Voller Energie und Experimentierfreude

Beim Herbstkonzert des Musikvereins Stadtkapelle Murrhardt laufen Jugendstadtkapelle, Flötenkinder und Blasorchester zur Topform auf, sprühen vor Musizierfreude und zeigen ihr ganzes Können und ihre Vielseitigkeit.

Voller Energie und Experimentierfreude

Gemeinsam mit der Jugendstadtkapelle haben 30 Blockflötenschülerinnen und -schüler, die teils Naemi Leupert in der vereinseigenen Jugendmusikschule, teils Andrea Eitel im Rahmen der Kooperation mit der Hörschbachschule unterrichtet, beim Konzert ihren Auftritt. Foto: Elisabeth Klaper

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. „Das passt“ und „das ist spitze“: So lässt sich heuer das Herbstkonzert des Musikvereins Stadtkapelle auf den Punkt bringen. Die Mitwirkenden der Jugendstadtkapelle, die Flötenschülerinnen und -schüler und das Blasorchester musizierten in Topform mit vollem Einsatz und hatten hörbar jede Menge Spaß dabei. Sie bescherten dem Publikum in der fast voll besetzten Festhalle einen Abend voller melodisch, harmonisch und rhythmisch wunderschöner Hörerlebnisse.

Enorm entwickelt hat sich die Jugendstadtkapelle: Dirigiert von Jugendleiter Kevin Perri, präsentierten die Mädchen und Jungen eine kleine musikalische Weltreise mit souverän gestalteten modernen, teils herausfordernden konzertanten Werken, Melodien aus Film und Musical und bekannten Pophits. Voller Power, Schwung und Präzision in Melodik, Harmonik und den kleinen Feinheiten brachte der Nachwuchs unter anderem Michael Storys prachtvolles „Pax Americana“ oder das klangfarbenreiche „Einen Traum verwirklichen“ von Jared Barnes zur Geltung. Im perkussionistisch akzentuierten Shanty „The Wellerman“ aus Neuseeland veranschaulichten die Musiker akustisch stimmig den harten Kampf des Walfängers gegen die Natur.

Ein Höhepunkt war der Auftritt von rund 30 Blockflötenschülerinnen und -schülern, die teils Naemi Leupert in der vereinseigenen Jugendmusikschule, teils Andrea Eitel im Rahmen der Kooperation mit der Hörschbachschule unterrichtet. Mit hörbar großer Spielfreude intonierten sie harmonisch und rhythmisch mitreißend „Recorder Cha Cha“ und „Regentanz“ von Ivo Kouwenhoven mit der Jugendstadtkapelle. Alles klappte wie am Schnürchen und klang einfach schön, daher signalisierten die Gäste jubelnd-stürmisch applaudierend: „Super, Zugabe!“ Also setzten Flöten und Jugendstadtkapelle noch den „Hey!“-Song zum Mitrufen und -klatschen obendrauf.

Voller Spannung erwarteten die Zuhörer, wie das Blasorchester unter Regie des neuen musikalischen Leiters Jozsef Luczek klingt – und waren hin und weg. „Wir haben schon ganz schön Fahrt aufgenommen“, stellte Musikvorsitzender Stefan Eitel fest. In nur acht Wochen Probezeit haben die Aktiven die große Herausforderung mit Bravour gemeistert, teils äußerst knifflige klassische und moderne Werke in Topqualität sinfonisch mit einer beeindruckenden Klangfülle und Bandbreite melodischer, harmonischer und rhythmischer Möglichkeiten darzubieten. Dabei war glasklar zu hören: Dirigent und Blasorchester harmonieren bestens. Die Musikerinnen und Musiker sprühten vor Energie, agierten topmotiviert und zeigten das ganze Spektrum ihrer Fähigkeiten.

Wie viel Schwung alle draufhaben, zeigten sie mit dem „Mrignan-Marsch“ des Schweizers Jean Daetwyler. Aus der Kantonshymne „Walliser Lied“ schuf er ein wunderschönes, melodiöses Werk mit herrlich vorwärtsstrebender Rhythmik im Sechsachteltakt, was die Vorstellung eines über den Genfer See fahrenden Vergnügungsdampfers hervorrief. Prächtig orchestral klang Antonin Dvóraks facettenreicher Slawischer Tanz Opus 46 Nr. 10, wobei die verschiedenen Instrumentengruppen höchst präzise aufeinander abgestimmt agierten. Ein Höhepunkt war Astor Piazzollas emotional und klanglich vielschichtiger Konzerttango „Oblivion“ mit hinreißend schönem Sopransaxofonsolo von Naemi Leupert. Vollendet interpretierte sie die Melodiestimme, die im Original das Bandoneon spielt. Dass im Blasorchester etliche Solotalente stecken, zeigte Mario Bürkis „Visions“, ein spannendes dreiteiliges Werk mit vielen fantasievollen, stilistisch variantenreichen und überraschenden Elementen. Von verschiedenen Standorten im Saal aus trugen Tiziana Eitel (Oboe), Rainer Wurst (Tenorhorn), Heiko Bader (Posaune) und Stefan Eitel (Trompete) souverän atmosphärisch und charakterlich diverse Solopartien vor.

In der Suite „Die drei Türme“ von Marc Jeanbourquin veranschaulichten die Musiker mit modernen und traditionellen Stilmitteln drei historische Denkmäler an der Stadtmauer der Schweizer Stadt Fribourg. Am schönsten wirkte der tänzerische Abschluss, in dem sich das bunte, ausgelassene Treiben eines mittelalterlichen Fests widerspiegelte. Popmusikfans kamen auf ihre Kosten beim Medley mit Tophits der kalifornischen Popgruppe Toto aus den 1980er-Jahren, wobei das Blasorchester „Africa“ mit allerlei Perkussionsinstrumenten besonders stimmig inszenierte. Enthusiastisch jubelnd und klatschend zeigte das Publikum seine riesengroße Begeisterung über diese Vielfalt grandioser Hörgenüsse und bekam noch zwei Zugaben.