Skandal in Brüssel

Überraschender Nachwuchs in Belgiens Königshaus

Prinz Laurent macht öffentlich, dass er einen 25 Jahre alten Sohn hat. Es ist nicht die erste Eskapade im Königshaus.

Überraschender Nachwuchs in Belgiens Königshaus

Prinz Laurent (Bildmitte), hier im Kreise seiner Familie, hat überraschend Nachwuchs bekommen. Er präsentierte seinem Volk einen unehelichen Sohn.

Von Knut Krohn

Belgiens Untertanen sind Kummer gewöhnt. Immer wieder überrascht das Königshaus mit kleinen oder größeren Skandalen, die vom Volk aber meist mit einem desinteressierten Schulterzucken quittiert werden. Die jüngste Enthüllung ist ein unehelicher Sohn von Prinz Laurent, dem Bruder von König Philippe. Der junge Mann heißt Clement Vandenkerckhove, ist inzwischen 25 Jahre alt und entstammt einer einstigen Beziehung des als eher lebenslustig bekannten Prinzen mit der flämische Schauspielerin Wendy Van Wanten, die mit bürgerlichem Name Iris Vandenkerckhove heißt.

Der Palast kommt der Veröffentlichung zuvor

Das Herrscherhaus sah sich offensichtlich dazu gezwungen, das kleine Geheimnis zu lüften, denn der flämische TV-Sender VTM hatte angekündigt, in diesen Tagen eine Dokumentation zu senden, in der sich Clement und seine Mutter der Öffentlichkeit offenbarten. Prinz Laurent kam in der Sendung allerdings nicht zu Wort. Erstaunlich für die Belgier war allerdings nicht der uneheliche Sohn, sondern die ruhige und diskrete Art, wie diese Affäre von allen Seiten behandelt wurde.

Zu gut in der kollektiven Erinnerung ist noch die überaus unappetitliche Auseinandersetzung um Prinzessin Delphine. Die heute 57-Jährige ist die uneheliche Tochter von Altkönig Albert II. (91) und musste sich ihre Anerkennung in einem jahrelangen Rechtsstreit vor den höchsten Gerichten des Landes erkämpfen. Nur ein erzwungener DNA-Test brachte die Wahrheit ans Licht. Sehr widerwillig wurde die impulsive Frau daraufhin in den Kreis der Familie aufgenommen.

Gelassenheit bei allen Beteiligten

Die einschlägigen Palast-Experten in Belgien erwarten dieses Mal weniger Aufsehen. Vincent Dujardin, Historiker und Professor an der Université de Louvain, lobt geradezu die Gelassenheit aller Beteiligten. Und dennoch stellt sich die Frage, welche Konsequenzen die Enthüllung für das Königshaus haben wird. „Das alles ist eine sehr wichtige Nachricht für die Betroffenen, hat aber keine rechtlichen Konsequenzen“, beruhigt Vincent Dujardin in der Tageszeitung „Le soir“. Tatsächlich sei Prinz Laurent zum jetzigen Zeitpunkt nur der biologische Erzeuger des jungen Mannes, nicht aber sein rechtlicher Vater. Clement Vandenkerckhove könne also weder den Namen Sachsen-Coburg tragen noch Prinz von Belgien werden, betont der Professor. Auch von der Thronfolge sei er ausgeschlossen.

Die Nachricht des unehelichen Sohnes wird von den Untertanen wohl auch deshalb mit Gelassenheit hingenommen, weil sie von Prinz Laurent bereits manche Eskapaden gewöhnt sind. Wobei dessen notorische Raserei das kleinere Übel ist und ihm, neben unzähligen Strafzetteln, den Spitznahmen „Prinz Vollgas“ eingebracht hat. Seit seiner Ausbildung auf einer Militärakademie mäandert der Prinz durch das Berufsleben. So arbeitete er in der Pharmabranche und auch im Luftfahrt- und Freizeitsektor. Zudem absolvierte er Praktika etwa beim Internationalen Währungsfonds und den Vereinten Nationen. Ihm wurde auch schon vorgeworfen, dass seine Villa im Brüsseler Vorort Tervuren mit veruntreutem Geld renoviert worden sei. Dann wurden seine Bezüge von der Regierung gekürzt, weil er an einem hohen Empfang in der chinesischen Botschaft in Brüssel in Uniform teilnahm, was den strengen Regeln des Militärs widerspricht. Auch das Scheitern eines Projektes mit einem libyschen Investmentfonds, den er auf eine millionenschwere Entschädigung verklagt hat, beschäftigt noch heute die Gerichte.

Nicht der erste Skandal von Prinz Laurent

Jüngst sorgte Prinz Laurent für Kopfschütteln, als er überraschend Auswanderungspläne verkündete. Offensichtlich fühlte sich der 63-Jährige in seiner Heimat nicht mehr willkommen, weshalb er nach Italien ziehen und die dortige Staatsbürgerschaft annehmen wollte. Er spüre die Gene seiner aus Italien stammende Mutter Ex-Königin Paola in sich, so seine Erklärung.

Clement Vandenkerckhove scheint dieses unstete Dandy-Gen von seinem blaublütigen Vater nicht geerbt zu haben. In der TV-Dokumentation erklärte der 25-Jährige, dass es sein Wunsch sei, weiter „normal leben zu können“ und nicht ständig die vorwurfsvolle Frage hören zu müssen, dass er nicht wisse, wer sein Vater sei. Und vielleicht geht für ihn auch ein zweiter Wunsch in Erfüllung: endlich einmal mit seinem Vater ein Bier trinken gehen zu können.