Ein massiver Kurseinbruch hat die Gerresheimer-Aktie auf den tiefsten Stand seit über 10 Jahren gedrückt. Was hinter dem Kursfall steckt
Die Gerresheimer-Aktie ist nach einer BaFin-Prüfung der Bilanz stark eingebrochen. Erfahren Sie die Hintergründe zum Kurssturz, aktuelle Entwicklungen und Einschätzungen von Analysten.
Von Matthias Kemter
Nach einem massiven Kurseinbruch notiert die Aktie der Gerresheimer AG aktuell bei etwa 36,90 Euro. Der Fall war tief, denn noch am Dienstag lag der Kurs bei etwa 44 Euro, bis diese am gestrigen Vormittag auf etwa 28 Euro absackte. Der tiefste Wert seit 15 Jahren. Aber warum ist die Gerresheimer-Aktie so stark gefallen?
Der Auslöser: BaFin-Prüfung der Bilanz
Am Mittwoch wurde bekannt, dass die Finanzaufsicht BaFin den Konzernabschluss 2023/24 von Gerresheimer prüft. Im Zentrum stehen sogenannte „Bill-and-Hold“-Vereinbarungen. Dabei handelt es sich um Geschäfte, bei denen Kunden bereits beliefert werden, die Ware aber zunächst beim Verkäufer eingelagert bleibt. Der Verdacht lautet, dass Gerresheimer Umsatzerlöse zu früh verbucht haben könnte. Die BaFin betont, dass eine Prüfung nicht automatisch einen Bilanzfehler bedeutet. Trotzdem sorgte die öffentliche Ankündigung für erhebliches Misstrauen am Markt.
Reaktion des Unternehmens
Gerresheimer weist den Vorwurf zurück und erklärt, die Umsätze seien periodengerecht und regelkonform bilanziert worden. Finanzchef Wolf Lehmann, seit September im Amt, betonte die volle Kooperation mit der BaFin: „Wir nehmen die Prüfung sehr ernst und werden eine transparente Klärung ermöglichen.“ Nach Angaben des Unternehmens betrifft der strittige Betrag lediglich einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag, weniger als fünf Prozent des Gesamtumsatzes.
Weitere Belastungsfaktoren
Die Unsicherheit rund um die BaFin-Prüfung trifft ein Unternehmen, das ohnehin unter Druck steht:
Hintergrund: Was macht Gerresheimer?
Die Gerresheimer AG mit Sitz in Düsseldorf ist ein börsennotierter Hersteller von Verpackungen aus Glas, Spezialglas und Kunststoff. Das Unternehmen beliefert vor allem die Pharma-, Kosmetik- und Lebensmittelindustrie und ist international in Europa, Amerika und Asien aktiv.