Jugendliche und Internet

Social Media: Lehrerpräsident lehnt Altersbeschränkung ab

Ein Social-Media-Verbot für Jugendliche bis zu einem bestimmten Alter? Der Präsident des Lehrerverbandes, Stefan Düll, hält das für realitätsfern.

Social Media: Lehrerpräsident lehnt Altersbeschränkung ab

Lehrerpräsident Stefan Düll argumentiert, auch der kluge Umgang mit Instagram und TikTok müsse erlernt werden.

Von Tobias Peter

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Stefan Düll, lehnt Forderungen nach einem gesetzlichen Verbot sozialer Medien für Kinder und Jugendliche bis zu einem bestimmten Alter ab. „Das klingt für viele reizvoll, ist aber realitätsfern und auch nicht sinnvoll“, sagte er unserer Redaktion. Es sei ein verständlicher Wunsch, die Kinder zu schützen, so Düll. „Aber Facebook, Instagram und TikTok sind Teil einer Realität, in der junge Menschen lernen müssen, sich zurechtzufinden.“

Der Chef des Lehrerverbandes reagiert damit auf laute Rufe aus der Politik für neue Regeln. Eine klare Altersgrenze für die Nutzung sozialer Medien schütze Kinder in ihrer Privatsphäre und fördere eine gesunde Entwicklung, hatte Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) gesagt. Bildungsministerin Karin Prien (CDU) warb für eine entsprechende Regulierung mit den Worten: „Wir lassen unsere Kinder doch auch nicht ins Bordell oder in den Schnapsladen.“

Das Vorbild Australien – und die Probleme

Australien hat ein Social-Media-Verbot für Jugendliche unter 16 Jahren eingeführt, das nach ersten Erkenntnissen jedoch häufig umgangen wird. Düll bezweifelt, dass ein Verbot in Deutschland wirkungsvoll umgesetzt werden kann. Auch Eltern und Großeltern kommunizierten mit ihren Kindern mittels Social Media. „Der Staat sollte Familien keine überflüssigen Vorschriften machen“, betonte der Lehrerpräsident. Er verwies auf das Recht von Kindern und Jugendlichen, sich zu informieren. „Wenn sie sich zum Beispiel über Politik informieren, geschieht das oft über Social Media“, so Düll. „Besser dort als gar nicht.“

Es komme darauf an, Kinder zu einem klugen Umgang mit dem Internet zu erziehen, sagte der Lehrerpräsident, der auch Schulleiter an einem Gymnasium im Landkreis Augsburg ist. Darüber hinaus müssten die Schulen mit Unterstützung der Eltern gegen Mobbing kämpfen. „Es ist aber Unsinn zu glauben, Mobbing fände nur in sozialen Medien statt“, erklärte Düll.

Jenseits der Ampel über die Straße

Statt nur darüber zu diskutieren, was man Kindern und Jugendlichen verbieten solle, müsse es auch darum gehen, ihnen etwas zu ermöglichen. „Haben wir zum Beispiel genug Sportplätze?“, fragte Düll. Wenn Jugendliche sich übers Internet verabredeten, um dort Fußball zu spielen, sei das „doch gut“.

Der Präsident des Lehrerverbandes sagte, es klinge zwar paradox: „Aber man muss seinem Kind auch beibringen, jenseits der Ampel über die Straße zu gehen.“ Irgendwann sei es mit einer Gruppe anderer Kinder unterwegs und tue das sowieso. „Dann ist es besser, wenn es weiß, dass es links und rechts noch mal schauen muss“, sagte Düll. „Mit dem Internet ist es ähnlich“, sagte er. „Kinder müssen lernen, sich auch dort sicher zu bewegen, wo Problematisches lauert. So ist das Leben nun einmal.“