Die USA greifen in den Krieg im Iran ein und bombardieren Atomanlagen. Der Iran droht mit Konsequenzen. Die wichtigsten Infos und Äußerungen im Überblick.
Die USA greifen in den Krieg im Iran ein und bombardieren Atomanlagen.
Von dpa/AFP/lkr
In der Nacht zum Sonntag hat sich die USA in den Krieg zwischen Israel und dem Iran eingeschaltet und nach den Worten von US-Präsident Donald Trump die drei wichtigsten iranischen Atomanlagen in Natans, Fordo und Isfahan angegriffen. Laut Trump wurden die wichtigsten nuklearen Anreicherungsanlagen des Iran „vollständig zerstört“. Der Iran hat nach den US-Angriffen auf Atomanlagen der Islamischen Republik mit Konsequenzen gedroht. „Die Ereignisse von heute Morgen sind ungeheuerlich und werden dauerhafte Folgen haben“, schrieb Irans Außenminister Abbas Araghtschi auf X. Irans mächtige Revolutionsgarden, die Elitestreitmacht des Landes, feuerten erneut Dutzende Raketen auf Israel. Nach Angaben des örtlichen Rettungsdienstes wurden 16 Menschen verletzt. Es habe mindestens zehn Einschläge gegeben. Irans staatlicher Rundfunk berichtete von etwa 30 auf Israel abgefeuerten Raketen.
Nach Einschätzung der internationalen Atombehörde IAEA wurde keine Strahlung außerhalb der Einrichtungen freigesetzt. „Nach Angriffen auf drei Atomanlagen im Iran – darunter Fordo – kann die IAEA bestätigen, dass bislang keine Erhöhung der Strahlenwerte außerhalb der Anlagen gemeldet wurde“, teilte die Behörde auf X mit.
Trump warnte den Iran vor Vergeltungsschlägen gegen US-Stützpunkte in der Region. „Wenn der Frieden nicht schnell kommt, werden wir die anderen Ziele mit Präzision, Schnelligkeit und Geschick angreifen, die meisten von ihnen können in wenigen Minuten ausgeschaltet werden“, warnte Trump die Führung in Teheran. Das Ziel der USA sei die Zerstörung der iranischen Kapazitäten zur Anreicherung gewesen und die Beendigung der nuklearen Bedrohung durch den „weltweit größten staatlichen Sponsor des Terrors“, erklärte Trump.
Auf den Sozialen Netzwerken veröffentlichte das Weiße Haus Aufnahmen aus dem Situation Room – dem Lagebesprechungsraum.
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Bombardiert worden seien die unterirdische Uran-Anreicherungsanlage in Fordo sowie die Standorte Natans und Isfahan, sagte Trump im Weißen Haus. Iran müsse sich jetzt für den Weg des Friedens entscheiden, sonst würden künftige Attacken viel größer. Ob der Iran Vergeltung üben wird, bleibt abzuwarten. Auf den Stützpunkten des US-Militärs in der Region - etwa im Irak, in Katar oder in Kuwait - sind US-Medien zufolge insgesamt gut 40.000 Soldaten stationiert.
Araghtschi hatte zuletzt noch mit den USA über das Atomprogramm verhandelt. Irans Vertretung bei den Vereinten Nationen forderte eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats, wie der staatliche Rundfunk berichtete. Die proiranische Huthi-Miliz im Jemen verurteilte die US-Angriffe als „brutale und feige Aggression“. Sie seien „eine eklatante Verletzung“ der Souveränität des Irans sowie „ein klarer Bruch“ internationalen Rechts, erklärte die Organisation.
Netanjahu äußert sich in Video-Botschaft
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach von einer „mutigen Entscheidung“ des US-Präsidenten. „Ihre mutige Entscheidung, die nuklearen Anlagen Irans mit der gewaltigen und gerechten Macht der Vereinigten Staaten ins Visier zu nehmen, wird die Geschichte verändern“, sagte Netanjahu in einer Video-Botschaft.
President Trump and I often say: ‘Peace through strength.’First comes strength, then comes peace.And tonight, @realDonaldTrump and the United States acted with a lot of strength. pic.twitter.com/7lTWCZkgw7 — Benjamin Netanyahu - בנימין נתניהו (@netanyahu) June 22, 2025
Verteidigungsminister Israel Katz sprach von einem historischen Schritt. Ziel sei es, „sicherzustellen, dass der Iran keine Atomwaffen besitzt – Waffen, die Israel, die Länder der Region und das nationale Sicherheitsinteresse der USA selbst gefährdet hätten“.
Warnung von der UN
UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich nach den US-Angriffen „zutiefst beunruhigt“ und warnte vor katastrophalen Folgen für die Welt. „In dieser gefährlichen Stunde ist es von entscheidender Bedeutung, eine Spirale des Chaos zu vermeiden“, sagte Guterres in der Nacht. Die Mitgliedsstaaten seien aufgefordert, ihren Verpflichtungen aus der UN-Charta nachzukommen. „Es gibt keine militärische Lösung. Der einzige Weg nach vorne ist die Diplomatie. Die einzige Hoffnung ist der Frieden“, sagte Guterres.
Bei dem Angriff auf die iranische Atomanlage in Natans setzte das US-Militär übereinstimmenden US-Medienberichten zufolge zwei bunkerbrechende Bomben ein. Diese seien von einem Tarnkappenbomber des Typs B-2 abgeworfen worden. Zudem sei Natans auch von U-Booten aus mit Marschflugkörpern angegriffen worden. Auf die unterirdische Atomanlage Fordo hätten sechs Tarnkappenbomber insgesamt ein Dutzend der größten bunkerbrechenden Bombe des US-Militärs abgeworfen, hieß es. Das dritte US-Angriffsziel in Isfahan wurde demnach nur mit Marschflugkörpern angegriffen.
Unvorhersehbare Folgen
Das US-Militär hatte bisher nur Israel bei der Verteidigung unterstützt, aber betont, dass man nicht an den Kampfhandlungen zwischen Israel und dem Iran beteiligt sei. Das hat sich jetzt geändert - mit unvorhersehbaren Folgen.
Der Iran bestätigte einen Angriff auf die Atomanlagen des Landes. Die staatliche Nachrichtenagentur Irna berichtete allerdings nur, dass ein Teil des Bereichs um die Uran-Anreicherungsanlage Fordo beschädigt worden sei. Sie zitierte einen Sprecher des Krisenstabs der betroffenen Provinz Ghom, demzufolge die Lage in den Gebieten nun jedoch wieder ruhig sei. Ein hochrangiger Sicherheitsbeamter der Provinz Isfahan bestätigte laut der mit den mächtigen Revolutionsgarden verbundenen Nachrichtenagentur Tasnim zudem Angriffe „in der Nähe“ der Atomanlagen von Isfahan und Natans.
Irans Äußerung im Detail
Nach dem US-Angriff auf Fordo besteht nach Darstellung einer iranischen Behörde kein Risiko. Es bestehe keinerlei Gefahr für die Bevölkerung von Ghom und die umliegenden Gebiete, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Irna unter Berufung auf die Krisenmanagementzentrale der betroffenen Provinz. Irans Atomenergieorganisation rief die Weltgemeinschaft auf, die Angriffe zu verurteilen. Die „barbarische Aktion“ verstoße gegen internationales Recht.
Vorwürfe machte Teheran auch der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA. Die Angriffe seien „unter der Gleichgültigkeit oder gar Mitwirkung“ der IAEA erfolgt. Irans Atomorganisation erklärte, dass trotz der „bösartigen Verschwörungen der Feinde“ Irans Nuklearprogramm nicht gestoppt werde.
Das Ziel des israelischen Militärs
Israel greift seit Tagen Ziele im Iran an - darunter Atomanlagen, führende Militärs, Atomwissenschaftler, Verteidigungsstellungen, Ziele in Städten und Öl- und Erdgasfelder. Das erklärte Hauptziel ist es, die Islamische Republik an der Entwicklung von Atomwaffen zu hindern. Der Iran reagierte mit Gegenangriffen auf Israel.
Trump hatte am Donnerstag erklären lassen, innerhalb von zwei Wochen eine Entscheidung über eine mögliche Beteiligung der USA an dem Krieg zu treffen. Zuvor hatte er auf dem Verhandlungsweg versucht, den Iran von seinem umstrittenen Atomprogramm abzubringen. Eine weitere Runde der vom Oman vermittelten Gespräche zwischen den USA und dem Iran war ursprünglich für den vergangenen Sonntag geplant gewesen - doch Israels Angriffe machten den Plan zunichte.
EU fordert Zurückhaltung
Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas alle beteiligten Parteien zur Zurückhaltung aufgerufen. „Ich fordere alle Seiten dazu auf, sich zurückzuhalten, zum Verhandlungstisch zurückzukehren und eine weitere Eskalation zu vermeiden“, schrieb Kallas am Sonntag im Onlinedienst X. Sie betonte, der Iran dürfe nicht in den Besitz von Atomwaffen gelangen. Die EU-Außenminister würden am Montag über die Lage im Nahen Osten beraten.
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) setzte für Montag eine Krisensitzung an. IAEA-Direktor Rafael Grossi berief „angesichts der dringenden Situation im Iran“ ein Treffen des Gouverneursrates am Sitz der Organisation in Wien ein, wie er bei X erklärte.
Wie sich die Bundesregierung äußerte
Auch die Bundesregierung geht nach Angaben von Regierungssprecher Stefan Kornelius davon aus, dass durch die Angriffe große Teile des iranischen Nuklearprogramms beeinträchtigt wurden. Eine „genaue Schadensanalyse“ zu den US-Luftangriffen sei aber erst später möglich.
Aus Regierungskreisen war zu erfahren, dass Merz am Vormittag mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und dem britischen Premier Keir Starmer in einer Schalte über die Eskalation im Krieg zwischen Israel und dem Iran beraten wird. Regierungssprecher Kornelius teilte außerdem mit, dass Merz und die Minister des Sicherheitskabinetts sich im Laufe des Tages mit den Partnern in der EU und mit den USA über weitere Schritte eng abstimmen wollten.
Kritik aus Deutschland
In Deutschland äußern sich einige Stimmen dabei auch kritisch. Der SPD-Außenpolitiker Rolf Mützenich kritisierte die US-Angriffe auf iranische Atomanlagen. „Der Versuch, die internationale Ordnung durch Zusammenarbeit, Kontrolle und Verträge zu stärken, wird um Jahrzehnte zurückgeworfen“, sagte er am Sonntag dem Berliner „Tagesspiegel“. Die Welt werde nun „noch unsicherer und das Handeln unberechenbarer“, fuhr er fort und verwies darauf, dass bereits mit Russlands Überfall auf die Ukraine eine neue Phase der Angriffskriege begonnen habe.
Es sei nicht ausgeschlossen, dass die Führung im Iran „die nächsten Tage nicht überstehen wird“, sagte Mützenich der Zeitung. „Wahrscheinlich ist aber auch, dass die Region in eine Phase weiterer Kriege und Destabilisierung treten wird, mit den damit verbundenen Folgen für die Menschen und die natürlichen Lebensgrundlagen.“ Der Ansatz der europäischen Außenpolitik, den die Bundesregierung „zuletzt mit europäischen Partnern dankenswerterweise nochmals versucht hat“, sei jedenfalls „gescheitert“.