Wetterlage

Warum ist es derzeit so heiß?

Bis zu 40 Grad werden in dieser Woche in Deutschland erwartet. Warum ist es derzeit so heiß? Und ist das noch „normal“?

Warum ist es derzeit so heiß?

Abkühlung jeglicher Art ist in diesen Tagen gefragt (Symbolbild).

Von Michael Bosch

Deutschland ächzt unter drückender Hitze wie selten zuvor. Das Land erlebt die erste starke Hitzewelle des Jahres. Nachdem bereits kurz nach dem kalendarischen Sommeranfang am 21. Juni Temperaturen von mehr als 35 Grad Celsius gemessen wurden, kündigt sich nun eine weitere Zuspitzung an: Am Dienstag sollen vor allem in der Mitte und im Südwesten des Landes Höchstwerte von bis zu 38 Grad erreicht werden. Und dann soll es noch schlimmer werden.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) prognostiziert, dass sich die Hitze am Mittwoch auf fast ganz Deutschland ausweiten wird, wobei regional sogar Temperaturen knapp unter 40 Grad möglich sind. Jeder Einzelne, aber auch Städte und Kommunen müssen darauf reagieren. Stuttgart hat beispielsweise unlängst seinen Hitzeaktionsplan vorgestellt – mit deutlich extremere Maßnahmen.

Hitzewelle Anfang Juli

Bereits am vergangenen Wochenende hatte das Hoch „Anita“ für einen deutlichen Temperaturanstieg gesorgt. Es bildete den Abschluss einer sogenannten Hochdruckbrücke, einer Verbindung zwischen zwei Hochdruckgebieten, die sich vom zentralen Nordatlantik über die Azoren bis nach Deutschland erstreckte und vor allem im Süden warme Luftmassen brachte.

Abkühlung brachte eine Kaltfront in der Nacht zum Montag nur in Norddeutschland, wo die Temperaturen nochmals in den einstelligen Bereich fielen. Abgelöst wurde das erste Hoch vom nächsten, „Bettina“ zog in Richtung Ostdeutschland und der Oder ab – Deutschland befindet sich nun auf der Rückseite dieses Hochdruckgebiets.

Da sich Hochdruckgebiete auf der Nordhalbkugel im Uhrzeigersinn drehen, saugen sie an ihrem westlichen Rand warme Luft aus südlichen Richtungen an. In diesem Fall stammt die Luft aus Nordafrika und ist entsprechend stark aufgeheizt, was die Hitzewelle zusätzlich verstärkt. Die fast ungehinderte Sonneneinstrahlung trägt ebenfalls zur Hitzeentwicklung bei: Bei weitgehend klarem Himmel werden mancherorts mehr als 15 Sonnenstunden gemessen. D as heizt die Luft weiter auf.

 Hinzu kommt, dass in einigen Regionen bereits Trockenheit herrscht. Da es im Juni verbreitet zu wenig geregnet hat, kann der trockene Boden kaum Wasser verdunsten und somit die Hitze mildern.

Hitze und Tropennächte in Stuttgart und Deutschland

Auch in den Nächten gibt es derzeit vielerorts kaum Abkühlung. Im Südwesten ist das auch in den kommenden beiden der Fall. Zum Mittwoch werden im Westen Deutschlands vielerorts sogenannte „Tropennächte“ erwartet, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad sinkt. In der darauffolgenden Nacht gilt dies laut Vorhersage für einen breiten Streifen, der sich vom Südwesten bis in den Nordosten des Landes erstreckt.

In Stuttgart ist die Zahl solcher Tage im vergangenen Jahrzehnt gestiegen, im Schnitt gab es zwischen zehn und elf Tropennächte pro Jahr in der Landeshauptstadt. Allerdings zeigen die Daten eine „steigende Tendenz“.

Hitze und Temperaturrekord

„Hitzewellen gab es auch früher schon, aber wir beobachten, dass sie gehäuft und mit steigender Intensität auftreten“, sagte DWD-Meteorologe Nico Bauer der Süddeutschen Zeitung. Aktuell werden zwar keine neuen deutschlandweiten Allzeit-Temperaturrekorde erwartet, jedoch könnten an einzelnen Messstationen neue Stationsrekorde aufgestellt werden. Der bisherige Temperaturrekord für Deutschland liegt bei 41,2 Grad Celsius, gemessen im Juli 2019; dieser Wert dürfte vorerst nicht übertroffen werden.

Erfreulicherweise wird die aktuelle Hitzewelle voraussichtlich nicht von langer Dauer sein. Bereits am Donnerstag soll es im Norden des Landes wieder kühler werden, und für Freitag werden deutschlandweit Höchsttemperaturen von lediglich 23 bis knapp 30 Grad erwartet.