Der Unternehmer Wolfgang Grupp hat versucht sich das Leben zu nehmen. Der Brief, in dem er über Altersdepression und neuen Lebensmut spricht, im Wortlaut.
Ex-Trigema-Chef Wolfgang Grupp
Von Sascha Maier
Nachdem Wolfgang Grupp am Donnerstag sein Schweigen im Krankenhaus gebrochen hat, in das der schwäbische Unternehmer am 7. Juli eingeliefert worden war, herrscht Gewissheit über die Gründe: Der 83-jährige Ex-Trigema-Chef wollte sich das Leben nehmen.
In einem Brief erläutert er seine Gründe – und erzählt, warum der Suizidversuch für ihn rückblickend ein Fehler war. Grupp spricht auch über das Thema Altersdepressionen, unter denen er nach eigenen Angaben litt und will die Krankheit stärker in den öffentlichen Fokus rücken. Der offene Umgang mit Depressionen hat weit über Burladingen, Grupps Wirkungsstätte, für große Anerkennung gesorgt.
Das Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt, im Wortlaut:
Sehr verehrte Damen und Herren
Seit Beginn vergangener Woche befinde ich mich im Krankenhaus.
Für die zahlreichen Genesungswünsche und Nachrichten bedanke ich mich ganz herzlich. Leider kann ich mich erst jetzt selbst äußern.
Mir geht es den Umständen entsprechend gut. Mein großer Dank gilt allen Ärzten, Rettungs- und Pflegekräften, die sich um mich kümmern.
Ich bin im 84. Lebensjahr und leide an sogenannten Altersdepressionen. Da macht man sich auch Gedanken darüber, ob man überhaupt noch gebraucht wird. Ich habe deswegen auch versucht, mein Leben zu beenden. Es kann etwas länger dauern, bis ich wieder ganz gesund bin.
Ich habe versucht mein ganzes Leben in den Dienst von trigema und den Kampf für die Interessen der Wirtschaft und des Mittelstands in Deutschland zu stellen. Ich weiß, dass ich oft unbequem war, aber ich bin dankbar für das was ich erreichen und erleben durfte.
Mein großer Dank gilt meiner Frau Elisabeth und meinen Kindern Bonita und Wolfgang, sowie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Firma trigema.
Ich bin mir sicher, dass meine Kinder trigema verantwortungsvoll in eine erfolgreiche und sichere Zukunft führen werden.
Unsere Mitarbeiter, Kunden und unser ganzes Umfeld bitte ich darum, sie dabei zu unterstützen und ihnen ihr Vertrauen zu schenken. Darauf sollen meine Kinder sich nun konzentrieren können. Ich bin sehr stolz auf meine Frau und meine Kinder.
Ich bedauere sehr, was geschehen ist und würde es gerne ungeschehen machen.
Mit freundlichen Grüßen und vielen Dank
Ihr
Wolfgang Grupp sen.
Meine Bitte an alle, die an Depressionen leiden: Suchen Sie sich professionelle Hilfe und begeben Sie sich in Behandlung
Hilfe bei Suizid-Gedanken:
Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 und unter https://ts-im-internet.de/ erreichbar. Eine Liste mit Hilfsangeboten findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention: https://www.suizidprophylaxe.de/