Für den Nachwuchs bringt das eigene Trampolin im Garten jede Menge gute Laune. Doch der Freizeitspaß ist nicht ganz ungefährlich. Worauf Eltern achten sollten.
Klar macht das Spaß. Trotzdem gibt’s beim Kauf und der Benutzung von Trampolinen einiges zu beachten. Gerade für Eltern.
Von Harald Czycholl
Es ist groß, rund und bunt – und macht irre viel Spaß: ein Garten-Trampolin. Für viele Kinder gehört das Springen zu den liebsten Freizeitbeschäftigungen bei schönem Wetter. Aus sportwissenschaftlicher Sicht ist es eigentlich ein perfektes Trainingsgerät: „Springen stärkt die Muskulatur und ist als Ausgleich eine super Sache“, sagt Christoph Meyer, Chefarzt der Unfallchirurgie am Klinikum Saarbrücken. „Es hilft, Balance und Koordination zu trainieren, verbessert die Beweglichkeit, macht Gelenke und Knochen stark.“ Allerdings – im schlimmsten Fall bricht es sie auch.
Eine Studie der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie zeigt nämlich, dass sich die Zahl der Trampolinunfälle bei Kindern und Jugendlichen in den vergangenen 15 Jahren mehr als verdreifacht hat. Diese Zahlen bestätigt Mediziner Meyer: „Ein Drittel der Verletzungen von Kindern, die nach Unfällen auf dem Trampolin bei uns eingeliefert werden, sind sogar schwerwiegend.“ Am häufigsten brechen sich Kinder dabei Ellbogen oder Unterarm. „Sogar Frakturen des Oberschenkels haben wir behandeln müssen“, so Meyer. Häufig sehen die Unfallchirurgen zudem Verstauchungen von Sprung-, Hand- oder Kniegelenken, Prellungen und Gehirnerschütterungen.
Stürze und Zusammenstöße
Die größte Gefahr sind dabei Stürze auf den Boden, gefolgt vom Fallen auf den Rand des Trampolins oder die Stahlfedern sowie Zusammenstöße mit anderen Kindern. „Die koordinativen und motorischen Fähigkeiten von Kleinkindern sind oft noch nicht ausgereift, ihre Gelenke sind auch noch nicht stabil genug, um die immensen Kräfte, die auf einem Trampolin wirken, auszugleichen“, warnt der Mediziner.
Dass die Zahl der Unfälle zugenommen hat, liegt aber nicht daran, dass die Trampoline unsicherer oder die Kinder ungestümer geworden wären – sondern dass es heute schlicht viel mehr Trampoline in deutschen Gärten gibt als noch vor 15 Jahren. Heutzutage steht in fast jedem Garten ein Sprunggerät, gerade in der Corona-Zeit verzeichneten viele Hersteller oftmals zweistellige Wachstumsraten.
Doch natürlich verleiten die Trampoline auch dazu, die Grenzen auszutesten – und das geht nicht immer gut aus: Schnell erreichen schon kleine Kinder hohe Geschwindigkeiten beim Springen – und können die Kontrolle verlieren. Das gilt erst recht, wenn mehrere Kinder unterschiedlichen Alters und Gewichts gleichzeitig springen. „Das kann zu unkontrolliertem Herumschleudern oder zu Zusammenstößen führen“, warnt Meyer. In der Folge landen die verunfallten Kinder oft im Klinikum auf dem Operationstisch, wo die gebrochenen Knochen stabilisiert werden müssen.
Welches Trampolin darf’s denn sein?
Für Sicherheit auf dem Trampolin sorgt zunächst die Auswahl des passenden Sprunggeräts. Denn Garten-Trampoline gibt es in zahlreichen Varianten – von kleinen kompakten Modellen bis hin zu geräumigen Geräten für die ganze Familie. Am weitesten verbreitet sind runde Trampoline mit einem Durchmesser von 2,50 bis knapp 5 Metern, bei denen das Sprungtuch an einem erhöhten Gestell befestigt ist.
Für kleinere Gärten bieten die Hersteller aber auch kompakte Varianten an. Diese benötigen weniger Platz, sind aber meist nur für kleinere Kinder geeignet. Wer Wert auf ein dezentes Erscheinungsbild legt oder auf eine Einstiegshöhe verzichten möchte, greift zum Bodentrampolin. Dieses wird direkt in den Boden eingelassen, sodass die Sprungfläche bündig mit dem Rasen abschließt. Unabhängig von der Größe und Ausführung gilt jedoch: Aus Sicherheitsgründen sollte das Trampolin immer nur von einer Person genutzt werden.
„Ein weiteres Auswahlkriterium kann die maximale Belastbarkeit des Trampolins sein“, erklärt Robert Ziegler, Produktexperte beim TÜV Süd. „Während kleinere Modelle meist für etwa 50 bis 100 Kilogramm ausgelegt sind, halten hochwertige Familienmodelle auch 150 Kilogramm und mehr aus.“ Wer häufiger Besuch hat oder das Trampolin auch als Erwachsener nutzen möchte, sollte unbedingt auf die Herstellerangaben zur maximalen Belastung achten.
Bei der Wahl der Trampolingröße ist auch der Standort ein entscheidender Faktor. „Ein Mindestabstand von zwei Metern zu festen Objekten wie Mauern, Zäunen oder Bäumen ist essenziell“, betont der Experte. „Und auch nach oben hin muss ausreichend Freiraum bleiben – es sollten sich also keine Hindernisse wie Äste oder Überdachungen direkt über der Sprungfläche befinden.“ Zudem spielt auch der Untergrund eine Rolle für die Sicherheit. Betonplatten oder steinige Flächen sollten vermieden werden. „Am besten geeignet ist eine ebene Rasenfläche. Falls der Untergrund uneben ist, kann es zu Instabilität oder ungleichmäßiger Federung kommen“, so Ziegler.
Wichtig: stabiler Rahmen
Die Grundvoraussetzung für ein sicheres Trampolin ist natürlich ein stabiler Rahmen. Da Gartentrampoline draußen dauerhaft Wind und Wetter ausgesetzt sind, empfiehlt sich eine Konstruktion aus verzinktem Stahl, die vor Rost und Korrosion schützt. „Neben dem Material spielt auch die Verarbeitung eine große Rolle – vor allem bei den Schweißnähten sollte man auf eine saubere Ausführung achten“, erklärt TÜV-Experte Ziegler. „Wichtig ist auch, dass die zusammengesteckten Rahmenteile gegen Verdrehen gesichert sind.“
Auch die Randabdeckung trägt wesentlich zur Sicherheit bei: Sie schützt vor Verletzungen durch Stürze auf Federn oder Rahmen. „Sie sollte so beschaffen sein, dass sie ausreichend stoßdämpfend wirkt und idealerweise in eine reißfeste Kunststoffhülle eingebettet ist“, so Ziegler. Ein weiterer Sicherheitsaspekt ist die regelmäßige Wartung. So sollte das Trampolin regelmäßig auf Roststellen, lose Schrauben oder poröse Polster überprüft werden. Im Winter sollte das Trampolin zudem eingelagert werden.
Auf Qualität achten
Zentraler Belastungspunkt des Trampolins ist das Sprungtuch. Entsprechend hoch sollten Qualität und Verarbeitung sein. Auch die Ränder des Sprungtuchs verdienen besondere Aufmerksamkeit: Mehrfach vernähte Säume sorgen für Stabilität, insbesondere an den Befestigungspunkten wie den sogenannten V-Ringen, die hohen Zugkräften standhalten müssen.
Bei Trampolinen mit einem Durchmesser von mehr als 1,5 Metern ist zudem ein Sicherheitsnetz unverzichtbar. Es verhindert, dass die Benutzer beim Springen aus dem Gerät fallen. Wichtig sind ein engmaschiges, reißfestes Material und eine stabile Befestigung an gut gepolsterten Pfosten. „Auch an den Einstieg sollte gedacht werden. Ideal ist ein gut sichtbarer Zugang mit Reißverschluss, der leicht zu bedienen ist“, sagt Ziegler.
Gibt’s Ersatzteile?
Darüber hinaus kann es hilfreich sein, auf Hinweise zur Nachhaltigkeit zu achten – etwa ob Ersatzteile wie Sprungtücher oder Netzteile nachgekauft werden können. „Wenn sich einzelne Komponenten einfach austauschen lassen, verlängert das die Lebensdauer des Trampolins“, so der Experte. Prüfzeichen wie das GS-Zeichen für „Geprüfte Sicherheit“ oder das TÜV-Logo bieten Orientierung beim Kauf – dann erfüllen die Trampoline die notwendigen Anforderungen an Belastbarkeit, Standsicherheit, Materialfestigkeit und Verarbeitungsqualität.
Dann gilt es aber auch, das Trampolin angemessen zu nutzen. „Die meisten Unfälle kann man vermeiden, wenn einige Regeln beachtet werden“, sagt der Mediziner Meyer. Er rät dazu, klare Regeln zu vereinbaren – und diese auch durchzusetzen. So sollte möglichst nur ein Kind alleine springen, gewagte Manöver wie etwa ein Salto sollten tabu sein. Bälle, Fahrgeräte oder ähnliches haben auf dem Trampolin nichts verloren – und essen sollte man dort auch nicht.
Zudem sind regelmäßige Pausen wichtig. „Bei unkonzentriertem Springen erhöht sich die Unfallgefahr sofort, weil die Körperspannung nachlässt“, warnt Meyer. Er rät zudem dazu, Kinder beim Springen immer zu beaufsichtigen. „So kann man bei Fehlverhalten oder Unfällen sofort eingreifen.“