„Soko Stuttgart“ ermittelt in der Villa Franck

Für neue Folge der ZDF-Krimiserie wird in Murrhardt gedreht – 40-köpfiges Team nutzt Jugendstildenkmal als Ambiente

Ein paar große Teller mit Besteck, Vase und Tischdeko erinnern noch daran, dass im Salon der Villa Franck normalerweise auch Essen bei gepflegter Musik der Stuttgarter Saloniker stattfinden. Nun hat Hausherr Patrick Siben aber ganz andere, untypische Besucher zu Gast: Einrund 40-köpfiges Team der Bavaria Fiction, das im Auftrag des ZDF eine neue Folge für die „Soko Stuttgart“ dreht.

„Soko Stuttgart“ ermittelt in der Villa Franck

Letzte Absprachen mit dem Aufnahmeteam um Kameramann Stefan Ditner (Zweiter von links): Laura Schuhrk und Peter Ketnath (von rechts) spielen eine Szene auf der Treppe der Villa Franck.

Von Christine Schick

MURRHARDT. Die Schauspieler sitzen mit Regisseur Daniel Helfer auf mitgebrachten Klappstühlen bei einer kurzen Beratungsrunde vor dem Eingang der Villa Franck. Während die Technik für die Szene eingerichtet wird – die Kamera wandert auf den oberen Treppenabsatz inklusive Equipment fürs Licht und der Regieplatz wird weiter hinten im Salon aufgestellt –, heißt es für Alexandra Kamp, die in der Folge Mona Siebert spielt, und das Kommissarenduo, sich bereit zu machen. Allerdings ermittelt Jo Stoll (Peter Ketnath) diesmal nicht mit seiner Chefin Martina Seiffert, da Schauspielerin Astrid M. Fünderich gerade eine lange vereinbarte Auszeit nimmt und sich insofern im Drehbuch von einem Beinbruch erholt. Ihm steht nun Katja Weidemann zur Seite, gespielt von Elisabeth von Koch. Alexandra Kamp bekommt schminktechnisch den letzten Schliff und ihre langen Haare werden noch mal in Form gebracht, dann bittet Regisseur Daniel Helfer die drei, eine lockere Probe zu machen. Kurz wird diskutiert, wie das Trio vor dem Hintergrund einer Todesnachricht miteinander interagieren soll.

In Stöckelschuhen mit unglaublich hohen Absätzen nimmt Alexandra Kamp ihren Weg durch die Halle vor dem Saal. Das Smartphone auf Sprechhöhe beschwert sie sich heftig über den schlechten Service für ihren Schützling Fredo, der in der Heilerszene tätig ist, wie es auch das Mordopfer Meinhardt Lutter war. „Alexandra muss mehr nach rechts“, heißt es vom Kamerateam. Die schaut auf die Marmorplatten und fragt, ob man die Stelle, an der sie stehen bleiben soll, markieren kann. Doch dann wird ein Muster in den Steinplatten ausgemacht, das „wie ein Elefantenzahn aussieht“ und zur Orientierung reichen muss. Jetzt treten Elisabeth von Koch und Peter Ketnath auf den Plan. „Weidemann, Kripo Stuttgart, mein Kollege Stoll, können wir Sie kurz sprechen?“, sagt die künftige Interims-Soko-Chefin der ZDF-Krimiserie. Als die beiden ihr Gegenüber mit dem Tod von Meinhardt Lutter konfrontieren, reagiert dessen ehemalige Managerin seltsam distanziert, kooperiert aber. Sie kümmert sich mittlerweile um die Belange von Fredo, der ebenfalls in den Fall verstrickt ist. Die Szene ist im Kasten, soll aber mit einer weiteren Einstellung von anderer Position aus aufgenommen werden. Kamera und Technik werden neu platziert, Unterlegteppiche und Gestelle wandern ein Stück weiter. Peter Ketnath ruht sich kurz auf dem Sofabett aus, das zur Einrichtung der Szenerie im Bauhausstil gehört, und checkt seine Nachrichten auf dem Smartphone.

Dann geht es in die zweite Runde. Die beiden Kommissare nehmen nahe bei Kameramann Stefan Ditner Aufstellung. „Alexandra, bitte komm langsam ins Bild“, lautet nun die Anweisung, weil der Ausschnitt noch etwas kompakter ausfällt. Die erkundigt sich, wo genau die Bildkante verläuft, dann schlüpft sie in ihre Rolle und stellt sich wieder den Fragen von Katja Weidemann und Jo Stoll. Die Sequenz wird ein weiteres Mal gedreht, zwischendrin fährt Peter Ketnath in Schlittschuhmanier über den Boden, wohl um sich fit zu halten. Regisseur Daniel Helfer ist absolut zufrieden. „Sehr gut, super, good job!“, sagt er.

Es wird deutlich, wie aufwendig eine Filmproduktion ist. Das Team ist insgesamt zwei Tage in der Villa Franck, vorgestern standen sechs Szenen auf dem Plan, die eine Sendelänge von insgesamt 5,15 Minuten haben. Über den Daumen braucht eine Episode etwa 6,5 Drehtage. Für die Folge mit dem Arbeitstitel „Heilers Tod“ hat das Team bereits im Theaterhaus Stuttgart gedreht und wird zudem noch im Studio Szenen einspielen. Um in Murrhardt den Teil des Außendrehs kompakt einfangen zu können, hat es in der Sonne-Post übernachtet, bringt aber auch seine eigene Küche beziehungsweise einen eigenen Cateringwagen mit, sodass die Verpflegung während der Arbeit zeitnah und praktisch vonstattengehen kann. Der campiert auf dem Parkplatz neben dem Heinrich-von-Zügel-Gymnasium.

Zurück beim Dreh: Das Foyer wird für eine Kamerafahrt in Richtung Treppe genutzt. Auf den Stufen sitzen Peter Ketnath und Laura Schuhrk, die Gisa Koller verkörpert und ebenfalls mit Fredo in Verbindung steht. Es ist eine ruhige Szene, in der sich der Kommissar mit Gisa Koller unterhält und sich ein Bild von ihr zu machen versucht. Regisseur Daniel Helfer sitzt an seinem Bildschirm mit Kopfhörer, nickt, hinter ihm eine Handvoll Teammitglieder. Nach einigen Wiederholungen dann die Feststellung: „Gut, das war’s!“ Es brandet Applaus auf. Der bedeutet, dass auch diese Sequenz abgeschlossen ist.

„Soko Stuttgart“ ermittelt in der Villa Franck

Elisabeth von Koch (vorne) wird in der Maske für den nächsten Dreh vorbereitet. Fotos: J. Fiedler

Info
Bavaria Fiction Stuttgart ist mitten in der Produktion der elften Staffel

Die Folge mit dem Arbeitstitel „Heilers Tod“: Meinhardt Lutter, früher ein Star unter den Wunderheilern, ist von der Bildfläche verschwunden und taucht als Leiche in einer Baugrube mit gebrochenem Genick und 5000 Euro in der Manteltasche wieder auf. Schnell gerät Mona Siebert (Alexandra Kamp) in den Fokus der Ermittlungen. Sie war früher Lutters Managerin und betreut nun Fredo (Tobias van Dieken). Mona hat Lutter vor seinem Tod noch gesehen und auch ihre Fingerabdrücke sind auf dem Geld. Das stammt aber von Fredo, für dessen Finanzen sie zuständig ist. Bald konzentrieren sich die Ermittlungen auf Paul Kohlmann (Sebastian Weber), dessen Frau kürzlich an Krebs gestorben ist. Sie könnte wohl noch leben, wenn sie sich nicht in Lutters Hände begeben hätte. Aber auch Mona wird wieder verdächtig, denn Lutter hatte versucht, Fredo zu überreden, nur mit ihm in Brasilien neu anzufangen. Das könnte sie verhindert haben wollen, denn der schweigende Wunderheiler Fredo ist ihr Geschäftsmodell. Und dann ist da noch die gelähmte Gisa Koller (Laura Schuhrk), die von Fredo regelrecht besessen scheint.

Elisabeth von Koch spielt Kriminalhauptkommissarin Katja Weidemann und ist Vertreterin von Soko-Chefin Martina Seiffert in den Folgen 258 bis 262.

Die Krimiserie „Soko Stuttgart“ läuft immer donnerstags um 18 Uhr im ZDF. Ende Januar dieses Jahres haben bei der Bavaria Fiction die Dreharbeiten zur elften Staffel mit 25 neuen Folgen der Krimiserie begonnen. Mit einer Aufklärungsrate von rund 95 Prozent bei Kapitalverbrechen ist die Landeshauptstadt Baden-Württembergs aber auch eine der sichersten Städte in Europa. „Soko Stuttgart“ orientiert sich an der erfolgreichen Arbeit der Stuttgarter Polizei und verschafft dem Fernsehpublikum gleichzeitig einen Eindruck vom Leben in und um Stuttgart. Das ZDF und die Bavaria Fiction haben mit der „Soko Stuttgart“ eine erfolgreiche Vorabendserie etabliert. Der Medienstandort ist durch sie nachhaltig gestärkt worden. Auch deswegen wurde Produzent Oliver Vogel 2015 mit dem Ehrenfilmpreis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. Weitere Infos unter www.zdf.de/serien/soko-stuttgart.