Die drei besten deutschen Dartsprofis kehren nach der Weihnachtspause allesamt auf die WM-Bühne im Ally Pally zurück und wecken Hoffnungen auf ein nächstes Londoner Wintermärchen.
Von red/sid
Gabriel Clemens hat sich auf den Heimweg gemacht. Heiligabend verbringt der Dartsprofi ganz besinnlich bei seinem Bruder, weit entfernt vom Trubel im Alexandra Palace, der WM-Bühne und der Party-Meute. „Da feiert die ganze Familie“, sagte der Saarwellinger im Interview mit Sport1 vorfreudig - und im Wissen, dass der Abschied aus London nur vorübergehend ist.
Denn ein großes Weihnachtsgeschenk hatte sich der „German Giant“ kurz zuvor bereits selbst bereitet. Am Ende einer enttäuschenden Saison kämpfte sich der 42-Jährige, der bei der WM 2023 mit einem sensationellen Lauf bis ins Halbfinale vorgestoßen war, gegen den Niederländer Wessel Nijman mit einem glatten 3:0 in die dritte Runde vor - „wahrscheinlich“ der größte Erfolg einer insgesamt enttäuschenden Saison, wie Clemens bestätigte.
Auf Clemens wartet ein harter Brocken
Und nicht nur der drittbeste Deutsche in der PDC-Weltrangliste überzeugte bisher mit guten Auftritten. Auch Deutschlands Nummer eins Martin Schindler und Nummer zwei Ricardo Pietreczko stießen in die dritte Runde ab dem 27. Dezember vor und weckten leise Hoffnungen auf ein nächstes Londoner Wintermärchen im Ally Pally.
Dass Clemens, der bei den vergangenen beiden Weltmeisterschaften einmal in der dritten und zuletzt schon in der zweiten Runde ausgeschieden war, erneut der große Protagonist wird, ist allerdings sehr fraglich. Denn wenn er vor die feierwütigen Fans ans Ally-Pally-Oche zurückkehrt, wartet dort der Weltranglistenzweite Luke Humphries auf ihn.
Der Engländer gewann vor zwei Jahren den Titel - und da für den Sieg in der dritten Runde nicht mehr drei, sondern vier Sätze gewonnen werden müssen, werden Überraschungen schwieriger.
Schindler und Pietreczko mit besseren Aussichten
Bessere Aussichten haben da Schindler und Pietreczko. Dem Weltranglisten-13. Schindler steht nach zwei souveränen Siegen ein Duell auf Augenhöhe mit der Nummer 20 der Welt, Ryan Searle aus England, bevor. Kraft sammelt Schindler über Heiligabend wie Clemens in der Heimat. „Für unsere Tochter“, wie der 29 Jahre alte Strausberger erklärte.
Er habe „noch mehr Potenzial“, sagte Schindler zudem angriffslustig, „ich kann noch besser spielen“. Mit einem Sieg gegen Searle würde der viermalige PDC-Turniersieger erstmals die dritte WM-Runde überstehen.
Pietreczko gelang das bereits im vergangenen Jahr. Mit seinem Vorstoß ins Achtelfinale war der 31-Jährige der Lichtblick einer ansonsten enttäuschenden deutschen Delegation. Und die Chancen für eine Wiederholung stehen sehr gut, nachdem Pietreczko in der zweiten Runde den an Nummer 21 gesetzten Dave Chisnall ausgeschaltet hat.
Im Spiel um den nächsten Achtelfinaleinzug gegen Andreas Harrysson ist „Pikachu“ der klare Favorit. Dem bärtigen Schweden war eine der vielen Überraschungen des Turniers geglückt, die den weiteren Weg der Deutschen erleichtern könnten. Von den 32 gesetzten Spielern sind 14 bereits ausgeschieden.
Um ein Spiel gegen einen Top-Gegner dürfte Pietreczko im Achtelfinale allerdings dennoch nicht herumkommen. Dort droht ein Duell mit dem an Nummer fünf gesetzten Waliser Jonny Clayton, ehe er in einem deutschen Märchen-Viertelfinale auf Schindler treffen könnte.