Senioren ab 75 Jahren sitzen zwar weniger am Steuer als jüngere Autofahrer, sind aber gemessen an ihrer Fahrleistung öfter in schwere Unfälle verwickelt. Was sind die Gründe?
Statistisch gesehen sind ältere Menschen vergleichsweise selten in Verkehrsunfälle mit Personenschaden verwickelt. Zahlenmäßig sitzt die Gruppe der Berufstätigen viel häufiger am Steuer von Fahrzeugen.
Von Christian Thiele (dpa)/Markus Brauer
Immer mehr ältere Menschen am Steuer sind nach Auswertung der Versicherer in schwere Unfälle auf Straßen in Deutschland verwickelt.
Was sagt die Verkehrsstatistik?
Wie viele ältere Menschen besitzen einen Führerschein?
Statistisch gesehen sind ältere Menschen vergleichsweise selten in Verkehrsunfälle mit Personenschaden verwickelt. Zahlenmäßig sitzt die Gruppe der Berufstätigen viel häufiger am Steuer von Fahrzeugen. „Auf Deutschlands Straßen sind Ältere immer mehr unterwegs“, sagt die Leiterin der Unfallforschung, Kirstin Zeidler, laut Mitteilung des Verbands.
Das lässt sich zum Beispiel in der Zahl Älterer mit einer Fahrerlaubnis ablesen. „Gab es 2015 noch knapp 2,5 Millionen Führerschein-Besitzer in der Generation 75+, waren es 2024 mit fast 5,9 Millionen mehr als doppelt so viele“, erläutert Zeidler. Besonders gewachsen sei die Gruppe der Frauen in dem Zeitraum mit einem Führerschein – von 700.000 auf 1,9 Millionen.
Wer auf dem Land lebt, ist mitunter aufs eigene Auto angewiesen, weil der Bus zu selten fährt. Mobil zu sein, ist zudem selbstverständlicher geworden. Zugleich wird die deutsche Bevölkerung immer älter.
Wie ist das Unfallrisiko bei Älteren?
Wie hoch sind die Unfallrisiken bei Senioren?
Den Versicherern zufolge steigt ab 75 Jahren das Unfallrisiko deutlich, weil Aufmerksamkeit, Konzentration und Reaktionsgeschwindigkeit nach und nach nachließen. Das zeige sich in komplexen Situationen an Kreuzungen mit vielen Fußgängern, Autos und Radfahrern oder auf ungewohnten Strecken.
Immer wieder wird darüber diskutiert, ob Menschen ab einem bestimmten Alter sich untersuchen lassen sollten, ob sie noch fahrtüchtig sind. Zuletzt hatte sich das EU-Parlament gegen verpflichtende medizinische Gesundheitschecks ausgesprochen. Auch der Vorschlag, dass Führerscheine von Menschen über 70 alle fünf Jahre erneuert werden sollten, kommt vorerst nicht.
Sind Auffrischungskurse sinnvoll?
Es bleibt also weiter bei der Freiwilligkeit. So bieten zum Beispiel Fahrschulen Auffrischungskurse an. Geworben wird zudem für sogenannte Rückmeldefahrten, bei denen Senioren bei einer Fahrt von einem Fachmann begleitet werden, der dann Feedback zur Fahrweise gibt.
„Fahrende erhalten nach einer 45-minütigen Fahrt im eigenen Auto eine vertrauliche Rückmeldung von Experten und können ihr Fahren anpassen, etwa unbekannte Strecken oder Stoßzeiten meiden“, wirbt die Unfallforscherin Zeidler dafür. Entscheidend sei, dass das Ergebnis keine Folgen für den Führerschein habe. Das steigere die Akzeptanz.