Etwa 4300 Schafe, Ziegen und ähnliche Tiere haben Wölfe im vergangenen Jahr gerissen. Jagen durfte man sie bisher nicht. Warum und wie sich das bald ändern könnte.
Etwa 2000 Wölfe leben in Deutschland.
Von Rebekka Wiese
Er galt schon mal als ausgerottet. Doch in den vergangenen 25 Jahren hat sich der Wolf in Deutschland wieder ausgebreitet. 209 Wolfsrudel leben aktuell in Deutschland, schätzungsweise sind das etwa 2000 Tiere. Sie haben sich vor allem in Brandenburg, Niedersachsen und Sachsen angesiedelt.
Für den Artenschutz ist das eine gute Nachricht. Doch es bringt auch Probleme mit sich. Immer wieder reißen Wölfe Nutztiere, häufig mehrere auf einmal. Rund 4300 solcher Risse gab es dem Bundesumweltministerium zufolge im Jahr 2024, die meisten davon trafen Schafe und Ziegen – teilweise trotz Schutzmaßnahmen. Die Bundesregierung will es nun erleichtern, den Wolf zu jagen.
Jagd auf den Wolf: Die einen drängen, die anderen warnen
Noch steht der Wolf im Naturschutzgesetz, weshalb er nur in Ausnahmefällen getötet werden darf. Doch künftig soll er ins Bundesjagdgesetz aufgenommen werden. Darüber haben sich die zuständigen Ministerien kürzlich geeinigt, nun gibt es einen Referentenentwurf. Wie genau der Wolf dann gejagt werden darf, müssen die Bundesländer jeweils selbst gesetzlich regeln. Jagd- und Bauernverbände drängen schon lange auf diesen Schritt, Naturschützer hingegen sind alarmiert.
„Ich war lange Anhänger der Regelung im Naturschutzgesetz“, sagt Wolfsexperte Eckhard Fuhr. „Doch inzwischen finde ich es richtig, dass der Wolf jetzt ins Jagdgesetz aufgenommen wird.“ Fuhr arbeitet als Journalist und Autor, als aktiver Jäger ist er außerdem Vorsitzender des Ökologischen Jagdverbands Brandenburg-Berlin.
Wolfsexperte ändert seine Meinung
Dass er die Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht jetzt befürwortet, liegt daran, dass sich die bisherige Regelung seiner Meinung nach in Praxis nicht bewährt hat. „Fast jedes Mal, wenn ein Schadwolf abgeschossen werden sollte, haben die Naturschutzverbände Klage eingelegt“, sagt Fuhr. „Das hat das Verfahren, das eigentlich sinnvoll war, zu Fall gebracht.“
Feste Abschussquoten für Wölfe hält der Experte trotzdem für den falschen Weg. Er spricht sich vor allem für mehr Herdenschutz aus. „Aber wenn Wölfe gelernt haben, Zäune zu überwinden, muss es möglich sein, sie abzuschießen“, sagt Fuhr. Wie genau die neuen Regelungen aussehen werden, ist noch nicht in allen Ländern klar. Einige haben schon Gesetze vorgelegt, andere arbeiten noch daran.