Das Smartphone verändert, wie Jugendliche heute aufwachsen. Doch wie genau? Dazu sind nun zwei aktuelle Studien erschienen.
69 Prozent der befragten jungen Menschen verbringt mehr als zwei Stunden am Tag mit Sozialen Medien.
Von Rebekka Wiese
Wie prägen Soziale Medien den Alltag von Jugendlichen? Zu diesem Thema sind nun unabhängig voneinander zwei Studien der Bertelsmann- und der Vodafone-Stiftung erschienen, die junge Menschen zu ihrem Umgang mit Sozialen Medien befragt haben. Sie zeigen, wie die Plattformen das Leben junger Menschen beeinflussen – und wie Jugendliche selbst auf ihr Verhalten schauen.
Worum geht es in den jeweiligen Studien?
Die Bertelsmann-Studie beschäftigt sich damit, wie junge Menschen mit politischen Inhalten in Sozialen Medien umgehen. Die zentrale Erkenntnis: Tiktok und Instagram sind inzwischen die wichtigsten Politikkanäle für junge Menschen. 74 Prozent von ihnen nehmen auf diesem Weg politische Informationen auf. Zum Vergleich: Die Schule (60 Prozent) oder Zeitungen (46 Prozent) sind deutlich weniger relevant. Die Studie der Vodafone-Stiftung dreht sich um die Frage: Wie nutzen Jugendliche Soziale Medien – und wie wirkt sich das darauf aus, wie es ihnen geht? Ein Ergebnis ragt heraus: Junge Menschen nutzen Soziale Medien zwar erwartungsgemäß intensiv – sehen das aber selbst sehr kritisch. Fast drei Viertel von ihnen gaben an, mehr Zeit mit den Apps zu verbringen, als sie es sich wünschen würden.
Wie haben die Studienautoren gearbeitet?
Die Autorinnen der Bertelsmann-Studie nutzten verschiedene Methoden. Dazu zählten unter anderem eine repräsentative Online-Befragung von mehr als 1700 Menschen im Alter von 16 bis 27 Jahren sowie eine KI-gestützte Analyse von etwa 31 000 Kurzvideos von politischen Accounts. Für die Vodafon-Stiftung führte das Meinungsforschungsinstitut infratest dimap eine repräsentative Umfrage durch, an der sich mehr als 1000 Jugendliche im Alter zwischen 14 und 20 Jahren beteiligten. Die Gruppe ist also etwas jünger als die, die bei der Bertelsmann-Studie im Fokus stand.
Wie viel Zeit verbringen junge Menschen in Sozialen Medien?
Zu viel. Das sehen nicht nur drei Viertel der Befragten der Vodafone-Studie selbst so. Gleichlautend wäre wohl auch die Einschätzung des Bundesinstituts für öffentliche Gesundheit. Das rät zu nicht mehr als zwei Stunden Bildschirmzeit am Tag. Laut der Umfrage der Vodafone-Stiftung liegen 69 Prozent aller Jugendlichen darüber. 42 Prozent der Befragten sind drei bis vier Stunden am Tag mit Sozialen Medien beschäftigt. 19 Prozent verbringen fünf bis sieben Stunden auf Instagram und Tiktok.
Wie erreichen die politischen Inhalte die Jugendlichen auf Tiktok und Co.?
Die Hälfte der Befragten gab in der Bertelsmann-Studie an, dass sie durch den Algorithmus häufig politische Inhalte angezeigt bekommen. Dabei gibt es Themen, die besser ankommen als andere, schreiben die Studienautorinnen. Politische Clips, in denen es um Migration geht, werden im Schnitt rund elf Prozent mal häufiger angezeigt als andere. Wer Umwelt thematisiert, muss hingegen damit rechnen, 18 Prozent weniger Reichweite zu bekommen. 38 Prozent aller Jugendlichen haben gezielt Accounts von Parteien oder Politikern abonniert. Noch mehr, nämlich 60 Prozent, folgen politischen Influencern.
Was denken junge Menschen über Handyverbote an Schulen?
Das Ergebnis der Vodafone-Studie zeigt zum einen, dass es an vielen Schulen ohnehin schon Regeln für Smartphones gibt. Mehr als ein Drittel der befragten Schüler gab an, dass Handys an ihrer Schule generell verboten sind. Weitere 41 Prozent sagten, dass es bei ihnen zwar kein Verbot gäbe, aber klare Regeln. Nur sieben Prozent der Schüler gaben an, dass ihre Schule keine Vorgaben mache. 60 Prozent der Befragten würden sich ein Handyerbot an ihrer Schule wünschen. Noch verbreiteter (81 Prozent) war der Wunsch, im Unterricht mehr darüber zu lernen, wie man mit Sozialen Medien besser umgeht.