Nach monatelangem Höhenflug rutscht die Rheinmetall-Aktie spürbar ab - und das ohne neue Negativmeldungen. Was steckt hinter dem plötzlichen Kursrückgang im Rüstungssektor?
Gewinnmitnahmen, Chart-Signale & skeptische Analysten: Warum die Rheinmetall-Aktie derzeit unter Druck steht.
Von Matthias Kemter
Nach einem starken Jahresauftakt mit einer Kursverdreifachung ist die Aktie von Rheinmetall zuletzt deutlich zurückgegangen. Seit Anfang Juni sank der Aktienkurs von seinem Allzeithoch bei etwa 1904 Euro auf zeitweise 1670 Euro in der letzten Woche. Nach einer kurzen Erholung stieg der Kurs bis gestern zum aktuellen Wochenbeginn rasch wider auf die Marke von 1800 Euro. Nun eine erneute Ernüchterung. Den heutigen Handelstag startete die Rheinmetall-Aktie mit einem Rückgang um erneuten Rückgang um etwa 100 Euro zum gestrigen Tageshoch. Der Rückgang bei Rheinmetall ist Teil einer breiteren Entwicklung, denn in den auch andere Werte aus dem europäische Rüstungssektor wie Renk und Henshold stehen unter Druck. Analysten sprechen von Gewinnmitnahmen nach einer außergewöhnlich starken Kursentwicklung seit Jahresbeginn.
1. Gewinnmitnahmen nach Rekordständen
Nachdem die Aktie seit Jahresbeginn um über 300 Prozent auf ein Allzeithoch gestiegen war, nutzen viele Anleger die Gelegenheit, Gewinne mitzunehmen. Solche Rücksetzer nach einer derart dynamischen Kursentwicklung gelten an den Märkten als typische Korrekturphase - zumal es aktuell an frischen Impulsen für einen weiteren Anstieg fehlt.
2. Auch technische eine Korrektur
Die Rheinmetall-Aktie zeigt laut Marktbeobachtern typische Anzeichen einer technischen Korrektur. Der Kurs unterschreitet die 20-Tage-Linie, der RSI (Relative-Stärke-Index) fällt aus der überkauften Zone und der Kapitalzufluss nimmt ab. Unabhängig von fundamentalen Unternehmensdaten gelten solche Indikatoren für viele als sinkendes Kaufinteressen.
3. Analysten uneins - Langfristtrend intakt
Unsicherheiten rund um NATO-Budgets, politische Aussagen zur US-Militärpräsenz in Europa und hohe Bewertungen dämpfen die Stimmung. Dennoch bleibt der strukturelle Rückenwind durch Aufrüstungsprogramme in Europa und die geopolitische Lage bestehen.
4. Die geopolitische Lage bleibt ein zweischneidiges Schwert
Die geopolitische Lage bleibt ein zweischneidiges Schwert: Einerseits befeuert sie die Nachfrage nach Verteidigungsgütern, andererseits erhöht sie die Volatilität an den Finanzmärkten. Die annualisierte Volatilität der Rheinmetall-Aktie liegt bei beachtlichen 46 Prozent.
Fazit:
Die Rheinmetall-Aktie fällt wegen technischer Korrekturen und Gewinnmitnahmen und nicht wegen fundamentaler Probleme. Nach dem massiven Kursanstieg der vergangenen Monate war diese Entwicklung überfällig. Am heutigen Vormittag hat sich der Kurs bereits mit einem leichten Anstieg knapp über der Marke von 1700 Euro vorerst in der Korrektur der letzten Tage stabilisiert. Solange die Rüstungsnachfrage hoch bleibt, spricht vieles für eine mittelfristige Erholung, vorausgesetzt, wichtige Unterstützungsmarken auf der technischen Seite halten ebenfalls.