Spektakuläres Sonnensegel bald wieder weg

Das neue Sonnensegel über dem Südheimer Platz wirft seinen Schatten auf die Fläche unter sich. Wem bringt das etwas? Markus Bauer, der dort oft ist, weiß die Antwort.

Spektakuläres Sonnensegel bald wieder weg

Ein wirklicher Hingucker: das neue Segel am Südheimer Platz in Stuttgart-Süd. Für wen wirft es Schatten?

Von Judith A. Sägesser

Stuttgart - Nichts los unter dem Segel an diesem Mittag. Die Sonne brennt vom Himmel, das neue, spektakuläre Sonnensegel am Südheimer Platz wirft einen großen Schatten – die Frage ist: für wen?

Mit einem Jahr Verzögerung wurde der aufwendige Sonnenschutz in diesem Sommer erstmals installiert. Neben den aktuell 29 Sonnenschirmen, die die Stadt diesen Sommer in Stuttgart verteilt hat, die aufwendigste Konstruktion; das Segel macht von den 350.000 Euro Gesamtkosten 110.000 Euro aus. Ein Hitzeschutz für den Südheimer Platz sei der Wunsch des Gemeinderats gewesen, sagt der Stadtsprecher Harald Knitter.

Neuer Schattenspender am Südheimer Platz

Doch wie sinnvoll ist ein Segel mitten auf dem Platz? Das fragen sich manche mit Blick auf den neuen Schattenspender. Wer sich an den Südheimer Platz setze, setze sich gewöhnlich auf die Wiese oder auf eine der Bänke am Rand, berichtet Markus Bauer von der Stadtteilinitiative Heslach; er wohnt gleich ums Eck und ist an mehreren Tagen die Woche da. Die Initiative betreibt am Südheimer Platz auf ehrenamtlicher Basis ein kleines Häuschen namens „MachBar Süd“, an dem man Spiele, Sitzmöbel und Sonnenschirme für einen schönen Aufenthalt borgen kann.

Laut Bauer ist es aber auch nicht so, dass unter dem Segel nie jemand sei. Er sehe regelmäßig eine Tanz- oder eine Sportgruppe, die dort zugange seien. Und ob auf dem Fahrrad, auf Rollschuhen oder dem Skateboard – Kinder würden dort immer wieder ihre Runden drehen. Neulich sei gekickt worden.

Das Segel findet die Initiative grundsätzlich gut. „Wir finden es auch gestalterisch ganz gelungen“, sagt Bauer. „Es ist ein Anfang.“ Um den gesamten Platz wirklich vor Hitze zu schützen, brauche es aber mehr. Da sei das Segel „ein Tropfen auf den heißen Stein“, wie er sagt. Seine Vorschläge: „Zum Beispiel die Begrünung der ohnehin völlig überflüssigen querenden Spielstraße, die für alle Menschen dort nur eine Gefahr bedeutet.“ Oder weitere Schattenspender über dem Rasen.

Bald wird das Segel in Stuttgart wieder abgehängt

Was ihn und die anderen verwundert: dass die Stadt das Segel nur geliehen hat und es schon Ende August wieder abgehängt wird. „Das ist mir unverständlich, das ist ja eine total massive Konstruktion.“ Harald Knitter, Sprecher der Stadt, erklärt: „Die Fläche wird für die Baustelleneinrichtung zur Verlängerung der Hochbahnsteige auf 80 Meter in Heslach benötigt.“ Ob es dann 2026 überhaupt wiederkommt? Knitter: „Der künftige Einsatz hängt ebenso wie bei den Schirmen davon ab, ob der Gemeinderat im neuen Doppelhaushalt 2026/27 Gelder bereitstellen wird.“

Womöglich würde das Segel an Attraktivität gewinnen, wenn das Wasserspiel am Südheimer Platz wieder ginge. „Das ist außer Betrieb“, sagt Markus Bauer. Der Stadtsprecher Harald Knitter bestätigt. „Die Steuerung des Wasserspiels hat aktuell einen Defekt“, sagt er. „Sobald dieser behoben ist, geht das Wasserspiel wieder in Betrieb.“