Wenn dem Organismus zu warm wird

Was macht Hitze mit dem Körper?

Ist es heiß, bekommen wir dicke Füße, verschwitzte Haut und fühlen uns ausgelaugt. Was Hitze mit dem Körper macht und wie man mit den Risiken am besten umgeht.

Was macht Hitze mit dem Körper?

Hitze bedeutet für den menschlichen Körper wahre Schwerstarbeit. Denn der Organismus ist bemüht, seine Temperatur konstant um die 37 Grad zu halten.

Von Markus Brauer/Anke Dankers (dpa)

Schweißperlen auf der Stirn, Wasser in den Beinen oder ein polterndes Herz: Wenn es draußen heiß ist, reagiert unser Körper. Aber was genau passiert dabei? Wann wird Hitze gefährlich? Und wie kann man sich schützen? Experten erklären Prozesse rund um Hitzebelastungen.

Ab wann ist Hitze gefährlich?

Gefährlich wird es, wenn der Körper mehr Wärme aufnimmt als er wieder abgeben kann. Denn dann gerät die Körpertemperatur außer Kontrolle und steigt rasch an. Diese Grenze ist sehr individuell und hängt mit Lebensalter, Gesundheitszustand, Aktivität und Gewöhnung zusammen. Eine Gewöhnung an hohe Temperaturen dauert meist mehrere Tage.

Warum kann Hitze zum Tod führen?

Hitze bedeutet für den menschlichen Körper wahre Schwerstarbeit. Denn der Organismus ist bemüht, seine Temperatur konstant um die 37 Grad zu halten. Die meisten Zellen, Enzyme, Proteine und das Immunsystem arbeiten dann optimal. Bei extremen Schwankungen sind all diese Prozesse gestört. Steigt die menschliche Körpertemperatur auf über 42 Grad oder sinkt sie unter 32 Grad, kann das tödlich sein.

Wer ist bei Hitze besonders gefährdet?

Chronisch Kranke: Hohe Außentemperaturen können das Herz-Kreislauf-System stark belasten. Menschen mit chronischen Vorerkrankungen in diesem Bereich sollten deshalb besonders vorsichtig sein.

Ältere Menschen: Mit steigendem Lebensalter verlangsamt sich die Regulierung der Körpertemperatur und es gibt weniger Schweißdrüsen. Da ältere Menschen außerdem seltener Durst verspüren, besteht die Gefahr, dass sie austrocknen (dehydrieren).

Kinder: Bei Kindern ist unter anderem die Schweißproduktion geringer. Vor allem Babys und Kleinkinder leiden deshalb schneller unter Hitzebeschwerden - ein Risiko ist auch hier das Dehydrieren.

Arbeitnehmer: Auch Menschen, die im Freien schwer körperlich arbeiten, sind bei großer Hitze gefährdet. Ebenso Menschen, die sich schwerer selbst helfen können, wie zum Beispiel Pflegebedürftige, Drogenabhängige und Obdachlose.

Psychisch Kranke: Gefährdet sind auch Menschen mit psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie, Abhängigkeitserkrankungen, Demenz oder Depressionen, auch die Einnahme bestimmter Psychopharmaka wie Neuroleptika, Antidepressiva, Anticholinergika oder Beruhigungsmittel ist ein Faktor. Hohe Temperaturen gehen zudem mit erhöhten Suizidraten einher und mindern die kognitive Leistungsfähigkeit, was impulsives, risikoreiches und aggressives Verhalten wahrscheinlicher macht.

Wie kann man sich vor Hitze schützen?

Man sollte sich von der Hitze fernhalten, indem man es während der heißesten Zeit des Tages vermeide, nach draußen zu gehen und anstrengende Aktivitäten auszuüben.

Man sollte sein Zuhause kühl halten, indem man zum Beispiel Jalousien tagsüber unten lasse und die Nachtluft nutze, um es abzukühlen.

Zudem ist es wichtig, den Körper kühl und hydriert zu halten. Das gelingt unter anderem mit leichter, lockerer Kleidung, kalten Duschen und dem regelmäßigen Trinken von Wasser.

Da Alkohol- oder Drogenkonsum und intensiver Sport das Risiko zu dehydrieren und zu überhitzen erhöhen, sollte man beides an heißen Tagen möglichst meiden.

Wer auf intensiven Sport nicht verzichten möchte, sollte dies an kühleren und sonnengeschützten Orten tun und reichlich Wasser zu sich nehmen.

Mit dem Arzt abklären, was an heißen Tagen hinsichtlich der Medikation beachtet werden sollte und ob eine Anpassung der Dosis nötig ist.

Wie reagiert der Körper auf Hitze?

Schon ein bis zwei Prozent zu wenig Wasser im Körper können zu Kopfschmerzen, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und Schwindel führen. Um Organschäden entgegenzuwirken, fährt der Körper seine Kühlung bei Hitze hoch und setzt Flüssigkeit und Salze frei – den Schweiß. Dieser kühlt die Haut durch Verdampfen ab.

Hohe Luftfeuchtigkeit verlangsamt diesen Prozess, deshalb ist Schwitzen bei schwülem Wetter weniger effizient. Wenn der Körper wärmer als die Umgebung ist, kann er Hitze auch abstrahlen.

Welche Rolle spielt die Umgebungsluft?

Bei großer Hitze erweitern sich die Blutgefäße, wodurch der Blutdruck sinkt. Das Herz erhöht seine Pumpleistung, auch die Atmung kann sich beschleunigen. Die Gehirnleistung kann wegen verminderter Sauerstoffzufuhr abnehmen.

„Bei weniger hohen Temperaturen spielt der Wärmeverlust durch Strahlung und Konvektion eine große Rolle“, sagt Ralf Brandes, Generalsekretär der Deutschen Physiologischen Gesellschaft (DPG) und Professor für Physiologie an der Goethe-Universität Frankfurt/Main. Dabei wird Körperwärme über elektromagnetische Wellen an die Umwelt abgegeben beziehungsweise vom Körper erwärmte Umgebungsluft „weggeblasen“.

Je wärmer die Umgebungsluft, umso weniger effektiv sind diese Mechanismen jedoch. Dann wird geschwitzt. Bis zu zwei Liter Schweiß könne der menschliche Körper pro Stunde verlieren, erklärt Nadine Lenz, Koordinatorin der Projektgruppe Klimawandel und Gesundheit im Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG).

Wie kommt es bei Hitze zum dicken Fingern und Füßen ?

Beim Schwitzen entsteht Verdunstungskälte, es reguliert die Temperatur. Um die Körpertemperatur konstant niedrig zu halten, wird außerdem warmes Blut aus dem Zentrum in die Extremitäten gebracht. Hände, Füße und Gesicht werden damit stärker durchblutet, „wobei häufig auch mehr Wasser ins Gewebe abgepresst wird“, erläutert Ralf Brandes. Die Folge können dicke Füße oder Finger sein.

Übrigens: Schwitzen kann man lernen. Wer regelmäßig Sport treibt, kann laut Ralf Brandes das Schwitzen trainieren und damit die Wärmeregulation des Körpers optimieren.

An schwülen Tagen schwitzt es sich allerdings schlechter, denn auch die Luftfeuchtigkeit spielt eine Rolle. „Wenn die Luft bereits stark mit Wasser gesättigt ist, funktioniert das Schwitzen nicht mehr gut“, konstatiert Ralf Brandes. Statt zu verdunsten, bleibt die Feuchtigkeit in der Kleidung hängen. Dann hilft oft nur der Rückzug in möglichst kühle Räume.

Woran erkenne ich, dass die Hitze meinem Körper gefährlich wird?

Schwindel, Kopfschmerzen, Erschöpfung oder Benommenheit sind laut Nadine Lenz typische Symptome für eine zu hohe Hitzebelastung. Auch starke Blässe oder Gesichtsröte, Übelkeit, Kurzatmigkeit, Unruhe oder Muskelschmerzen seien im Zusammenhang mit Hitze als Warnsignal zu sehen.

Viele dieser Beschwerden hängen mit dem Flüssigkeitsverlust zusammen, der beim Schwitzen entsteht. „Wenn ich nicht ausreichend trinke, bedeutet das im Umkehrschluss, dass mein Blut immer konzentrierter wird“, betont Ralf Brandes. Schlimmstenfalls geht es so weit, dass der Blutdruck absinkt und die Blutkörperchen beginnen, sich aneinander zu heften.

„Das wäre dann eine sehr bedrohliche Situation, die einen Hitzschlag darstellen würde“, so der Mediziner. Er empfiehlt daher, vor allem darauf zu achten, ob man Durst bekommt. Dies sei in der Regel eine der ersten Reaktionen des Körpers auf große Hitze.

Dehydriert der Mensch erst, wenn er Durstgefühl spürt?

Allerdings bekommen manche Menschen kein Durstgefühl, etwa aufgrund von Medikamenten. Oder kleine Kinder können es nicht artikulieren. „Man merkt eine drohende Dehydrierung daran, dass der Mund trocken wird, das Herz sehr schnell schlägt und die Haut sich sehr trocken und warm anfühlt“, erläutert Brandes.

Lebensbedrohlich wird Hitze dann, wenn die Körpertemperatur über 42 Grad ansteigt. Übrigens: Eine Hitzebelastung muss nicht zwingend mit direkter Sonneneinstrahlung einhergehen. „Das kann einem auch in der Sauna passieren.“

Wie viel Flüssigkeit braucht der Körper bei Hitze?

Um der Hitze entgegenzuwirken, braucht der Körper Flüssigkeit. Doch nicht nur die sollte man an heißen Tagen ausreichend nachlegen. Mit dem Schweiß verliert der Körper schließlich nicht nur Wasser, sondern auch Salze. Pro Liter Körperwasser sind das etwa 9 Gramm.

Mineralwasser & Co. enthalten meist aber weniger als 1 Gramm Salze pro Liter, reichen also nicht aus, um ausreichend nachzufüllen. Wer aufgrund des Schwitzens Salzhunger verspüre, solle diesem ruhig nachgeben, rät Brandes. Ebenfalls sinnvoll: auch mal zu isotonen Getränken zu greifen, da diese den Körper zusätzlich mit Salz, „leider aber auch Zucker“ versorgten, so Brandes.

Übrigens: Alkohol ist als Durstlöscher an heißen Tagen eine schlechtere Wahl als Wasser, Tee oder Schorle. Der Grund: „Alkohol entzieht dem Körper weiteres Wasser und wertvolle Mineralstoffe“, warnt Nadine Lenz. Der Körper werde ausgelaugt und laufe Gefahr, auszutrocknen.