Neue Yoga-Anthologie

Wohl und Wehe auf der Yoga-Matte

Die neue Anthologie „Sonnengruß – Yoga Geschichten“ erzählt von den Irrungen und Wirrungen im Yoga, aber auch den erleuchtenden Momenten.

Wohl und Wehe auf der Yoga-Matte

Yoga ist nicht mehr die Massenbewegung wie vor 15 Jahren, aber inzwischen nicht mehr wegzudenken.

Von Lukas Jenkner

Plötzlich war alles Yoga! Als Ende der Nullerjahre der Boom der indischen Weisheitslehre auch in Deutschland losbrach, schien es kein Halten zu geben. Wo einst in Volkshochschulen Kurse wie „Yoga auf dem Stuhl“ angeboten wurden und in Fitnessstudios am Ende eines intensiven Workouts Yoga als Stretching-Ersatz diente, gab es plötzlich Kundalini, Hatha, Ashtanga und zahllose andere Stile, in denen geübt wurde. Gymnastikhosen hießen jetzt Yoga Pants, und Detox Smoothies ersetzten die Apfelsaftschorle.

Knapp 20 Jahre, diverse Skandale wegen Übergriffen durch Yoga-Gurus, zahllose mehr oder weniger seriöse Ausbildungen zum Yogalehrer, chronische Verletzungen durch zu viel Yoga später sind alle ein bisschen schlauer, auch wenn bisweilen immer noch skurrile Angebote wie Metal Yoga, Doga (Yoga mit Hunden) und Bier Yoga, in den Veranstaltungshinweisen auftauchen.

Erleuchtungen und Missverständnisse im Yoga

Die Anthologie „Sonnengruß – Yoga Geschichten“, jüngst im Diogenes Verlag erschienen, bildet ein lesenswertes Mosaik von den Irrungen und Wirrungen, den Missverständnissen und den erleuchtenden Momenten des Yoga-Booms. Margaux de Weck, Lina Herwig und Adrian Asllani haben eine ganze Reihe illustrer Autorinnen und Autoren versammelt, die sich einen Namen mit Texten zum Yoga und zur Weisheit gemacht haben. Wie zum Beispiel Emmanuel Carrère, der sich mit den Herausforderungen eines Schweige-Retreats befasst, oder Kristin Rübesamen, die bereits 2010 in ihrem Buch „Alle sind erleuchtet“ die kleinen und großen Heucheleien rund um den Yoga-Boom mit spitzer Feder aufgespießt hat.

Es sind aber auch „große Kaliber“ in der Anthologie versammelt, wie der indische Philosoph Jiddu Krishnamurti und sein Streben nach geistiger Freiheit mittels Meditation. Ein Ausschnitt aus Hermann Hesses „Siddartha“ darf nicht fehlen, selbst der Dalai Lama wird aus seiner „spirituellen Autobiographie“ zitiert.

Die Anthologie lädt zum Nachdenken, Philosophieren und Lachen ein – und eventuell auch, einmal ein paar neue Dinge auszuprobieren. Denn auch wenn Yoga den Ruf einer vermeintlich sanften Weisheitslehre hat: Yoga wirkt vor allem außerhalb der Komfortzone.

Sonnengruß – Yoga-Geschichten. Ausgewählt von Margaux de Weck, Lina Herwig und Adrian Asllani. Diogenes Verlag Zürich 2025, 272 Seiten, 14 Euro.