In Kanada treffen sich in diesen Tagen die Chefs führender Industrienationen. Wer gehört dazu? Warum gibt es die Treffen überhaupt? Ein Überblick.
G7-Gipfel im kanadischen Kananaskis: Am Dienstag geht es weiter, allerdings ohne Donald Trump.
Von Michael Bosch
Überschattet von einem neuen Krieg hat am Sonntagabend in Kanada der erste Gipfel der G7-Gruppe seit Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus begonnen. Der US-Präsident ist allerdings schon wieder abgereist. Wer sind die G7? Was ist das Ziel der Treffen? Und warum gehört Russland nicht mehr dazu?
Wer sind die G7?
Eine Ölkrise und der Zusammenbruch des Systems fester Wechselkurse haben 1975 die Staats- und Regierungschefs von sechs führenden Wirtschaftsmächten am Kamin von Schloss Rambouillet bei Paris zusammengebracht. Es war die Geburtsstunde der Gruppe der großen Industrienationen, der damals die USA, Japan, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien angehörten. Ein Jahr später kam Kanada dazu. Die G7 waren geboren – vor genau 50 Jahren.
Ein informeller Gedankenaustausch über Lösungsansätze in kleiner Runde - dies hatten die Initiatoren von damals, Frankreichs Präsident Valéry Giscard d’Estaing und Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD), im Sinne. Inzwischen sind die G7-Gipfel Großveranstaltungen mit weltweiter Geltung geworden, an denen Tausende Diplomaten, Repräsentanten und auch Demonstranten teilnehmen. Häufig werden allerdings nur große Leitlinien besprochen, ohne dass wirkliche Beschlüsse gefasst werden.
An den Treffen nehmen seit einiger Zeit auch die ranghöchsten Vertreter der Europäischen Union (EU) teil. Zudem werden häufig Gast-Nationen eingeladen.
Die G7-Mitglieder:
G7: Warum ist Russland nicht mehr dabei?
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde ab Mitte der 90er Jahre auch Russland zu den Gipfeln eingeladen. 2002 wurde Moskau vollwertiges Mitglied - und aus den G7 wurde die G8. Nach der Annexion der Krim 2014 wurde Russland jedoch wieder ausgeschlossen.
Trump hatte am Rande des aktuellen Gipfels im kanadischen Kananaskis die damalige Entscheidung kritisiert – und behauptet, dass sie auch auf Bestreben des ehemaligen kanadischen Premiers Justin Trudeau zustande gekommen sei. Das ist eine Falschbehauptung. Der Beschluss wurde damals einstimmig getroffen, die USA trugen ihn mit. Außerdem war Trudeau noch gar nicht im Amt.
Sind die G7 noch die G7?
Längst nicht mehr alle G7-Staaten sind heute führende Wirtschaftsmächte. Alle G7-Staaten außer den USA wurden durch China überholt und auch Indiens Wirtschaft ist inzwischen größer als die von Großbritannien, Frankreich, Italien oder Kanada.
Seit 1999 gibt es deshalb eine erweiterte Runde: die Gruppe der 20 wichtigsten Volkswirtschaften (G20) - und dort ist trotz des Angriffskriegs gegen die Ukraine auch Russland weiter mit am Tisch.
G7: Gipfel geht am Dienstag weiter
Am Montag traten die Differenzen zwischen den USA und den anderen G7-Staaten in Bezug auf neue Sanktionen gegen Russland deutlich zutage. Präsident Trump äußerte sich skeptisch zu den von den europäischen Staaten geforderten Verschärfungen: „Sanktionen kosten uns viel Geld“, sagte er.
Die EU-Staaten planen, neue Sanktionen zu erlassen, um den Druck auf Russland zu verstärken und den Krieg in der Ukraine zu beenden. Gleichzeitig hofft die EU, dass die USA ebenfalls neue Strafmaßnahmen einführen, um die Effektivität zu erhöhen.
G7 und die Kriege
Trump machte in Kananaskis deutlich, dass er zunächst die Schritte der EU abwarten wolle. „Lassen wir sie vorangehen“, sagte er mit Blick auf die Europäer.
Der G7-Gipfel soll am Dienstag nach Angabe der kanadischen Gastgeber trotz Trumps Abreise weitergehen. Eine wichtige Rolle wird der Ukraine-Krieg spielen, auch Nato-Generalsekretär Mark Rutte soll als Gast an dem Gipfel teilnehmen. Weitere Gäste sind Staats- und Regierungschefs aus Indien, Brasilien, Mexiko und Australien - mit ihnen wollen die G7-Chefs unter anderem über Energiesicherheit beraten.
Mit Material von dpa und AFP.