Pfarrer Hans Joachim Stein freut sich, dass die Sanierung der Stadtkirche glatt lief und Dachstuhl, Dach und Fassade für lange Zeit fit gemacht sind.
Von Christine Schick
MURRHARDT. Über eine eiserne Wendeltreppe, danach über unzählige hölzerne Stufen geht es mit Pfarrer Hans Joachim Stein nach oben. Auf dem Dachstuhl angekommen, lässt sich die Sanierung vor allem an den zahlreichen neuen Balken in hellem Holz ablesen. Auf einem relativ breiten Dielenboden kann man unter dem Dach entlanggehen, auch er ist mit neuen Hölzern ausgestattet. Hans Joachim Stein bleibt stehen. „Hier sind wir in der Vierung, wo Hauptschiff und Seitenschiffe zusammenlaufen“, sagt er. Immer wieder sind ausgetauschte Balken oder Balkenteile zu entdecken, auch die Sparren wurden erneuert. An der Seite eines Balkens sitzt eine Rolle mit weiß ummanteltem Kabel. Sie verweist darauf, dass die Elektrik überholt wurde. Die über den Dachstuhl aufgehängten Lampen haben eine Sicherung erhalten. Hingen sie früher einfach am stromversorgenden Kabel, ist dieses nun über ein weiteres angebunden.
Beim Ostchor auf Dachebene ist zu sehen, dass ebenfalls viele Hölzer ausgetauscht werden mussten. Neben dem Dachstuhl kam auch das Dach hinzu, das neu gedeckt wurde. Die Fachleute haben beim Hauptdach alle Ziegel wiederverwendet, die noch in Schuss waren, an den Seitendächern hieß es, teils neu nachzulegen, berichtet Kirchenpfleger Bernd Fischer. Das hatte den Vorteil, dass so die noch intakten Biberschwänze wieder ihren Platz auf dem Hauptdach gefunden haben, gleichzeitig aber kein Flickenteppich und ein visuell einheitliches Bild entstanden ist. Auf der Liste standen weiter die Instandsetzung der Schallschutzläden an den Türmen, ein Blitzschutz sowie eine Taubenvergrämung. An den typischen Stellen, an denen sich die Tiere zuvor niedergelassen haben, wurde ein dünner Draht angebracht, der dies nun verhindert. Auch der Fassade haben sich Fachleute angenommen, um sie an angegriffenen Bereichen auszubessern, Fugen zu ertüchtigen und den Anstrich stellenweise zu erneuern.
Pfarrer Hans Joachim Stein und Kirchenpfleger Bernd Fischer sind froh, dass das umfangreiche Sanierungsprojekt, das im Spätherbst 2019 begann und zu dem auch das Entfernen von schädlichem, altem Dämmmaterial sowie eine Reinigung des Dachstuhls gehörte, unfallfrei über die Bühne gegangen ist. „Wenn ich mich daran erinnere, wie die Zimmerer manchmal auf dem Dach unterwegs waren, wird mir heute noch ganz anders“, sagt Stein. Bei den Kosten hofft die evangelische Kirchengemeinde Murrhardt, im Plan zu bleiben. „Unser Budget war mit rund zwei Millionen Euro veranschlagt, und es sieht so aus, als könnten wir das halten“, sagt Bernd Fischer. Geholfen habe dabei auch die Mehrwertsteuersenkung im vergangenen Jahr.
Neben einigen wenigen Restarbeiten gibt es auch noch ein weiteres Thema, das im Blick zu behalten ist: die tierischen Bewohner der Murrhardter Stadtkirche – die Fledermäuse. „Man geht von einer Population der Breitflügelfledermaus mit 50 bis 60 Tieren aus.“ Für sie wurden sechs Kästen im Gotteshaus eingebaut, die ihnen künftig als Wohnquartiere dienen sollen. Wie Pfarrer Stein berichtet, haben diese einen dreieckigen Grundriss. Der Bestand soll aber nochmals unter die Lupe genommen werden, weil die Fachleute sichergehen wollen, dass die Tiere auch wiederkehren und in Bezug auf die (Wohn-)Verhältnisse alles glatt gelaufen ist beziehungsweise die Bedingungen auch weiterhin stimmen. Dies werde mit dem Planungsbüro für Freiraum-, Stadt-, und Landschaftsplanung Roosplan in Backnang entsprechend abgestimmt. Pfarrer Hans Joachim Stein ergänzt, dass aber auch der Ortsverein des Nabu immer wieder ein Auge auf die Fledermäuse hatte. Nach dem Augenschein hätten sich die Tiere durch das Gerüst nicht groß beeindrucken lassen und auch während der Bauarbeiten ihren Weg nach drinnen und draußen gut gefunden.
Ähnlich wie das Großprojekt Kindergartenneubau Klosterhof geht der Abschluss der Stadtkirchensanierung in Pandemiezeiten vergleichsweise still über die Bühne. Aber Pfarrer Stein hofft, dass entweder in späterer Zeit eine gemeinsame Stippvisite beispielsweise verbunden mit einem Gottesdienst oder auch Führungen angeboten werden können.
Die Elektrik wurde ertüchtigt. Fotos: J. Fiedler
Das Dach des Ostchors: Eine ganze Reihe der Balken musste ausgetauscht werden.