Der Bitcoin rauscht nach seinem Rekordhoch überraschend in die Tiefe. Politische Unsicherheit, Gewinnmitnahmen und Notenbank-Sorgen bringen den Markt ins Wanken. Doch was steckt wirklich hinter dem Kurssturz?
Der Bitcoin ist nach seinem Rekordhoch deutlich gefallen. Politische Unsicherheit, Gewinnmitnahmen und Notenbank-Sorgen belasten den Kurs.
Von Matthias Kemter
Der Bitcoin hat in den vergangenen Tagen eine turbulente Achterbahnfahrt hingelegt. Noch vor wenigen Tagen kletterte die größte Kryptowährung der Welt auf ein neues Allzeithoch von über 124.000 US-Dollar. Inzwischen notiert der Kurs jedoch deutlich niedriger bei rund 115.000 US-Dollar, ein Rückgang von fast zehn Prozent in nur wenigen Tagen. Doch warum fällt der Bitcoin?
1. Politische Unsicherheit in den USA
Auslöser für die jüngsten Turbulenzen war ein Interview von US-Finanzminister Scott Bessent am vergangenem Donnerstag. Auf die Frage nach einer möglichen strategischen Bitcoin-Reserve der USA erklärte er zunächst im TV, dass das Finanzministerium keine Bitcoin kaufen werde, sondern nur beschlagnahmte Bestände verwalten wolle, obwohl Gesetzesentwürfe hierfür bereits vorliegen. Die Märkte reagierten schockartig: Binnen 40 Minuten fiel der Kurs von über 121.000 auf unter 119.000 US-Dollar, rund 55 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung lösten sich in Luft auf.
Zwar ruderte Bessent noch am selben Tag auf der Plattform X zurück und sprach von „budgetneutralen Wegen“ für weitere Bitcoin-Käufe. Dennoch blieb bei Anlegern ein bitterer Nachgeschmack. Der Eindruck, dass die US-Regierung zögert und keine klare Linie fährt, hat das Vertrauen kurzfristig beschädigt.
2. Gewinnmitnahmen nach Rekordhoch
Neben der politischen Verunsicherung spielen auch marktinterne Faktoren eine Rolle. Nach dem rasanten Anstieg seit Anfang des Jahres auf über 124.000 US-Dollar setzten viele Anleger auf Gewinnmitnahmen. Solche Rücksetzer nach einem Allzeithoch sind beim Bitcoin nicht ungewöhnlich – im Gegenteil: Die Kryptowährung ist für ihre hohe Volatilität bekannt.
Seit dem Tiefpunkt im Herbst 2022 bei rund 15.000 US-Dollar hat sich der Bitcoin-Wert fast verachtfacht. Allein seit der Wahl von Donald Trump im November 2024, der als Befürworter digitaler Währungen gilt, legte er mehr als 70 Prozent zu. Ein Rücksetzer nach einer so starken Rally ist daher keine Überraschung.
3. Einfluss von Inflation und Notenbanken
Ein weiterer Belastungsfaktor sind die anstehenden Wirtschaftsdaten und Zentralbank-Termine. In dieser Woche blicken die Märkte auf die Inflationszahlen aus Europa, das Protokoll der US-Notenbank FED sowie das jährliche Notenbanksymposium in Jackson Hole. Jede Andeutung über künftige Zinsschritte kann die Stimmung im Kryptomarkt stark beeinflussen. Steigende Zinsen gelten traditionell als Gegenwind für riskantere Anlageklassen wie Kryptowährungen.
Fazit: Kurzfristige Schwäche, langfristig bullish?
Warum fällt der Bitcoin? Kurz gesagt: Politische Unsicherheit, Gewinnmitnahmen und der Blick auf die Notenbanken haben den Kurs in den letzten Tagen belastet. Für langfristig orientierte Anleger ändert das jedoch wenig. Die grundsätzlichen Vorzeichen bleiben positiv, insbesondere, wenn die US-Regierung ihre Pläne für eine nationale Bitcoin-Reserve tatsächlich umsetzt.
Klar ist aber auch: Solange die Politik widersprüchliche Signale sendet und die Geldpolitik unsicher bleibt, müssen Investoren mit heftigen Kursschwankungen leben.