Wegen einer beispiellosen IT-Panne im Jahr 2005 sind 1440 Lehrerstellen in Baden-Württemberg unbesetzt. Das Netz reagiert zwischen Verwunderung und Spott.
Die Landesregierung will die offenen Stellen vollständig nachbesetzen.
Von Sebastian Winter
Es ist eine IT-Panne historischen Ausmaßes: 1440 Lehrerstellen sind in Baden-Württemberg derzeit unbesetzt, weil es vor 20 Jahren zu einem Programmierfehler im Personal- und Stellenprogramm der Kultusverwaltung gekommen sein soll.
Das erklärten Kultus- und Finanzministerium in einer gemeinsamen Mitteilung am Mittwoch. In den Ministerien könne man sich nicht erklären, warum das über Jahrzehnte unbemerkt geblieben war.
Baden-Württembergs Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) zeigt sich „schockiert“ und „erschrocken“ und will eine schnelle Aufarbeitung; Referendare und junge Lehrkräfte üben massive Kritik – und wie reagiert das Netz? Es rettet sich in Galgenhumor.
Während sich die einen noch uneins sind, mit welcher Emotion sie auf die historische IT-Panne reagieren sollen, zeigt sich bei anderen Verzweiflung:
Manchmal weiß man nicht, ob man heulen oder lachen soll ♀️ https://t.co/hFGEuPtVcZ — Krüschy (@krschy2) July 16, 2025
Da kann man doch nur noch hysterisch laut lachen... Baden-Württemberg: 1.440 freie Lehrerstellen in BW jahrelang unbesetzt - aus Versehen | https://t.co/1183X19RUChttps://t.co/sACl1Qsc16 — Tante Kaffee | BY (@_Kaffeetante_) July 16, 2025
Verwundert zeigen sich Nutzer auf X – ehemals Twitter – vor allem von der Tatsache, dass der Fehler über zwei Jahrzehnte lang unbemerkt geblieben war:
20 Jahre bleiben 1.440 Lehrerstellen unbesetzt, weil bei einem Softwarewechsel ein Häkchen falsch gesetzt wurde und es erst JETZT jemanden aufgefallen ist.35.000 ausgefallene Lehrstunden PRO WOCHE pic.twitter.com/Fz3Pe2FnGm — Michael Rocktäschel (@MRocktaschel) July 17, 2025
Wer kennt es nicht? Da rechnest du schnell mal deine Lehrkräftestellen aus, korrigierst hier und dort in Excel - und schwupps, findet eine deiner Nachfolgerinnen 20 Jahre später 1440 Stellen! https://t.co/VTlXUFZ7b9 — Exfluzilla, deine Bodyguard-Nachbarin (@exfluzilla) July 16, 2025
Fast unglaublich wirkt der Fehler auf einige Nutzer ob der Tatsache, dass Schulen in Baden-Württemberg seit Jahren über einen Lehrermangel klagen:
Seltsam die Schulen melden seit Jahren, dass Personal fehlt und das Kumi macht nicht mal einen Plausicheck zwischen erbrachten Stunden und Lehrerstellen? — @alesigdesuisse (@alesigdesuisse) July 16, 2025
Manche wollen wohl noch an einen Aprilscherz glauben:
Das muss doch ein Scherz sein. Wie kann das über 20 Jahre nicht auffallen?https://t.co/cBn4ow1MG8 — Fabian Leybrock (@FLeybrock) July 16, 2025
Klingt wie ein schlechter Scherz am 1.April.https://t.co/u6TqIfzSKw — Mr.Mason | BW (@MrMason1907) July 16, 2025
Das Netz stellt sich auch die Frage, was mit dem ganzen Geld passiert, das über Jahre eingespart wurde. Das Finanzministerium versicherte derweil: Durch die Panne sei kein finanzieller Schaden entstanden. Da die Stellen nicht besetzt wurden, sei kein Geld abgeflossen.
#Schilda , nein #BadenWürttenbergDurch einen Softwarefehler gelten 1440 Lehrerstellen als besetzt, sind es aber nicht & das seit 2005. Wurden für die 1440 Geisterlehrer Gehälter bezahlt & wer hat das Geld bekommen.Es ist ja nicht weg☝, wie wir wissen. https://t.co/WLBN0oxAb6 — IMa0565 (@IMa0565) July 17, 2025
Ich hab das bestimmt mißverstanden: 1440 Lehrerstellen sind unbemerkt unbesetzt in BaWü?Ja.. äh.. also.. wenn's bisher keinen gestört hat.. 110-120 Mio € jährlich, die man sparen konnte und weiterhin kann? Wie praktisch.https://t.co/5SsfPk63mA — Felix Pfefferkorn (@fpfka) July 16, 2025
Unverständlich, denn es wurden doch 120 Millionen durch 1440 nicht besetzte Lehrerstellen eingespart. Ich frage für einen Freund: wohin sind die 120 Millionen geflossen. Irgendjemand hat die 120 Mio ausgegeben, natürlich ohne es zu merken. — Wolfgang (@golfgangdaly) July 17, 2025
Sparen – eine Königsdisziplin der Schwaben:
SPARHAUSHALT AUF SCHWÄBISCHIn BW blieben nach aktueller Berichterstattung seit 20 Jahren im Schnitt über 1000 erforderliche und angemahnte Lehrerstellen aufgrund eines angeblichen Softwarefehlers unbesetzt. — Wolfgang Seitz ✝️ (@SeitzWolfgang) July 16, 2025
In Anlehnung an Baden-Württembergs langjährigen Slogan „Wir können alles. Außer Hochdeutsch.“ versuchen sich diese Nutzer offenbar an einer neuen Selbtsvermarktungskampagne für das Land:
Land BW: wir können alles, außer Lehrerstellen ausrechnen. Mathe: mangelhaft! Setzen! https://t.co/q9l9QOk2Od — Michael BW, , (@fasnachter) July 16, 2025
"Wir können alles. Außer Software."https://t.co/Y6TdawJ4iI — Christoph Schwalb (@LexXpressO) July 16, 2025
Die Berufschancen für Lehramtsstudenten in Baden-Württemberg dürften von der einen auf die anderen Sekunde drastisch gestiegen sein. In der Regierung sei man sich einig, dass die offenen Stellen vollständig nachbesetzt werden sollen.
Die Überbesetzung ist dann wohl Geschichte. „Wegen einer schweren IT-Panne sind 1440 Lehrerstellen im Südwesten als belegt verbucht worden, obwohl sie gar nicht besetzt sind. Grund ist ein Softwarefehler, der bis auf das Jahr 2005 zurückgeht, wie das KuMi einräumte.“ https://t.co/G5nYspV6zB — Carola Schneider (@CarolaSch__) July 16, 2025
Ob (angehende) Lehrkräfte im Nachbarbundesland jetzt über die Landesgrenze schielen?
Wie wirkt sich das eigentlich auf die Besetzung von Lehrerstellen in RLP aus, wenn plötzlich in BaWü 1440 Stellen mit besserem Verdienst offen sind?Schätze es wird schwer da demnächst Bewerber zu finden... https://t.co/Kmj0mIJ96w — Oliver Best (@OWHF_Best) July 16, 2025
Das kurze Fazit zur IT-Panne dieses Nutzers:
Alter Schwede ey... https://t.co/4sOLbDY87q — Daniel Bache ️ (@teufelsmuehle) July 17, 2025