Was Steine aus dem All erzählen

Ralf Laternser ist schon lange bei der VHS-Kinderuni in Murrhardt mit von der Partie. Nach coronabedingter Pause freut er sich sehr auf seinen Einsatz in den Herbstferien, der sich wie ein Neubeginn anfühlt. Im Interview spricht der Geologe darüber, wie er an seine Aufgabe herangeht.

Was Steine aus dem All erzählen

Die Erde ist schon seit Urzeiten einem Hagel an Meteoriten ausgesetzt. Ralf Laternser geht mit den Kindern heute auf Spurensuche, was ihre Geschichte und Herkunft angeht. Foto: Adobe Stock/Vadimsadovski

Bei der diesjährigen Kinderuni in Murrhardt beschäftigen Sie sich mit dem Thema Meteoriten. Mir ist im Netz die Feststellung begegnet, dass immerhin täglich etwa 50 Tonnen Gesteinsmaterial aus dem Weltall auf der Erdoberfläche landen. Was ist für Kinder am Thema interessant?

Meteoriten sind spannend. Wir sehen sie vor allem als Sternschnuppen. Vereinfacht könnte man sagen, es sind Steine, die aus dem Weltall kommen und von alten Zeiten erzählen. Und es gibt eine Verbindung zu einem zweiten Thema, den Dinosauriern, das Mädchen und Jungen fasziniert, nämlich dass Meteoriten die Tiere vermeintlich ausgelöscht haben. Fehlen eigentlich nur noch die Vulkane.

Das sind schon fast drei Kinderklassiker, oder?

Stimmt. Aber manchmal gesellen sich auch Erwachsene bei den Seminaren oder Vorlesungen dazu. Bei Kindern muss ich die Inhalte ein Stück weit einfacher präsentieren und es spannend machen, beispielsweise indem ich noch Erlebnisse oder Experimente mit einbaue.

Wie schwer ist es, ein komplexes Thema wie das All Kindern zu vermitteln, und was macht Ihnen Freude daran beziehungsweise fasziniert Sie auch am Unterricht für kleine Leute?

Im Grunde genommen sind es meine eigenen Lieblingsthemen, die ich da auf dem Plan stehen habe. Ich bin ja Geologe und hab mich später in Paläontologie noch weiter spezialisiert. Meteoriten sind insofern ein grundlegendes Thema, weil man davon ausgeht, dass die Erde aus Meteoriten entstanden ist. Entscheidend ist, dass auch ich die Thematik spannend finde. Zu dem kommt, dass ich durch die jahrelange Erfahrung als Dozent flexibel bin, auch auf die Kinder reagieren und mein Konzept anpassen kann.

Gibt es Vorbilder wie beispielsweise die Sendung mit der Maus, die Sie selbst früher geschaut haben?

Schon, aber trotzdem setz ich mich schlichtweg hin, überlege und gestalte dann Vortrag oder Seminar. Ganz am Anfang hab ich das auch mal an meinen eigenen Kindern getestet, als sie noch klein waren. Mit der Erfahrung habe ich aber auch gelernt, dass man ihnen einfach viel zutrauen kann im besten Sinne. Sie haben Spaß, wenn sie aktiv sein können und ich auch Aktionen anbiete. Kinder sind empfindsam und begeisterungsfähig.

Gibt es spannende Fragen von Kindern, an die Sie sich noch erinnern und mit denen Sie nicht gerechnet haben?

An einzelne kann ich mich nicht erinnern, aber es gab durchaus die Situation, dass ich bei Fragen absolut überrascht war. Mittlerweile bin ich seit 2005 freiberuflich als Dozent unterwegs. Natürlich will ich den Kindern auch was bieten und bin entsprechend präpariert und sie haben dann einiges zu verdauen. Neben dem Klassenzimmerlabor als Format an Schulen bin ich noch bei anderen Bildungsträgern unterwegs und mittlerweile auch bei Kindergeburtstagen. Erst hatte ich da meine Zweifel, mag das aber heute sehr, weil das ein schönes Miteinander ist, die Feier aufwertet und es auch kein enges Zeitkorsett gibt. Das Schönste ist, wenn man die Kinder für Natur und Wissenschaft begeistern kann.

Nach dieser langen Zeit als Dozent für kleine Leute würden Sie sagen, die Ansprüche und die Themen der Kinder haben sich verändert?

Nein. Jede Gruppe ist anders und für mich ist es immer aufregend, zu sehen, wie die Kinder drauf sind und wie sie reagieren.

Wir übergeben der jungen Generation einen nicht gerade kleinen Problemrucksack für die kommenden Jahrzehnte. Zurzeit findet ja die Weltklimakonferenz statt. Sind das Dinge, die die Kinder auch ansprechen?

Ja, da hat sich einiges angesammelt. Ich hab das schon thematisiert, als das noch niemand interessiert hat, bin beispielsweise bewusst mit dem Fahrrad zur Universität gefahren. Bei den Kindern ist die Umweltproblematik mittlerweile durchaus präsent. Beispielsweise weisen sie mich bei Experimenten darauf hin, dass ich doch keine Trinkhalme aus Plastik verwenden soll. Ich mache dann klar, dass es aufs Experiment beschränkt bleibt und sonst zu schwer zu zeigen ist. Wichtig ist mir, zu vermitteln, unseren Lebensraum zu schützen. Dazu gehört auch, sein Umfeld und die Umwelt bewusst wahrzunehmen, eigentlich ergibt sich das schon fast als Folge daraus.

Was soll und kann eine KinderuniVeranstaltung bestenfalls einlösen beziehungsweise bieten?

Im Idealfall kann sie fürs Thema begeistern. Ich versuche, für die Natur zu faszinieren und das entsprechende Futter dafür bereitzustellen. Klasse fände ich es natürlich auch, wenn jemand darüber hinaus dranbleibt, vielleicht bei einem Thema weiterforscht, weil er den Vortrag oder das Seminar spannend fand.

Das Gespräch führte Christine Schick.

Was Steine aus dem All erzählen

Meteoritenalarm

Meteoriten Bei der Kinderhochschule, die die Volkshochschule Murrhardt in den Herbstferien anbietet, können Kinder ab acht Jahren bei Ralf Laternser am Samstagvormittag eine Vorlesung besuchen. Titel: Achtung Meteoritenalarm! Dabei wird es unter anderem darum gehen, dass die Erde schon seit Urzeiten einem unablässigen Meteoritenhagel ausgesetzt ist. Zudem soll geklärt werden, woher sie eigentlich kommen und warum sie so unglaublich schnell unterwegs sind. Trotzdem haben die Menschen durchaus von den „kosmischen Brocken“ profitiert, so eine der Arbeitshypothesen.

Unterstützung Mithilfe der Bürgerstiftung Murrhardt können die Veranstaltungen der Kinderuni kostenlos angeboten werden.