Stelldichein der Kreativen im Stadtgarten

Beim Januariusmarkt in Murrhardt bieten über 100 Künstler und Kunsthandwerke ihre Schätze feil – Workshops für Kinder

Pfingstzeit ist Marktzeit, so auch in Murrhardt. Es drängt die Menschen bei schönem Wetter hinaus in die Natur, aber ein bisschen Konsum darf schon sein. Dass dieser sich auch ganz individuell und nachhaltig gestalten lässt, bewies der traditionelle Januariusmarkt ein weiteres Mal.

Stelldichein der Kreativen im Stadtgarten

Buntes Treiben: Künstler und Kunsthandwerker können sich und ihre Schätze beim Markt präsentieren. Die Besucher haben auch Gelegenheit, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Fotos: A. Becher

Von Carmen Warstat

MURRHARDT. Bereits zum 15. Mal fand er jetzt statt, und wie immer bot er Ausstellern und Besuchern Gelegenheit, dem Alltag zu entfliehen. Januarius, das ist der Schutzheilige unter anderem der Goldschmiede und Patron des ehemaligen Murrhardter Klosters, dessen einstige Anlage heute mit Stadt- und Walterichskirche sowie Stadtgarten zum reizvollen Ambiente des alljährlichen Markttreibens beiträgt. Mit kräftigen Böllerschüssen des Schützenvereins Karnsberg und einer Ansprache von Bürgermeister Armin Mößner wurde es eröffnet. Mößner dankte den „guten Seelen des Marktes“ für ihr unermüdliches Engagement und nannte insbesondere Maria SchetterFluor und Erwin Fluor. Mitgebracht hatten die beiden Sven Kollak, der als Mitorganisator für Tontechnik und Bühne sorgte sowie die Moderation übernahm. Denn neben den wundervollen Ständen der 105 Kunsthandwerker und Künstler gab es auch ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm: Tanzvorführungen, Musik und Zauberei wechselten einander ab und Nachtwächter Christian Schweizer machte ganz zum Schluss dem zweitägigen bunten Treiben schließlich ein freundliches Ende.

Zuvor kamen auch die Kinder nicht zu kurz, hatten sie doch Gelegenheit, mit der eigens installierten nostalgischen Nellmersbacher Feldbahn zu fahren, Alpakas und Ponys kennenzulernen, sich von Claudia Maria Karnatjan elfengleich schminken zu lassen oder in Friederike Seeburgers Märchenzelt in andere Welten zu reisen. Für Groß und Klein gab es außerdem Animationen und Workshops, etwa mit dem Bürstenmacher Michael Baumgärtner oder bei Heinrich Billes am Webstuhl, bei der Herstellung von Kräutersalzen mit Helga Häbich und Manuela Stricker, beim Drechsler Jürgen Klopsch oder dem Korbmacher Stefan Lemke und auch beim Bildhauer Jo Nagel. Sie alle boten ihre Produkte auch zum Kauf an, warben für echtes Handwerk und wollten zeigen, „dass es so etwas tatsächlich noch gibt“, wie es Stefan Lemke formulierte.

Umwerfend gestaltete sich die Vielfalt der Verkaufsstände. Da gab es verschiedenste Keramikangebote und Betonerie, Schmuck, der bunter und schillernder nicht hätte sein können, aber auch Schlichtes aus Naturmaterialien, fantasievoll-heitere Dekorationsobjekte aus kleinen Steinen, Mode aus Leinen und Wollmaterialien sowie Upcycling-Modelle, Leder, Loden, Lammfelle, Papierkunst der verschiedensten Art, Holzkunst immer wieder anders, Mineralien und Fossilien, Seifen und Marionetten, originelle Deko-Objekte für den Garten, ein beeindruckendes Fotoprojekt sowie anderes mehr.

Die unter diesen Bedingungen nicht ganz einfache Aufgabe, die Stände mit Schulnoten zu bewerten, kam der schwäbischen Waldfee Leonie Treml, dem Stadtrat Wolfgang Hess sowie dem Kulturamtsleiter Uwe Matti zu. Gewonnen hat Daniela Freund, die einzigartige Kleinmöbel herstellt. Sie darf im nächsten Jahr wiederkommen, ohne die Standgebühr zu bezahlen. Die Plätze zwei und drei belegten Petra Ade und Kathrin Döring, beide mit Keramikständen. Auch die Maler Susanne Bacher-Schwenger, Halina Strokol, Peter Müller und Horst Tschirner waren gekommen, um einige ihrer Werke zu zeigen. Mit anderen Künstlern der Backnanger Baracke werden sie im Herbst wieder eine große Ausstellung im Landratsamt bestreiten.

Und nicht zuletzt die Gaumenfreuden: Auch hier waren Künstler am Werk. Sie verwöhnten Markttreibende und Besucher mit Leckereien aus aller Herren Länder, sodass verlockende Düfte zum Schlemmen einluden, auch wenn Bürgermeister Mößner gemahnt hatte: „Bitte nicht nur essen und trinken!“ Denn Künstler und Kunsthandwerker leben vielleicht ihre Träume, müssen aber auch verkaufen. Schließlich sollen sie ja wiederkommen, so Mößner. Wünschenswert ist es allemal, die Tradition des Januariusmarkts zu erhalten.

Stelldichein der Kreativen im Stadtgarten

Das Ensemble der ehemaligen Klosteranlage mit Stadtkirche ist ein klasse Ambiente für den Markt.