Weit mehr als eine bunte Show

Die Schleyerhalle verwandelt sich in die Farbenwunderwelt der mexikanischen Malerin Frida Kahlo. Von diesem Mittwoch an ist „Viva Frida Kahlo“ zu erleben.

Weit mehr als eine bunte Show

In der immersiven Ausstellung „Viva Frida Kahlo“ können die Besucher in die Werke Frida Kahlos eintauchen.

Von Nikolai B. Forstbauer

Stuttgart - Willkommen im Sog der Bilder und der großen Klanggefühle. Willkommen bei „Viva Frida Kahlo“ in der Schleyerhalle Stuttgart. Einer neuen Show im Reigen der sogenannten immersiven Ausstellungsprojekte. Ereignissen also, die das Eintauchen in eine inszenierte Umgebung oder Erfahrung ermöglichen – gänzlich ohne Originale. Von diesem Mittwoch an ist „Viva Frida Kahlo“ geöffnet. Und die Erwartungen sind hoch, verbinden sich doch mit dem Namen Frida Kahlo und dem Leben der 1907 geborenen und 1954 gestorbenen mexikanischen Malerin immer großartiger ausgeschmückte Mythen.

Unter anderem in Köln und Berlin bereits zu sehen, zieht „Viva Frida Kahlo“ nun auch in Stuttgart alle Erlebnisregister. Die Schleyerhalle ist in eine multimediale Frida Kahlo-Showbühne verwandelt. Mit dem Höhepunkt einer 360-Grad-Projektion, die Frida Kahlos Lebensgeschichte zuvorderst entlang ihrer projizierten Selbstportraits erzählt. „Viva Frida Kahlo“ aber will mehr. Lässt die zeitgeschichtlichen Zusammenhänge der mexikanischen Revolution zwischen 19010 und 1920 aufscheinen. Auch der Sound überrascht: Zu keiner Zeit wird die Musik zum bloßen Effekt. Zwei Jahre hat Mitch Sebastian, Kreativdirektor von „Viva Frida Kahlo“ von 2019 an dem 2021 erstmals präsentierten Projekt gearbeitet. Mit seiner persönlichen Immersiv-Premiere rückt Sebastian die Erzählung über die Bilder hinter den Bildern von Frida Kahlo in den Mittelpunkt.

In rasch wechselnden und in sich vielfach zerlegten Motiven aus Frida Kahlos Bildwelt geht es hinein in das berühmte „blaue Haus“, die Casa Azul in Coyoacán. Dort beginnt die junge Frida Kahlo, nach einem schweren Unfall an ihr Bett gefesselt, zu malen. Eine mitunter dramatische Ich-Erzählerin-Stimme führt entlang von Tagebuchnotizen durch das Leben – und immer wieder hinein in die ständige Spannung zwischen spürbarer Sehnsucht nach Normalität und radikaler Sezierung des eigenen Körpers. Eigentlich kleinformatig, werden Frida Kahlos Bilder zu überdimensionalen Flashs, wandern zudem über den Boden der Halle. Von diesem Szenario darf man sich treiben lassen – und staunt nebenbei über die enorme Lebenskraft dieser Frau. Frida Kahlo, die doch jederzeit auf Hilfe angewiesen ist, betont grundsätzlich wie gerade im Leben mit dem Maler Diego Rivera und dessen zahlreichen Affären ihre absolute Eigenständigkeit.

Typische Stationen immersiver Shows fehlen auch bei „Viva Frida Kahlo“ nicht. Abtauchen mit VR-Brillen? Selfies inmitten eines Frida Kahlo-Spiegelraumes? Einfach mal auf Knautschmöbeln entspannen? Einen vielfältig bestückten Shop? „Viva Frida Kahlo“ bietet das alles.

„Viva Frida Kahlo“ ermöglicht Selfies mit Traumbildern

Wie auch zum Auftakt eine überraschend ausführliche und hilfreiche klassische Zeittafel-Annäherung an das Leben und das Werk. Doch im Zentrum steht ganz klar der eigene Ton der 360 Grad-Projektion. Hier stößt Mitch Sebastian die Tore zu unmittelbarer Vermittlungsarbeit weit auf. Umso mehr vermisst man sie dann doch, die Originale, denen man nach dieser Show für das Weiterdenken begegnen möchte.

Erleben kann man „Viva Frida Kahlo“ in der Stuttgarter Schleyerhalle (Mercedesstraße 69) täglich von 10 bis 21 Uhr. Mindestens eine Stunde sollte man sich Zeit nehmen, auch 90 Minuten sind schnell erreicht. Die Eintrittspreise beginnen bei 20 Euro. Für weitere Fragen gibt es eine Hotline – 07 11 / 255 54 42. Vor Ort ist einzig Kartenzahlung möglich – und der Ticketkauf über www.vivafridakahlo.de empfehlenswert.