Rund ein Viertel des Kunststoffs in neuen Autos soll künftig recycelt werden. Wo Mercedes und Porsche beim CLA und dem Macan auf Recycling setzen.
Im Mercedes CLA (links) sind mehrfach recycelte Teile verbaut, im Porsche Macan eher weniger.
Von Chiara Sterk
Recycling macht auch vor dem Auto nicht halt: Künftig sollen neue Fahrzeuge in Europa mehr wiederverwendete Materialien enthalten. Die EU-Umweltminister haben beschlossen, dass bald 15 Prozent des Kunststoffs in neuen Autos recycelt werden soll. In sechs Jahren soll der Anteil dann auf 20 Prozent steigen, in zehn Jahren soll rund ein Viertel des Kunststoffs recycelt sein. Wie weit ist die Autoindustrie auf diesem Weg? Ein Vergleich zwischen dem Mercedes CLA und dem Porsche Macan.
Den CLA gibts mit Sitzen aus recycelten PET-Flaschen
Im CLA, der neuen Kompaktklassen-Limousine von Mercedes, kommen zahlreiche Recyclingmaterialien zum Einsatz – allen voran in den Vordersitzen. „In jeder Schicht des Sitzes ist Rezyklat enthalten“, sagt eine Sprecherin des Konzerns. Vom Sitzbezug über den Sitzschaum bis hin zum Unterbau und den Metallhaltern – darunter die Mechanik zum Verstellen des Sitzes – werden teilweise wiederverwertet. Für die Sitzmechanik wird Altschrott eingeschmolzen und erneut verwendet.
Mercedes bietet zudem eine Polstergarnitur aus recycelten PET-Flaschen an – eine schwarze Ledernachbildung. Die Flaschen werden zunächst zu Garn verarbeitet, anschließend zu Stoff. Der Bodenbelag besteht aus Econyl-Garn, ebenfalls gänzlich recycelt. Das Vlies entsteht wie auch das Polster aus recycelten PET-Flaschen.
Außerdem werde das auf den Sitzen, den Mittelfeldern und Armauflagen der Tür verwendete Mikrofaservlies gänzlich recycelt. Allerdings wird das Vlies ebenso wie die Polstervariante nicht in allen CLAs standardmäßig verbaut. Nach Angaben von Mercedes entscheidet sich jedoch ein Großteil der Kundschaft für die AMG-Line mit Mikrofaservlies. „Damit ist die Mehrheit aller CLAs mit diesem recycelten Material unterwegs.“
CLA kommt auf einen Rezyklat-Anteil von rund zwei Prozent
Auch die Wagenheberaufnahmen und die Radkästen bestehen vollständig aus Altmaterial. Erstere werden zu 100 Prozent aus alten Stoßfängern gefertigt. Die Wanne des Frunks – ein zusätzlicher Kofferraum im Frontbereich, wo bei Verbrennern der Motor sitzt – besteht zu 70 Prozent aus Recyclingmaterial. Zudem könne in der werkseigenen Batterie-Recyclingfabrik in Kuppenheim mehr als 96 Prozent der alten Batterien zurückgewonnen und zu neuen Batterien verarbeitet werden.
Wie Mercedes-Benz in einer Broschüre angibt, werden im neuen CLA insgesamt 42 Kilogramm Rezyklat eingesetzt – was bei einem gesamten Leergewicht von 1,9 Tonnen einen Anteil von rund zwei Prozent ergibt. Wie hoch der Anteil an recyceltem Kunststoff ist, will Mercedes-Benz nicht preisgeben.
Den Macan gibts wie auch den Taycan mit recycelter Race-Tex-Ausstattung
Im deutlich größeren Macan, dem neuen Kompakt-SUV, verbraut Porsche recycelte Materialien in Türblechen, Heck- und Frontklappe, Kotflügeln sowie den Seitenteilen und dem Dach, wie eine Sprecherin erklärt. Außerdem kann die Race-Tex-Ausstattung aus recycelten Polyesterfasern dazugebucht werden, die es auch schon im Porsche Taycan gab. Race-Tex ist die Marke eines synthetischen Mikrofaserstoffs, der synthetischem Leder wie Alcantara ähnelt und eine samtige, lederartige Textur aufweist.
Wie die Sprecherin erklärt, sei bei der Stoffkaschierung des Dachhimmels sowie der Verkleidung der Hutablage und der Säulen der Einsatz von recyceltem Kunststoff mit den Lieferanten festgelegt worden. Auch Porsche beziffert nicht konkret, wie hoch der Anteil an recyceltem Material ist – auch nicht, wie hoch der des recycelten Kunststoffs.
Bis 2040 plane Porsche zudem, in allen Fahrzeugen 40 Prozent des Gesamtgewichts mit Sekundärrohstoffe zu verbauen, mit Ausnahme des chinesischen Marktes. Wie hoch der Recyclinganteil bisher ist, kann Porsche nicht beziffern – und verweist darauf, dass es bislang keine gesetzliche Pflicht gebe, den Recyclinganteil zu erfassen.
EU-Vorgaben zum Recycling-Anteil in neuen Autos
EinigungUm künftig mehr Ressourcen in der Fahrzeugproduktion zurückzugewinnen, soll der Anteil recycelten Kunststoffs in Neuwagen schrittweise steigen. Darauf haben sich Vertreter der EU-Staaten in Luxemburg verständigt – auf Basis eines Vorschlags der EU-Kommission. Die neuen Vorgaben sind allerdings noch nicht in Kraft.
Geplante Recyclingquoten für Kunststoff: – Sechs Jahre nach Inkrafttreten: 15 Prozent