Wenn das Abenteuer aus der Cornflakespackung purzelt

Die Kinder- und Jugendbuchautorin Judith Allert stellt in der Stadtbücherei Murrhardt Grundschülern ihre Figur des „großen Käpt’n Knurps“ vor.

Wenn das Abenteuer aus der Cornflakespackung purzelt

Judith Allert mit Käpt’n Knurps, der es als lebendig gewordene kleine Sammelfigur in der großen Welt der Menschen gar nicht so einfach hat. Foto: Christine Schick

Murrhardt. Es gibt eine ganze Menge Bücher von Judith Allert, die man in der Stadtbücherei ausleihen kann. Nun ist die Kinder- und Jugendbuchautorin auch persönlich in Murrhardt zu Gast. Bei ihren Lesungen für Grundschüler aus Fornsbach, Murrhardt und Sechselberg erzählt sie den Kindern, dass die Berufung schon ganz früh angeklopft hat. Auf einem Foto sind ihre ersten selbst gebastelten Bücher zu sehen.

„Wo würdet ihr nach Ideen für Geschichten suchen?“, fragt sie ihre jungen Fornsbacher Gäste. Die tragen eine ganze Menge zusammen: in Träumen und Gedanken, Selbsterlebtem und neuen Ansätzen, die aus bereits bekannten Geschichten entstehen. Die 39-Jährige findet, dass es auch eine prima Sache ist, „über das zu schreiben, was man gerne hat“. In ihrem Fall sind das eine Reihe von Tieren, die bei ihr auf einem kleinen Hof in Bayern leben. Geschickt, so hat sie „ihre Hauptdarsteller gleich zu Hause“. Da sind zum Beispiel die beiden Wollschweine Krümel und Fussel, die Judith Allert beim Schreiben auf eine spannende Reise hinaus in die Welt geschickt hat.

Während sich das Leben so aus tierischer Sicht erkunden lässt, bekommt man es bei „Der große Käpt’n Knurps“ mit einer ebenfalls nicht alltäglichen Perspektive zu tun. Denn Emil ist eines Frühstückmorgens damit konfrontiert, dass ein tomatenroter kleiner Kerl auf dem Rand seiner Müslischüssel sitzt. Die lebendig gewordene Sammlerfigur ist nicht nur selbstbewusst, sondern bringt sich auch immer wieder in Schwierigkeiten. Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass Käpt’n Knurps und seine Minifreunde ziemlich klein sind. Hinzu kommt der chronisch schlecht gelaunte Widersacher Lord Kraxrael, der es auf die Knurpse und insbesondere den Käpt’n abgesehen hat. „Wenn man so klein wie die Knurpse ist, auf was muss man denn da aufpassen?“, will Judith Allert von den Kindern wissen. Klar, da kann es schnell passieren, überfahren zu werden, irgendwo runterzufallen oder großen Tieren zu begegnen. Daran kann die Autorin sehr gut anknüpfen, denn auf dem Weg zum Supermarkt, wo der Käpt’n nach seinen Freunden in weiteren Cornflakespackungen suchen will, passiert genau das: Die Dackeldame Otti schnappt sich den kleinen Kerl mit dem großen Ego, bevor Emil so richtig dazwischengehen kann. Dass sich die Sache dann doch noch zum Guten wendet, hat nicht zuletzt mit dem Einsatz besagter Minifreunde zu tun.

„Wenn ihr Knurpse währt, was würdet ihr machen?“, fragt Judith Allert. Die Vorschläge der Grundschüler machen deutlich, dass die längst in der Geschichte und ihrer tiefergelegten Perspektive angekommen sind: in einem Playmobilhaus wohnen, in ein Mäuseloch ziehen, sich eine unterirdische Wohnung graben, ein Schokoladen- oder Wassereisbad nehmen, auf einem Kaugummi Trampolin springen und eine Katze als Taxi benutzen. Nachdem die Autorin noch skizziert hat, wie es mit Emil, seiner Mitschülerin Elsa und der Minitruppe weitergeht, öffnet sie die Runde für weitere Fragen. So lässt sich noch einiges klären, unter anderem, dass Judith Allert aus ihrer Liebe zu Geschichten irgendwann den Sprung zum Selberschreiben gemacht hat. Bis zur ersten Veröffentlichung hat es zwar noch gedauert, mittlerweile kommt sie aber auf rund 80 Bücher. „Warum geht in Büchern eigentlich keiner aufs Klo?“, hält die 39-Jährige für eine sehr legitime Frage, hat aber auch gleich die Antwort. Alltag, der nichts zur Spannung beträgt, wird lieber aussortiert, Leserin und Leser „wollen ja was erleben“. cs