Erinnerung an NS-Verbrechen

Wieso der Gedenkort für polnische Kriegsopfer so wichtig ist

Ein neuer Gedenkort soll an die polnischen Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Das hat der Bundestag beschlossen. Das ist überfällig, findet unsere Autorin Rebekka Wiese.

Wieso der Gedenkort für polnische Kriegsopfer so wichtig ist

Noch steht nur ein provisorischer Gedenkstein an der Stelle in Berlin, an der noch ein Gedenkort entstehen soll.

Von Rebekka Wiese

Viele Polen warten seit Jahrzehnten auf diese Form der Anerkennung. Nun hat der Bundestag beschlossen, einen Gedenkort für die polnischen Opfer des Zweiten Weltkriegs in Berlin errichten zu lassen. Dass er nun endlich kommt, ist überfällig. Zumal von der Entscheidung bis zur Umsetzung noch weitere Jahre vergehen dürften.

Das Ausmaß, in dem Polen von den Verbrechen der deutschen Nationalsozialisten betroffen war, ist bis heute eine Lücke in der deutschen Erinnerungskultur, die die Beziehungen mit Polen belastet. Der Gedenkort kann dazu beitragen, sie zu schließen.

Fünf Millionen polnische Zivilisten unter NS-Opfern

Viele Polen werfen den Deutschen zu Recht vor, sich mit diesem Teil der NS-Geschichte nie wirklich beschäftigt zu haben. Fünf Millionen polnische Zivilisten starben unter der NS-Herrschaft. Die Hälfte der sechs Millionen jüdischen Holocaust-Opfer war polnisch. Die Nationalsozialisten errichteten viele ihrer Vernichtungslager auf dem heute polnischen Staatsgebiet. Das Bekannteste davon heißt Auschwitz.

Daran zu erinnern, ist wichtig. Und es ist wertvoll, der verschiedenen Opfergruppen zu gedenken. Die Ideologie des Nationalsozialismus war im Kern antisemitisch und rassistisch. Die Vielzahl der Opfer zeigt dabei zugleich: Wer eine Gruppe von Menschen abwertet, richtet sich gegen Menschlichkeit an sich. Auch für diese Lehre aus dem Nationalsozialismus wird der neue Gedenkort stehen.

Die Erinnerung an die polnischen NS-Opfer kann auch helfen, die deutsch-polnischen Beziehungen zu festigen und künftig friedlich zusammenzuleben. Auch wenn der Gedenkort allein nicht reichen wird, um diese Lücke in Erinnerungskultur zu schließen. Aber ein erster Schritt ist besser als keiner.