Woltemade macht DFB-Team zum Sieger

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gewinnt zum dritten Mal in Folge. Beim 1:0 in Nordirland ist der frühere Stuttgarter Nick Woltemade dank seines ersten Länderspieltores der Matchwinner.

Von Marco Seliger

Belfast - Ein bisschen hatte er ja noch zittern müssen, ehe klar war: Nick Woltemade ist nicht nur deutscher Fußball-Nationalspieler – sondern auch Torschütze für die Elite-Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Jesus Gil Manzano jedenfalls spannte den Stürmer mit der Nummer elf noch ein bisschen auf die Folter. Lag ein Foul vor? War es womöglich Handspiel? Nichts davon! Der spanische Schiedsrichter bestätigte den Treffer. Also war der Jubel groß.

Denn Nick Woltemade, der frühere Angreifer des VfB Stuttgart, hatte nicht nur die Führung für die deutsche Mannschaft im WM-Qualifikationsspiel in Belfast gegen Nordirland erzielt, sondern war damit auch der Matchwinner in einer kniffligen Partie in hitziger Atmosphäre. Nach einem Eckball von David Raum sprang Woltemade höher als Isaac Price, von seiner linken Schulter prallte der Ball ins nordirische Tor. Zum 1:0 nach etwas mehr als einer halben Stunde. Zum 1:0, das bis zum Ende Bestand hatte.

Die deutsche Nationalelf hat damit ihre Führung in der WM-Qualifikationsgruppe A verteidigt, liegt weiter vor den punktgleichen Slowaken, die am Montagabend Luxemburg 2:0 besiegt haben. Nach drei Siegen in Folge sieht es nun immer mehr danach aus, dass es um das Direkt-Ticket zur WM ein Finale am 17. November gegen die Slowakei gibt. Das Hinspiel hat die Mannschaft von Julian Nagelsmann 0:2 verloren.

In Belfast hatte der Bundestrainer jener Mannschaft vertraut, die am vergangenen Freitag das Team aus Luxemburg 4:0 besiegt hatte. Bedeutete unter anderem: dass Joshua Kimmich wieder als Rechtsverteidiger auflief. Und dann erneut kein Profi des VfB Stuttgart einen Platz in der ersten Elf hatte.

Der Plan von Sinsheim ging auch in Belfast auf, wo das DFB-Team vor 18 500 Zuschauern das Geschehen kontrollierte und dominiert. Wo allerdings auch immer wieder die Gefahr von nordirischen Nadelstichen lauerte. Wer dieses Risiko in Zweifel gezogen hatte, wurde bereits in der 14. Minute eines Besseren belehrt.

Die Gastgeber wählten ihr liebstes Mittel, schlugen den Ball hoch in den deutschen Strafraum, wo es einen Abschluss und zwei Abstauberversuche brauchte, ehe der Ball im Netz zappelte – Daniel Ballard hatte die Kugel über die Linie gewuchtet, drehte jubelnd ab, musste dann aber schnell auf die Euphoriebremse treten. Denn: Dem Treffer war eine Abseitsposition vorausgegangen.

Das war also noch einmal gutgegangen, doch es blieb ein hartes Stück Arbeit für das deutsche Team, sich der nordirischen Härte und Wucht entgegenzustellen. Das Positive: Nagelsmanns Auswahl steckte nicht zurück, sondern nahm den Fight im Windsor Park an, versuchte darüber hinaus spielerisch zum Ziel zu kommen, schlug dann die Nordiren aber quasi mit deren Waffen. Eckball, Kopfball (beziehungsweise: Schulter) – Tor.  

Der Jubel war groß über Woltemades Debüttor, die Erleichterung ebenso. Einerseits beim Torschützen, der in der englischen Premier League und in der Champions League für Newcastle United zwar schnell zum Erfolgsgaranten wurde (vier Tore in sechs Pflichtspielen). Der in der Nationalelf bislang aber in fünf Länderspielen ohne Treffer geblieben war. „Das war sehr wichtig für mich persönlich“, gab der Angreifer zu, „meine bisherigen Länderspiele waren ja nicht so glücklich.“ Nagelsmann lobte, Woltemade sei zuletzt „viel fleißiger“ gewesen. Andererseits beim gesamten Team, das nun wusste: Es wird kein Anrennen bis zum Schluss sein, ehe der erste eigene Treffer fällt.

Die Gastgeber allerdings gaben sich – logischerweise – noch lange nicht geschlagen. Jamie Reid setzte kurz vor der Pause einen Schuss über das Tor von Oliver Baumann. In der 59. Minute rettete der Hoffenheimer Keeper gegen Shea Charles. Da hatte Karim Adeyemi schon die große Chance auf das 2:0 für die deutsche Mannschaft vergeben (47.). Der Druck wurde nach und nach größer, die Entlastung für die deutsche Defensive seltener – und die nordirischen Fans peitschten ihre Mannschaft unablässig nach vorn.

Julian Nagelsmann brachte kurz vor Schluss Waldemar Anton und Robert Andrich, vor allem Baumann war es aber noch einmal zu verdanken, dass die Führung hielt. Der Torhüter parierte einen Schuss von Callum Marshall. Als eine letzte Ecke der Grünen erfolglos geblieben war, durfte das deutsche Team endgültig jubeln. Über den dritten Sieg in Folge. Die gute Ausgangslage vor den beiden letzten Qualifikationsspielen gegen Luxemburg und die Slowakei. Und natürlich über den Treffer von Nick Woltemade.