Wem gehört dieser vom Himmel gefallener Stein? Diese Frage sorgt derzeit für heftige Diskussionen. Es geht um Mars-Meteorit NWA 16788, der jüngst bei Sotheby's versteigert worden ist.
Ein Stück vom Mars mit dem Namen „NWA 16788“ mit einem Gewicht von fast 25 Kilogramm. Der Meteorit wurde 2023 im Niger entdeckt.
Von Markus Brauer/AFP
NWA 16788 ist Millionen von Kilometern durchs Weltall gereist, 25 Kilogramm schwer und offenbar mehrere Millionen Dollar wert: Der im Jahr 2023 im Niger gefundene Mars-Meteorit sorgt derzeit für Streit zwischen dem westafrikanischen Land und dem New Yorker Auktionshaus Sotheby’s, das den Gesteinsbrocken für 5,3 Millionen Dollar (4,5 Millionen Euro) an eine unbekannte Privatperson versteigert hat. Der nigerischen Regierung zufolge hätte es jedoch nie soweit kommen dürfen.
Größter bisher entdeckte Mars-Meteorit
NWA 16788 ist laut Sotheby’s der größte bisher entdeckte Mars-Meteorit. Er wurde vermutlich durch einen Asteoriden vom Mars abgespalten und legte auf dem Weg zur Erde laut dem Auktionshaus etwa 225 Millionen Kilometer zurück.
Gefunden wurde der Gesteinsbrocken laut Sotheby’s im November 2023 in der nigerischen Wüstenregion Agadez. Nach seiner Entdeckung wurde der gezackte, ockerfarbene Meteorit demnach an einen internationalen Händler verkauft, für kurze Zeit in Italien ausgestellt, bis er schließlich im Katalog von Sotheby’s landete.
Streit zwischen Niger und Sotheby’s
Der Regierung im Niger zufolge war dies rechtswidrig. Die Versteigerung in New York erfülle offensichtlich „alle Merkmale des internationalen illegalen Handels“, erklärt sie. Es seien Ermittlungen eingeleitet worden. Das westafrikanische Land reagierte zudem mit einem Exportverbot für wertvolle Steine und Meteoriten, das seit gut einer Woche gilt.
Sotheby’s weist die Vorwürfe zurück. Der Mars-Meteorit sei aus dem Niger „exportiert und in Übereinstimmung mit allen relevanten internationalen Vorschriften transportiert worden“, teilt das Auktionshaus mit. Es hat zudem nach eigenen Angaben eine Untersuchung zu den Vorwürfen eingeleitet.
Rechtsexperten haben Zweifel an Rechtmäßigkeit der Auktion
Tatsächlich ist die Gesetzeslage von Land zu Land unterschiedlich. Ein Meteorit, der beispielsweise in den USA auf einem Privatgelände auf der Erde einschlägt, gehört dem Landbesitzer.
Im Niger könnte der Mars-Meteorit unter das Gesetz zum „nationalem Kulturerbe“ fallen, das auch den Besitz von seltenen Mineralien wie Steinen regelt. „Unserer Einschätzung nach sollten Meteoriten zweifellos als seltene Mineralien gelten“, konstatieren die Rechts- und Meteoritenexperten Max und Matthieu Gounelle.
Auch der US-Paläontologe Paul Sereno hat Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Versteigerung. Es sei verdächtig, dass jeder, der am Weiterverkauf des Meteoriten in die USA beteiligt war, anonym geblieben sei. „Von der Person, die ihn gefunden hat, bis zu den Händlern und dem Käufer sind alle anonym“, betont er. Der Meteorit sei im Niger gelandet. „Er gehört dem Niger.“
Zudem sollte ein so seltenes Mars-Gestein nicht im Besitz eines Privateigentümers verschwinden, sondern für wissenschaftliche Zwecke genutzt werden. Der Meteorit sei „Naturerbe“ und in vielerlei Hinsicht sogar „Welterbe“, sagte Sereno. „Er erzählt uns etwas über den Weltraum. Wir sollten ihn würdigen.“