Kein Instagram oder TikTok für alle, die noch nicht 16 sind? Der Kinderschutzbund sagt zu einer pauschalen Regelung nein – und nennt Gründe.
Social-Media-Angebote spielen im Leben vieler Jugendlicher eine große Rolle.
Von Tobias Peter
Der Kinderschutzbund lehnt pauschale Social-Media-Verbote für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren ab. „Verbote sind eine Kapitulation vor den Risiken des Internets und der sozialen Medien“, sagt die Präsidentin des Kinderschutzbundes, Sabine Andresen, unserer Zeitung. „Wie sollen Kinder auf einen sicheren Umgang damit vorbereitet werden, wenn sie erst mit 16 Jahren Zugang erhalten?“, fügte sie hinzu. „Wir laufen dann Gefahr, dass Jugendliche unvorbereitet auf eine digitale Welt treffen, die den Kinderschutz längst aufgegeben hat.“
Andresen betonte: „Kinder haben ein Recht auf Teilhabe – auch im digitalen Raum.“ Sie ergänzte: „Es ist unsere gesellschaftliche Aufgabe, den digitalen Raum so zu gestalten, dass Kinder und Jugendliche an ihm teilhaben können.“ Wer den Zugang beschränken wolle, müsse außerdem erklären, wie er das Verbot durchsetzen wolle.
Vorstoß aus der Bundesregierung
Der Kinderschutzbund reagierte damit auf Forderungen unter anderem aus der Bundesregierung nach Regeln für eine Altersbeschränkung von Social Media. So hatte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) für die Idee geworben: „Wir lassen unsere Kinder doch auch nicht ins Bordell oder in den Schnapsladen.“ Auch Justizministerin Stefanie Hubig erklärte, auf diese Weise könnten Kinder in ihrer Privatsphäre geschützt werden – für ein gesunde Entwicklung.
Skeptisch hatte dagegen der Deutsche Lehrerverband reagiert. Dessen Präsident Stefan Düll sagte, eine Altersbeschränkung sei „realitätsfern und auch nicht sinnvoll“. Es sei ein verständlicher Wunsch, die Kinder zu schützen. „Aber Facebook, Instagram und TikTok sind Teil einer Realität, in der junge Menschen lernen müssen, sich zurechtzufinden.“ Australien hat ein Social-Media-Verbot für Jugendliche unter 16 Jahren eingeführt, das nach ersten Erkenntnissen jedoch häufig umgangen wird.