkennt, wenn in der Biomülltonne Metall oder Plastik gelandet ist. Edgar Schäf freut sich über die Neugier der Gäste, denen er von Technik, Ausstattung und Alltagsgeschäft berichtet. Auch die Kehrmaschine habe richtig Power, erzählt der Geschäftsführer. Ein Pflasterstein, der nicht richtig verankert ist, „geht da schon mal spazieren“.

Das Freigelände ist ideal für das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und die Feuerwehr Murrhardt, um sich zu präsentieren. Die DRK-Rettungshundestaffel beeindruckt mit Vorführungen ihrer Suchteams an Geräten wie Wippe, Tunnel oder Sprossenweg und durch das Aufeinander-eingespielt-Sein von Mensch und Tier. Beim DRK-Ortsverein lässt sich Reanimation inklusive des Umgangs mit einem Defibrillator üben, und die Feuerwehr informiert über das richtige Verhalten bei einem Brand, zu ihrer Arbeit und was Voraussetzungen für ein Engagement bei der Truppe sind. Später tourt außerdem Grisu als gar nicht so kleiner Drache und Feuerwehrmaskottchen nicht nur zur Freude der Kinder durch die Hallen. Apropos Kinder – für die halten Manfred Krautter und Walter Hieber in einem Miniwaldareal Angebote wie Holzfiguren bemalen oder ein kniffliges Baumpuzzle bereit.

Apothekenteams beraten, Sporttrainer und Ernährungsfachleute geben Tipps

Wer in die Turnhalle abbiegt, findet sich beim Schwerpunkt Gesundheit wieder. Bei Elvira Heugel lässt sich ein Säure-Basen-Test machen. „Übersäuerung kann viele Folgekrankheiten verursachen“, sagt sie. Am Stand erläutert sie ihren Ernährungsberatungsansatz und das Präventionskonzept, mit dem sie arbeitet, hat auch Kostproben ihrer Backrezepte mitgebracht. Laurent Gjolena von der Vitalwelt-Apotheke bietet eine Körperfettmessung an. „Das Gerät arbeitet mit Infrarottechnik“, sagt er. Liegt der Wert nicht im grünen Bereich, gibt es zwei Ansatzmöglichkeiten – Sport und Ernährung. „Theoretisch weiß man ja oft, was zu tun ist, aber die Umsetzung ist schwierig.“ Er empfiehlt einen kontinuierlichen Check und individuelle Beratung. Auch beim Sport gibt es viele Facetten und individuelle Ansatzpunkte: Fatih Terzi bietet beispielsweise ein Stoffwechsel-, Kraft- und Bodyrelaxtraining an. Hinter ihm hängt ein Anzug, der bei einem Elektromyostimulationstraining zum Einsatz kommt. Das beschreibt er als sehr konzentrierte Variante für Menschen mit wenig Zeit, die er aber noch mit Koordination kombiniert.

Martina Gerke hat zwei Themen: Nahrungsergänzungsmittel und Coaching. Am Wochenende bietet sie einen Neuausrichtungscheck an, sprich ein erstes Gespräch, was bei einem Coaching angeschaut werden könnte. Nebenan kann man Gemüse, Obst sowie Beeren in hoch konzentrierter Form als eine Art Nahrungsergänzungsmittelprävention kennenlernen. Wer nicht aufs Original verzichten möchte, aber keinen Garten oder Balkon hat, für den ist möglicherweise das „vertikale Gärtnern“ etwas. In einer Säule lassen sich Salat, Melonen, Auberginen, Zucchini und Kräuter in Steinwollewürfeln und mit Nährstofflösung sowie einer Lampe ziehen. Krankheit und Gesundheit inklusive ihrer sozialen und psychischen Komponenten spielen auch in der Pflege eine Rolle. Britta Schaal vom Erich-Schumm-Stift erläutert Angehörigen das Angebot der Tagespflege, bei der beispielsweise Erinnerungsarbeit, gemeinsames Kochen und das Miteinander in der Gruppe Wertvolles leisten können. Bei Katja Ganser von der Walterichs-Apotheke lässt sich ein Coronaantikörpertest machen. Bei mittleren Werten ist eine (erneute) Impfung zu überlegen, bei niedrigen empfohlen.

In der Festhalle erfährt man, dass Ernährung als Thema auch beim Haustier angekommen ist. Carina Hofmann schaut sich mit den Besitzerinnen und Besitzern an, was sich verbessern lässt, und bietet auch Produkte dazu an. Anlass sind oft Probleme – ähnlich wie beim Menschen – wie beispielsweise Juckreiz oder Durchfall.

Stadt und Stadtwerke Murrhardt informieren zum Portfolio ihrer Dienstleistungen von der Kinderbetreuung über den Online-Marktplatz bis hin zu den touristischen Angeboten. Stadtwerkebetriebsleiter Michael Schünzel hat immer wieder Anfragen, wie der Wechsel von Gas zur hackschnitzelbasierten Nahwärme möglich wäre. Noch hat das Netz Kapazitäten und schließt zurzeit auch weitere Straßen an. Die Nachfrage ist hoch. „Im Moment gibt es 50 Anträge“, sagt Schünzel. Auch die Stadtwerke seien mit Lieferproblemen konfrontiert. Das Granulat für die Plastikleitungen wurde bis zum Krieg in der Ukraine hergestellt. Anita Kaupert von der Energieagentur Rems-Murr macht eine Umfrage dazu, ob und wie intensiv Murrhardterinnen und Murrhardter ein leihbares Elektrolastenfahrrad nutzen würden, und bietet eine Energiekurzberatung an.

Die Volkshochschule informiert über digitale Gesundheitsthemen

Bei der Volkshochschule Murrhardt lässt sich ein 3-D-Drucker in Aktion erleben, es gibt einen Überblick übers Thema digitale Gesundheit und Teammitglieder erkundigen sich nach Verbesserungsvorschlägen. Ein Wunsch: Kurse so konzipieren, dass sie auch bei Schichtarbeit möglich sind. Der Seniorenrat informiert über seine Arbeit, eine Anregung ist beispielsweise, ein „Schwätzbänkle“ einzurichten. Darüber hinaus geht es um viele weitere Themen wie das Engagement des Krankenpflegevereins Murrhardt und der Diakonie ambulant Oberes Murrtal und eine Begleitung im Trauerfall.

Auch in der Stadthalle gibt es eine vielseitige Mischung – das Handwerk ist gut vertreten, Sporttraining und Slackline-Fitnessgeräte, auch Physiotherapie und Pflege sind präsent und die Telekom berät rund um die Registrierung für eine Glasfaserinternetverbindung. Außerdem gibt es Handwerkskunst aus zwei Partnerstädten zu bestaunen. Agata Stasik aus Rabka-Zdrój zeigt kuschlige Kreationen aus ihrer Nähwerkstatt. Das multifunktionale Kissen in Form einer Henne lässt sich bei Autofahrten für ein Nickerchen, beim Fernsehschauen oder als Buchstütze beim Lesen verwenden. Auch eine Fuchsvariante für Kinder hat sie im Gepäck. „Ist alles bei uns hergestellt, auch der Stoff“, sagt die Designerin.

Gleich nebenan steht Messerschmied Antoine Faucheux. Mit Ewen Blain präsentiert er die Messerkollektion made in Château-Gontier-sur-Mayenne. Die Taschen-, Küchen- und Besteckmesser sind individuell gefertigt, das Holz – sieben Arten stehen zur Verfügung – ist unterschiedlich behandelt und gefärbt. Das Duo erzählt, dass das kleine Unternehmen mittlerweile sieben Mitarbeiter beschäftigt.

In Bezug auf eine erste Bilanz sagt Bürgermeister Mößner: „Die Messe war ein Erfolg.“ Der Sonntag war der besucherstärkere Tag, aber auch der Samstag sei gut gelaufen und das Wetter habe wunderbar mitgespielt. Die allermeisten Aussteller seien zufrieden gewesen. Mößner hat auch wahrgenommen, wie sehr es die Menschen genossen haben, sich wiederzusehen, und so habe der eine oder andere viel länger verweilt als geplant. Zudem war zu hören, dass die Murrhardter Messe mit der persönlichen, familiären Atmosphäre punkten konnte.