Vom Talent zu einer zentralen Figur

Trotz des Abstiegskampfs hat Andrew Owusu seinen Wechsel von Heidenheim nach Großaspach nicht bereut. Statt in der Rolle des Edelreservisten eines Zweitligisten findet sich der 21-Jährige nun als Mittelfeldorganisator des Fußball-Regionalligisten wieder.

Vom Talent zu einer zentralen Figur

Nachdem er in Heidenheim ein Jahr lang nur Zuschauer war, ist Andrew Owusu bei der SG Sonnenhof regelmäßig am Ball. Foto: A. Becher

Von Uwe Flegel

„Ich habe Spielpraxis gebraucht.“ Die hat Andrew Owusu beim Regionalligisten SG Sonnenhof Großaspach. In 27 der bislang 33 Partien kam er beim Verein aus dem Fautenhau zum Einsatz. Seit Wochen lastet im zentralen Mittelfeld gar die Hauptlast auf den Schultern des gerade erst 21 Jahre alt gewordenen Fußballers, fehlen mit Nico Jüllich, Joel Gerezgiher und Mohamed Diakite doch gleich drei Akteure mit sogenannten Spielmacherqualitäten schon einige Zeit. Das wird sehr wahrscheinlich auch morgen so sein, wenn die Schwaben um 14 Uhr den KSV Hessen Kassel empfangen.

So schlecht die Saison fürs Aspacher Team auch läuft, Andrew Owusu darf mit seiner persönlichen Bilanz durchaus zufrieden sein. Nachdem er in seinem ersten Aktivenjahr keine einzige Minute für den Zweitligisten 1. FC Heidenheim in einem Pflichtspiel auf dem Rasen gestanden hatte, spielt er zwei Klassen tiefer nun regelmäßig von Anfang an. Beim jüngsten Sieg in Stadtallendorf erzielte er in der Nachspielzeit das entscheidende 2:0. Es war das zweite Saisontor für den in Blaubeuren geborenen Kicker. Treffer Nummer eins war ihm in der Vorrunde beim 3:1 gegen den SSV Ulm gelungen. Dem Verein, für den er in der Jugend am Ball war, ehe er als B-Jugendlicher nach Heidenheim wechselte und dabei auf einen Mitspieler traf, mit dem er nun auch in Aspach zusammen in einer Mannschaft steht und der in all den gemeinsamen Jahren zum Freund wurde: Jonas Brändle. „Dass er ebenfalls von Heidenheim zur SG kam, war am Anfang schon sehr wichtig“, gesteht Owusu, der nun gute neun Monate später sagt: „Mittlerweile bin ich hier richtig angekommen.“ In Kirchberg hat der 1,82 Meter große Mittelfeldmann eine eigene Wohnung gefunden und Freundin Alessa stammt gar aus dem Murrtal und ist hier heimisch.

Entsprechend kräftig legt sich der auf der Schwäbischen Alb aufgewachsene Sportler ins Zeug. Sein Zweijahresvertrag in Aspach gilt nur für die Regionalliga. Und: „Ich will alles dafür tun, damit ich ihn auch erfüllen kann.“ Das heißt, dass der Klub aus dem Fautenhau den Abstieg verhindern muss. Nach den drei Punkten unter der Woche in Stadtallendorf sieht es damit ein klein wenig besser aus. Als Siebtletzter stehen die Schwaben ganz knapp über dem Strich. Gelingt es nun am Samstag gar, im Heimspiel gegen Kassel nachzulegen, dann hätte die SG eventuell ein klein wenig Luft. Das weiß Andrew Owusu und sagt: „Egal wie, Hauptsache, wir gewinnen.“ In der jetzigen Situation gehe es nicht um Schönheit und um Glanz, sondern um nackte Ergebnisse und um Punkte.

Dem 21-Jährigen ist klar, dass der Druck des Siegenmüssen die Sache nicht erleichtert. „Sehr viel spielt sich eben im Kopf ab.“ Deshalb sei es umso wichtiger, dass die sogenannten Basics stimmen, erklärt Andrew Owusu. Einsatz, Lauf- und Kampfbereitschaft sind für ihn die Grundlagen, um sich die nötige Sicherheit zu holen. Für ihn sind diese Eigenschaften kein Fremdworte, denn „Eigenmotivation ist für mich selbstverständlich“. Deshalb nimmt er seine wichtige Rolle im zentralen Mittelfeld an. Dort, wo über die richtige Balance zwischen Offen- und Defensive entschieden wird. Keine leichte Aufgabe, für die es besondere Fähigkeiten braucht. Für den früheren Jugendspieler des VfB Stuttgart ist das ebenso nichts Neues, wie er auch seine Stärken und Schwächen zu kennen scheint. Zum Zweiteren gehört zum Beispiel, „dass ich für diese zentrale Position noch lernen muss, lauter zu werden“. Ebenfalls weiß er aber, dass es einer alleine nicht richten kann: „Die Klasse zu halten, schaffen wir nur gemeinsam.“ Seine persönliche Zufriedenheit spielt da nicht die wichtigste Rolle, so wichtig ihm seine vielen Spielanteile auch sein mögen.

Trainer Walter Thomae will „unbedingt nachlegen“

Cheftrainer Walter Thomae sagt vor dem Vergleich mit den auf Rang 14 platzierten Hessen: „Die Bedeutung des Spiels am Dienstag in Stadtallendorf war jedem klar, aber dennoch muss solch eine Partie nach einem zuvor derartigen Rückschlag erst einmal gewonnen werden. Das haben die Jungs getan, haben Teamgeist bewiesen, sind bis zum Schluss ruhig geblieben und haben sich am Ende dann die unbedingt notwendigen drei Punkte auch gesichert. Wir müssen diesen Schwung jetzt mitnehmen, weiterhin an uns glauben und an unserem Plan festhalten. Morgen haben wir bereits das nächste wichtige Duell mit einem Tabellennachbarn vor der Brust und wollen zu Hause gegen Kassel unbedingt nachlegen.“

Wie derzeit üblich sind zu dem Spiel im Stadion keine Zuschauer zugelassen. Wer live dabei sein will, der kann dies mithilfe des Internets. Den Tagespass für den Livestream gibt es für 5 Euro. Buchbar ist er unter anderem unter www.bkz.de/sport/sg-sonnenhof.