Indien greift Pakistan an

Wird aus dem Kaschmir-Konflikt ein Krieg zwischen Atommächten?

In der Nacht greift Indien pakistanische Ziele an. Mindestens acht Menschen kommen ums Leben. UN-Generalsekretär Guterres ist sehr besorgt. Eskaliert der Konflikt zwischen den beiden Atommächten?

Wird aus dem Kaschmir-Konflikt ein Krieg zwischen Atommächten?

Trümmerteile, die wie Teile eines Flugzeugs aussehen, liegen hinter einem Haus in Pampore im Bezirk Pulwama im indisch kontrollierten Kaschmir.

Von Markus Brauer/dpa/AFP

Was für ein Tag, dieser 7. Mai 2025. In Rom beginnt das Konklave, um einen neuen Papst zu wählen. In Kaschmir droht ein seit langem schwelender Konflikt vollends zu eskalieren.

Wie wird dieser Tag enden? Mit einem konservativen, 267. Nachfolger des Apostels Petrus? Mit einem Krieg zwischen den beiden Nuklearmächten Indien und Pakistan, der in einem regionalen Atomkrieg münden könnte – mit globalen Folgen für die gesamte Menschheit?

So viel ist sicher: In Rom werden sich die 133 versammelten Kardinäle auf ein neues Kirchenoberhaupt einigen. Doch was in Kaschmir passiert, ist keineswegs sicher. Und das macht die Sache so brandgefährlich. Ein Überblick über die aktuelle Lage auf dem Indischen Subkontinent:

Pakistan will „angemessen“ auf indischen Angriff reagieren

Nach dem tödlichen Angriff Indiens auf pakistanische Ziele hat das attackierte Land Vergeltung angekündigt. „Pakistan hat jedes Recht, eine angemessene Antwort auf diese von Indien verhängte Kriegshandlung zu geben, und eine angemessene Antwort wird auch gegeben“, verkündet der pakistanische Premierminister Shehbaz Sharif.

Zuvor hatte Indien in der Nacht mehrere Ziele in Pakistan und im pakistanisch kontrollierten Teil der Unruheregion Kaschmir angegriffen – als Reaktion auf einen Terroranschlag in der Unruheregion vor rund zwei Wochen.

Bewaffnete Angreifer hatten am 22. April im indisch kontrollierten Teil auf einer Bergwiese in einer Urlaubsgegend nahe der Stadt Pahalgam 26 Menschen getötet – vorwiegend indische Touristen. Die Regierung in Neu-Delhi wirft Pakistan eine Beteiligung vor, was Islamabad zurückweist.

Mit dem indischen Angriff in der Nacht zu Mittwoch eskalieren die jüngsten Spannungen zwischen den beiden Atommächten massiv. In der Region wächst die Sorge vor einem neuen Krieg zwischen den Nachbarländern.

Auch Indien beklagt Opfer und droht

Das pakistanische Militär spricht nach dem Angriff von 26 Toten und 33 Verletzten. Das Außenministerium teilt mit, unter den Opfern seien Frauen und Kinder.

Auch Indien beklagt Opfer: Durch pakistanischen Beschuss seien im indisch kontrollierten Teil von Kaschmir mindestens drei Zivilisten ums Leben gekommen, teilt die Armee mit. Pakistanische Soldaten hätten über die Kontrolllinie hinweg willkürlich geschossen. Die indische Armee werde auf den Beschuss in angemessener Weise reagieren. Die Kontrolllinie gilt als De-Facto-Grenze und teilt Kaschmir zwischen den beiden Atommächten.

Indien: Ziele sind „terroristische Infrastruktur“

Das indische Verteidigungsministerium in Neu-Delhi teilt weiter mit, die Streitkräfte hätten als Reaktion auf den Anschlag vor rund zwei Wochen mehrere Ziele in Pakistan und im pakistanisch kontrollierten Teil Kaschmirs angegriffen, „von denen terroristische Angriffe gegen Indien“ ausgegangen seien. Bei den Zielen handele es sich um „terroristische Infrastruktur“.

Pakistans Militär spricht von Raketenangriffen. Pakistanische Geheimdienstkreise melden den Abschuss von fünf indischen Kampfjets.

Den indischen Angaben zufolge sind neun Ziele angegriffen worden. „Pakistanische militärische Anlagen waren nicht das Ziel.“ Das Verteidigungsministerium nennt die eigenen Aktionen „zielgerichtet, maßvoll und nicht eskalierend“. Indien habe bei der Auswahl der Ziele und der Methode der Ausführung beträchtliche Zurückhaltung geübt, heißt es weiter es.

Angriffsziele und Reaktionen

Pakistanische Geheimdienstkreise und Pakistans Armee hatten zuvor berichtet, die Städte Kotli und Muzaffarabad im pakistanischen Teil der Himalaya-Region Kaschmir sowie in der Stadt Bahawalpur in der Provinz Punjab seien Ziel der Angriffe gewesen. In Bahawalpur sei eine Moschee getroffen worden.

Pakistan schloss nach den Angriffen aus Indien seinen Luftraum für 48 Stunden. Der Flugbetrieb der Flughäfen Islamabad und Lahore sei zudem bis auf weiteres eingestellt.

Langer Streit um Himalaya-Region

Seit dem Anschlag vor rund zwei Wochen überzogen sich beide Länder mit Strafmaßnahmen, wiesen unter anderem Staatsbürger der jeweils anderen Seite aus und reduzierten die diplomatischen Beziehungen.

Experten stuften besonders Indiens Entscheidung als schwerwiegend ein, den sogenannten Indus-Wasservertrag mit dem Nachbarn auszusetzen. Der Vertrag regelt die Wassernutzung beider Seiten des Indus und seiner Nebenflüsse. Islamabad nannte die Aussetzung des Vertrags eine Kriegshandlung und droht mit entsprechenden Gegenmaßnahmen.

Blick zurück in die Zeitgeschichte

Die Kaschmir-Region im Himalaya ist zwischen Pakistan und Indien geteilt. Beide beanspruchen aber das ganze Gebiet für sich. Die Ursprünge des Konflikts reichen bis in die Kolonialzeit zurück. 1947 entließen die Briten den indischen Subkontinent in die Unabhängigkeit und teilten diesen auf.

Aus der Teilung entstand neben dem überwiegend hinduistischen Indien der neue Staat Pakistan für Muslime. Die gewaltvoll verlaufene Teilung nährt bis heute eine erbitterte Rivalität. Seit ihrer Unabhängigkeit führten beide Länder drei Kriege gegeneinander, zwei davon um Kaschmir.