ADAC warnt Autofahrer

Tanken an der Autobahn: In Baden-Württemberg besonders teuer

An den Autobahntankstellen in Baden-Württemberg wird besonders kräftig zugegriffen. Der ADAC hat jetzt eine offizielle Warnung ausgesprochen.

Tanken an der Autobahn: In Baden-Württemberg besonders teuer

Unter zwei Euro ist der Kraftstoff an den meisten Autobahnraststätten schon lange nicht mehr zu haben.

Von Eberhard Wein

Knapp 2,11 Euro hat der Liter Diesel an diesem Donnerstag an der Raststätte Sindelfinger Wald gekostet. Wer hingegen im Sindelfinger Stadtgebiet tankte, dem wurde der Liter Dieselkraftstoff zur selben Zeit meist für weniger als 1,60 Euro angeboten. Der Preisunterschied von gut 50 Cent ist keine Ausnahme. Das hat der ADAC jetzt ermittelt.

Dass der Sprit an der Autobahn mehr kostet als an anderen Stationen, ist nicht neu. Doch die Differenz werde immer größer, sagte der Sprecher des ADAC Württemberg, Julian Häußler. In einer Stichprobe betrachtete der Automobilclub bundesweit insgesamt 50 Tankstellen an deutschen Autobahnen. Das Ergebnis: wer nur wenige Kilometer weiter fuhr und an der nächsten Ausfahrt die nächstgelegene Tankstelle aufsuchte, konnte bei Diesel im Schnitte 42,5 Cent sparen. Bei Super E10 waren es 43,7 Cent. 2024 hatte der Unterschied noch bei 38 Cent für Diesel und 39 Cent für Super E10 gelegen.

Viele Autofahrer sind zu bequem

In Baden-Württemberg werde demnach besonders kräftig zugelangt. Hier beträgt der Aufschlag für den Liter Diesel im Schnitt 48 Cent. „Nur in Rheinland-Pfalz und Hessen sind die Preisunterschiede mit 52,1 Cent und 48,7 Cent noch größer“, sagte Häußler. Der ADAC rate Autofahrern daher dringend dazu, die Autobahntankstellen zu meiden. „Ein kurzer Umweg lohnt sich so gut wie immer“, sagte der Abteilungsleiter Verkehr und Umwelt beim ADAC Württemberg, Holger Bach. In Baden-Württemberg koste eine 50-Liter-Tankfüllung an einer Tankstelle neben der Autobahn rund 24 Euro weniger. Offenbar sei vielen Autofahrern der riesige Preisunterschied nicht bewusst, andere seien offenbar zu bequem.

Der Rund-um-die-Uhr-Betrieb, die Bereitstellung von Parkplätzen und der Unterhalt von Toilettenanlagen koste Geld, hinzu kämen Konzessionsabgaben. Jedoch rechtfertige dies nicht die extremen Preisaufschläge. Ein Grund für die Situation ist nach Ansicht des ADAC das an der Autobahn herrschende Monopol. 90 Prozent der Raststätten in Deutschland werden von der Gesellschaft „Tank & Rast“ und deren Franchisenehmern betrieben. Das einstige Bundesunternehmen befindet sich im Besitz eines internationalen Konsortiums, zu dem ein kanadischer Infrastrukturfonds, der Staatsfonds von Abu Dhabi, die Münchner Rückversicherung und eine Allianztochter gehören.

„Mitarbeiter spüren tagtäglich den Unmut“

Ein Sprecher des Unternehmens, das noch bis 2045 die Konzession für die Raststätten besitzt, wies eine Verantwortung für die hohen Preise gegenüber unserer Zeitung allerdings zurück. „Die Kraftstoffpreise werden allein von den jeweiligen Mineralölanbietern festgelegt. Diese entscheiden nach eigenem Ermessen darüber, welche Margen sie erzielen wollen.“ Das Thema sei Tank & Rast aber bewusst. „Unsere Mitarbeitenden an den Tankstellen erleben tagtäglich den Unmut vieler Reisender über die hohen Kraftstoffpreise.“

Die geringsten Preisunterschiede registrierte der ADAC übrigens an den Autobahnen in Mecklenburg-Vorpommern. Dort betrug die Differenz lediglich 13,6 Cent bei Super E10 und 7,6 Cent bei Diesel. „Dieses Beispiel zeigt, dass Kraftstoff an der Autobahn auch zu relativ fairen Preisen verkauft werden kann“, sagte Häußler. Mecklenburg-Vorpommern schneide aber auch deswegen so gut ab, weil eine der dort untersuchten Tankstellen nicht zu „Tank & Rast“ gehöre.