Medikamenten-Missbrauch

Wie kommt man von Nasenspray-Abhängigkeit los?

Die Erkältung? Längst vorbei. Der Griff zum abschwellenden Nasenspray ist aber geblieben – ohne fehlt einfach die Luft. Ein Apotheker verrät, wie es dazu kommt, und wie die Entwöhnung klappt.

Wie kommt man von Nasenspray-Abhängigkeit los?

Schon nach vier bis fünf Tagen sollte man ihm zufolge vom abschwellenden Spray auf ein befeuchtendes auf Meerwasser-Basis umsteigen.

Von dpa/Markus Brauer

Ist die Nase dicht, schläft es sich schlecht. Bei Erkältungen greifen viele daher zu abschwellenden Nasensprays mit Wirkstoffen wie Xylometazolin und Oxymetazolin, um wieder Luft zu bekommen. Was dabei aber nicht jeder auf dem Schirm hat: Nach wenigen Tagen sollte damit Schluss sein.

Nicht länger als 7 Tage

In der Packungsbeilage ist stets der Hinweis zu finden, dass abschwellende Sprays nicht länger als sieben Tage am Stück angewendet werden sollten. Der Apotheker Alexander Schmitz aus Dannenberg rät sogar zu noch mehr Vorsicht:

Schon nach vier bis fünf Tagen sollte man ihm zufolge vom abschwellenden Spray auf ein befeuchtendes auf Meerwasser-Basis umsteigen.

Gewöhnung kann anfälliger für Infekte machen

Der Grund: Die Nasenschleimhaut gewöhnt sich rasch an die abschwellenden Wirkstoffe, die für ein Zusammenziehen der Blutgefäße in der Nasenschleimhaut sorgen. „Irgendwann bekommt man ohne das Spray gar keine Luft mehr, muss also permanent darauf achten, dass man es dabei hat“, sagt Alexander Schmitz.

Der Apotheker hat in seinem Beruf immer wieder mit Menschen zu tun, die so eine Nasenspray-Abhängigkeit entwickelt haben. Davon loszukommen, ist mitunter schwer. „Jeder möchte schließlich atmen können.“

Das Weitersprühen über die Erkältung hinaus hat allerdings seinen Preis. Denn abschwellende Sprays trocknen auf Dauer die Nasenschleimhaut aus. „Dadurch drohen nicht nur Blutungen, sondern auch eine höhere Infektanfälligkeit, denn Erreger können einfacher eindringen“, erklärt Apotheker Schmitz. Wichtige Schutzfunktionen der Nase funktionieren dann nur noch eingeschränkt.

Schleimhaut Schritt für Schritt entwöhnen

Doch wie gelingt es, die Nasenschleimhaut von abschwellenden Nasensprays zu entwöhnen? Der klassische Tipp lautet: erst auf die Kinder-Variante umsteigen. Darin ist weniger Wirkstoff enthalten. Hat sich die Nase an die geringere Dosis gewöhnt, kann man im nächsten Schritt auf ein Meerwasser-Nasenspray umsteigen, das gar keinen Wirkstoff mehr enthält.

Nicht immer geht dieser Plan allerdings auf. „Viele haben diese Gewöhnung schon jahrelang. Dann sind das zu große Schritte“, erläutert Alexander Schmitz. In diesem Fall rät er, in der Apotheke Hilfe zu suchen. „Wir können das Nasenspray verdünnen. Dann geht man in wirklich ganz kleinen Schritten runter, bis man irgendwann bei 0,0 Prozent, also dem Meerwasser-Nasenspray, angekommen ist.“ Wie lange dieser Prozess dauert, sei individuell.

Übrigens: Anders als bei abschwellenden Nasensprays besteht bei Meerwasser-Nasensprays kein Risiko, dass sich die Schleimhaut der Nase daran gewöhnt. Sie wirken lediglich befeuchtend.