Das Ende des Zweiten Weltkriegs jährt sich am 8. Mai zum 80. Mal. Initiativen, Gewerkschaften, Kirchen und Museen erinnern in Stuttgart daran. Ein Überblick.
Die Namen von Deportierten in der Gedenkstätte „Zeichen der Erinnerung“.
Von Jan Sellner
Stuttgart - Am 8. Mai vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg, der auch in Stuttgart tiefe Spuren hinterließ. Mehr als 4500 Menschen kamen bei 53 Luftangriffen auf die damals rund 458 000 Einwohner zählende Stadt ums Leben, darunter viele Zwangsarbeit. Mehr als 8000 Menschen wurden verletzt. Stuttgart war zugleich Schauplatz des NS-Terrors. Vom Nordbahnhof aus wurden zwischen 1941 bis 1945 Menschen aus Stuttgart, Württemberg und Hohenzollern in die Konzentrationslager Riga, Izbica, Auschwitz und ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Nur wenige überlebten. Der Verein Zeichen der Erinnerung listet in der Gedenkstätte am Nordbahnhof die Namen von 2653 deportierten jüdischen Opfern und die Namen von 234 betroffenen Sinti auf.
Am 8. Mai stehen die Ereignisse von damals im Zentrum von Gedenkfeiern und Veranstaltungen – auch in Stuttgart. Um 12 Uhr läuten die Kirchenglocken zum Gedenken. Kirchengemeinden laden zu Friedensgebeten ein. Eine große Kundgebung findet um 16 Uhr auf dem Karlsplatz statt. Die Stuttgarter Stolperstein-Initiativen, die Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber, der Stadtjugendring, die Initiative Gemeinsam gegen rechts und die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes erinnern gemeinsam mit Gewerkschaften (DGB, IG Metall und Verdi) an die „Befreiung von Faschismus und Krieg“. Reden werden unter anderem Kunst- und Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Grüne) und der französische Generalkonsul Gaël de Maisonneuve.
Rund um die Kundgebung wird mit etlichen Angeboten und Veranstaltungen des Jahrestags gedacht. So bietet die Kulturgemeinschaft um 15 Uhr vor der Stauffenberg-Gedenkstätte eine Führung „Vom Kaiserreich zum Hitlerfaschismus“ an. Um 17.30 Uhr werden am Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus am Stauffenberg-Platz Kränze niedergelegt. Um 19 Uhr stellt der Autor Hermann G. Abmayr sein neues Buch über den Stuttgarter Widerstandskämpfer und Arbeiterführer Willi Bleicher vor – an symbolträchtigem Ort: dem nach Bleicher benannten DGB-Haus.
Die evangelische und die katholische Kirche laden um 17 Uhr zu einem Gedenkgottesdienst mit dem evangelischen Stadtdekan Søren Schwesig und dem katholischen Stadtdekan Christian Hermes in die Domkirche St. Eberhard ein.
In der evangelischen Stiftskirche führen Chöre und Orchester aus Straßburg, Warschau und Stuttgart um 19 Uhr gemeinsam Gustav Mahlers Symphonie Nr. 2 auf, die „Auferstehungssinfonie“. Es sprechen dort Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl, Oberbürgermeister Frank Nopper und Kultur-Staatssekretär Arne Braun zum Ende des Krieges und der Bedeutung für heute. Das Konzert ist ausverkauft. Am 9. Mai um 19 Uhr wird es wiederholt. (Infos unter: www.stiftsmusik-stuttgart.de).
Das Haus der Geschichte in der Konrad-Adenauer-Straße bietet am 8. Mai freien Eintritt und mehrere Führungen an. Eine Themenführung um 11 Uhr geht auf Fragen zum Kriegsende in Baden und Württemberg ein. In der Stauffenberg-Erinnerungsstätte im Alten Schloss wird um 15 Uhr eine Führung zu Stauffenberg und den Mitverschwörern des 20. Juli 1944 angeboten. Im Lern- und Erinnerungsort Hotel Silber, dem ehemaligen Sitz der Geheimen Staatspolizei, beschäftigt sich um 17 Uhr eine Führung mit der Gestapo (Eintritt: 4 Euro). Das Haus der Geschichte bittet um Anmeldungen unter veranstaltungen-hs@hdgbw.de. Das Museum verweist zudem auf sein digitales Angebot zum Thema Kriegsende auf Instagram und anderen Social-Media-Kanälen (#Kriegsende1945).