Der Sender hat das Friedenslied von der Nominierungsliste genommen – die Hörer wählen „Nein, meine Söhne geb’ ich nicht“ von Reinhard Mey bei der Hitparade trotzdem auf Platz 12.
Reinhard Mey hat das Lied „Nein, meine Söhne geb’ ich nicht“ im Jahr 1986 geschrieben.
Von Uwe Bogen
Bei der SWR-1-Hitparade hat sich Reinhard Meys Klassiker im Vergleich zum Vorjahr sogar verbessert. Damals kam „Nein, meine Söhne geb’ ich nicht“ auf Platz 13 – und steht jetzt auf Platz 12, was die Fans am Freitagabend in der Schleyerhalle gefeiert haben. Der Erfolg des Anti-Kriegsliedes ist von einer Kontroverse überschattet: Der SWR hatte das Stück nicht in die offizielle Nominierungsliste aufgenommen, was für Proteste sorgte. Hörerinnen und Hörer, die für den Song abstimmen wollten, mussten den Titel manuell in ein Freitextfeld eintragen. Normalerweise stehen die beliebtesten Songs in einer vorgegebenen Auswahl zur Verfügung.
Das 1986 erschienene Lied, in dem Mey erklärt, seine Söhne nicht „in Reih’ und Glied marschieren“ lassen zu wollen, gilt als pazifistisches Manifest gegen Krieg und Militarisierung. Gerade angesichts der aktuellen Debatte über eine mögliche Rückkehr der Wehrpflicht hat der Text neue Brisanz gewonnen. „Ich lieb die beiden, das will ich euch sagen/ Mehr als mein Leben, als mein Augenlicht/ Und die, die werden keine Waffen tragen“, singt Mey in dem 1986 erschienenen Lied.
Viele Nutzerinnen und Nutzer auf der Plattform X (vormals Twitter) reagierten empört auf den Ausschluss aus der Nominierung. Der BSW-Europaabgeordnete Fabio De Masi fragte: „Wo sind wir gelandet?“ Parteikollege Andrej Hunko sprach gar von einem „Vorbote der Zensur von Anti-Kriegs-Liedern“.
SWR erklärt: keine politischen Motive für die Nicht-Nominierung
Der SWR wies politische Motive entschieden zurück. Man nehme Titel aus der Liste der Nominierten, wenn man Manipulationsversuche feststelle – etwa durch Fanclubs oder „geballte Abstimmungen“. Auch bei den Liedern „Badnerlied“ und „Der reichste Fürst“ habe man in der Vergangenheit ähnlich gehandelt.
Trotz des Ausschlusses blieb eine Abstimmung für Meys Lied möglich – händisch musste der Titel eingegeben werden. Offenbar haben viele Hörerinnen und Hörer von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht – denn das Lied kam trotz der Umstände weit nach oben, was zeigt, wie groß der Friedenswunsch im Land ist.
Für viele Fans ist das Ergebnis ein Zeichen dafür, dass Meys Botschaft nichts an Aktualität verloren hat. „Nein, meine Söhne geb’ ich nicht“ bleibt ein Symbol des zivilen Widerstands gegen Krieg und staatliche Vereinnahmung, was gerade in Kriegszeiten als klare Botschaft verstanden wird.