Tiere

Wolfs-Abschüsse sollen leichter werden

Weniger Schutz, mehr Jagd: Wölfen in Deutschland soll es künftig häufiger an den Kragen gehen. Umweltschützer meinen allerdings: Das bedeutet nicht automatisch weniger Risse.

Wolfs-Abschüsse sollen leichter werden

Die Hürden für Abschüsse von Wölfen sollen kleiner werden.

Von dpa

Berlin - Die Bundesregierung will die Hürden für Abschüsse von Wölfen senken. Dazu hat das Bundeskabinett die Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht beschlossen. Damit sollen sogenannte Problemwölfe leichter getötet werden können. Für Schutzmaßnahmen wie Zäune oder Hütehunde sollen es aber weiterhin finanzielle Unterstützung geben - hier will die Politik auch weitere Fördermöglichkeiten prüfen. 

Sonderregeln für Almen und Deiche

Wo sich der Wolf in einem günstigen Erhaltungszustand befindet, also die Chancen für langfristigen Fortbestand in einem Gebiet gut stehen, können die Länder auch die Kontrolle der Bestände über die Jagd ermöglichen. Geplant ist eine Jagdzeit vom 1. Juli bis 31. Oktober.

Zudem können sie Gebiete bestimmen, in denen die Jagd auf den Wolf erforderlich ist, weil Weidetiere sich dort schwer vor ihm schützen lassen, etwa mit speziellen Zäunen. Das kann auf Almen oder Deichen der Fall sein. 

Haben Wölfe Herdenschutzmaßnahmen überwunden und Weidetiere verletzt oder getötet, können die Tiere leichter zum Abschuss freigegeben werden, und zwar unabhängig vom Erhaltungszustand. Der Handel mit Wolfstrophäen bleibt verboten. Ein Runder Tisch mit Vertretern von Umwelt- und Agrarministerium, Ländern, Wald-, Umwelt- und Jagdverbänden soll bis Ende kommenden Jahres weitere Empfehlungen geben. 

Kritik von Umweltschützern

Agrarminister Alois Rainer versprach "klare, praxistaugliche Regeln und Rechtssicherheit". Der CSU-Politiker erklärte: "Damit kann dort gehandelt werden, wo Zäune oder Herdenschutzhunde nicht mehr ausreichen – gerade auch in den alpinen Regionen." 

Umweltschützer kritisierten die geplanten Änderungen. Bereits heute erlaube das Naturschutzrecht Maßnahmen gegen auffällige Wölfe, hieß es vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). In Regionen mit geringen Beständen könnten diese durch eine weiterreichende Jagd erlöschen. "Weniger Wölfe bedeuten nicht automatisch weniger Risse", warnte die Organisation. Entscheidend hierfür sei ein konsequenter Herdenschutz. "Werden Rudelstrukturen durch Abschüsse gestört, kann die Zahl der Risse sogar steigen."

Mehr als 1.600 Wölfe, rund 1.100 Übergriffe

Die Wolfsbestände in Europa sind in den vergangenen zehn Jahren laut Bundesregierung stark gewachsen, von 11.200 Tieren im Jahr 2012 auf über 20.300 im Jahr 2023. In Deutschland gab es dem Gesetzentwurf zufolge im vergangenen Jahr rund 1.100 Vorfälle, bei denen Wölfe rund 4.300 Nutztiere gerissen oder verletzt haben. Für Herdenschutzmaßnahmen wurden rund 23,4 Millionen Euro ausgegeben, weitere rund 780.000 Euro für Ausgleichszahlungen an Halter. "Die Wolfsübergriffe führen zu erheblichen und potenziell existenzbedrohenden Belastungen für die Weidetierhalter", heißt es im Entwurf. 

Laut der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes gab es zuletzt mehr als 1.600 Wölfe in Deutschland. Sie lebten vor allem im Bereich von Niedersachsen über Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg bis nach Sachsen. Aber auch in allen anderen Flächenbundesländern (außer dem Saarland) wurden Wolfsterritorien nachgewiesen.

Wolf weniger stark geschützt in Europa

Die EU-Staaten hatten den Schutzstatus des Wolfes im Sommer von "streng geschützt" auf "geschützt" gesenkt und damit die Voraussetzung für Änderungen im Jagdrecht geschaffen. 

In einem Bericht an die EU hatte die Bundesregierung den "Erhaltungszustand" des Wolfes zuletzt als "günstig" eingestuft. Das hatttte zuvor nur für die biogeografischen Region "atlantisch" gegolten, die den Nordwesten Deutschlands umfasst. Nun gilt es auch in der "kontinentalen" Region, die fast den gesamten Rest der Republik ausmacht. Keine Angaben gab es für die Alpenregion.