Spektakuläre Strapaten-Akrobatik-Show

Deutschlandpremiere: Deutsch-skandinavisches Artistenquartett „Strapmania“ begeistert mit neu kreierten „Luftnummern“

Spektakuläre Strapaten-Akrobatik-Show

Akrobatik mit Strapaten: Die Gruppe „Strapmania“ zeigte umjubelte Kunststücke. Foto: J. Fiedler

Von Elisabeth Klaper

MURRHARDT.In der Luft zwischen Himmel und Erde ist mehr möglich, als man sich vorstellen kann. Dies gilt auch für die hohe Kunst der Akrobatik, wie die Gruppe „Strapmania“ aus vier begnadeten Nachwuchsartisten beim Varieté im proppenvollen Sommerpalast-Zelt eindrucksvoll unter Beweis stellt.

Statt des traditionellen Programms aus Auftritten von Artisten mit verschiedenen Geräten und akrobatischen Kunststücken aus unterschiedlichen Disziplinen kommt heuer die große Zuschauerschar, darunter viele Kinder, in den Genuss einer Deutschlandpremiere. Erstmals präsentiert das seit 2017 bestehende Artistenquartett „Strapmania“ beim Kleinkunstfestival im Stadtgarten der Walterichstadt seine spektakuläre Show, in der die Künstler Akrobatik, Tanz und Installation auf Spitzenniveau genial zu einem neuen Gesamtkunstwerk verschmelzen.

Die deutschen Akrobatinnen Mona Tesch mit rötlichen und Laura Borkowski mit blonden Haaren aus Hamburg, der Schwede Anders Björklund, zugleich Initiator und kreativer Kopf, sowie der Däne Rasmus Ohrt erweisen sich als virtuose Körperkünstler. Die Tatsache, dass sie aus verschiedenen Ländern kommen und Erfahrungen aus unterschiedlichen Zirkusschulen in Berlin und Kopenhagen sowie Akrobatikszenen einbringen, sei eine gute Basis für die gemeinsame künstlerische Recherche und Arbeit, betont Björklund. In „Strapmania“ verbinden sie sich zu einer Multipersonengemeinschaft, die ausschließlich mit den Strapaten als Geräten agiert.

Strapaten sind an Gurte erinnernde schmale, flexible Bänder, die von der Decke hängen. Sie ermöglichen es den Artisten, beim Auf- und Absteigen sowie Schweben zwischen Boden und Dach des Zirkuszelts Luftartistik auf Topniveau in höchster künstlerisch-ästhetischer Qualität zu gestalten. Stets sind sie in irgendeiner Form über die Strapaten miteinander verbunden, agieren gemeinsam und unterstützen sich gegenseitig. So gestalten sie eine fast unendlich erscheinende Vielzahl aus fließend ineinander übergehenden Übungen, Figuren und Posen verschiedenster Art. Dabei wechseln sich solistische Darbietungen ab mit Duo-, Trio- und Quartettszenen. Inspirationsquellen für die attraktiven neuen und einzigartigen Strapaten-Aktionen sind weiterentwickelte Elemente aus der klassischen Akrobatik am Trapez und mit dem Vertikaltuch, ebenso vom Kunstturnen und der rhythmischen Sportgymnastik. Die Show untermalt atmosphärische elektronische Musik, gemixt mit Klang-, Sprach- und Geräuschelementen. Höhepunkte sind zahlreiche ästhetische, teils symmetrische Körperfiguren, bei denen sich die Artisten mal an Armen und Beinen halten, mal auch nur an den Strapaten durchs Zelt schweben und schwingen.

Dazu gibt es eine graziöse Tanzeinlage mit eleganten synchronen und rhythmisch attraktiven Bewegungsabläufen. Weiter eine schwungvolle Solonummer von Anders Björklund mit verbundenen Augen. Überdies eine im Wortsinn fesselnde Aktion, in der die Damen Rasmus Ohrt mit etlichen Strapaten zu fesseln scheinen. Doch behindert ihn das offenbar überhaupt nicht, da er trotzdem ganz locker nach oben und wieder nach unten schwebt. Viel Freude macht dem Publikum, dass das „Strapmania“-Team auch mal die klassischen Rollen vertauscht. Mona und Laura zeigen, dass sie echte Powerfrauen sind, indem sie Anders und Rasmus unterstützen und auf ihren Schultern stehen lassen, damit sie nach oben klettern können, und kraftvoll weit durchs Zelt schwingen. Wunderschön sind auch akrobatische Duette mit je einer Dame und einem Herrn: Da sieht und spürt man, dass auch die Chemie zwischen den Künstlern stimmt. Mit faszinierender Körperbeherrschung, Kraft und Beweglichkeit meistert das Artistenquartett die enorme Herausforderung des Lebens in der Luft, wobei sie der Schwerkraft trotzen und vom Boden abgehoben scheinbar schwerelos durchs Zelt schwingen und kreisen. Die Strapaten symbolisieren die Zusammengehörigkeit und Freundschaft der einzelnen Charaktere, die ihre vielen kleinen einfühlsamen, intensiven und mächtigen Momentaufnahmen mit den Zuschauern teilen.

Quartett kreiert zwischen Himmel

und Erde überwältigende Szenerien

In kongenialen Interaktionen kreiert das „Strapmania“-Quartett überwältigende Szenerien aus völlig neuen Ideen und fantasievoll realisierten Möglichkeiten in der Strapaten-Artistik. Mit jubelnd-enthusiastischem rhythmischem Beifall bringen die Zuschauer ihre Begeisterung über die „Strapmania“-Show zum Ausdruck, ebenso ihren Wunsch nach einer Zugabe. Doch die Vorführung hat die vier Künstler enorm viel Kraft gekostet, sodass sie ausgepowert sind und keine weitere „Luftnummer“ mehr draufsetzen können.

So dankt Anders Björklund dem Sommerpalast-Team für die Chance der Showpremiere, Marina Rieger, die das Projekt „Strapmania“ gestaltete und als Assistentin der Artisten fungierte, Regisseurin Elise Bjerkelund Reine und Choreografin Lena Zinnen. Dann lädt Björklund das Publikum noch ein zur anschließenden Party mit einer Band aus musikalisch talentierten ehrenamtlichen Helfern des Festivals.