Zwischen digitalem Lernen und Waldbaden

Für die Volkshochschule Murrhardt heißt es, zu prüfen, welche Veranstaltungen online stattfinden können. Die Angebote des neuen Semesterschwerpunkts Wald sind im Frühjahr geplant und so ist zu hoffen, dass sie in Präsenz und draußen erlebbar sind.

Zwischen digitalem Lernen und Waldbaden

Der Forst spielt für die Stadt eine wichtige Rolle, auch flächenmäßig: Rund 55 Prozent der Murrhardter Gemarkung sind mit Wald bedeckt. Foto: J. Fiedler

Von Christine Schick

MURRHARDT. Treffen, Arbeit und Weiterbildung auf digitalen Plattformen sind das Gebot der Stunde. Im ersten Lockdown hat die Volkshochschule Murrhardt die Weichen dafür gestellt, dass Seminare auch online stattfinden können, und erste Erfahrungen gesammelt. Mit Verlängerung des zweiten Lockdowns bis Mitte Februar wird das Team um Leiterin Birgit Wolf nun prüfen, welche Kurse und Vorträge per Videoschalte umsetzbar sind. Rein technisch steht dem vonseiten der VHS nichts entgegen, aber es ist die Frage, ob auch alle Lehrenden die Möglichkeiten haben, es von der Konzeption des Angebots her stimmig ist und die (teils schon angemeldeten) Teilnehmer dies ebenso wollen.

„Wir müssen das jetzt mit den Dozenten abklären, sollte es schwierig sein, wollen wir versuchen, die Termine auf die Zeit nach Ostern zu verschieben“, sagt Birgit Wolf. Eine Reihe der Gesundheits- und Sportkurse laufen bereits online weiter, diejenigen, die nur in Präsenz möglich waren, wurden mit dem Lockdown beendet und die Teilnehmer haben den Ausfallterminen entsprechend ihr Geld zurückerhalten, erläutert die Volkshochschulleiterin weiter.

Man habe auch mit Unterstützung des Verbands vorausschauend vorgearbeitet und sei trotz der nicht ganz einfachen Situation zuversichtlich. Ein Baustein ist, auch für eine spätere allmählich wieder anlaufende, neue Normalität bei Angeboten mit immer noch mehr Abstand und deshalb mehr Raum zu planen. Geholfen hat dabei auch die Kooperation mit anderen Partnern in Murrhardt, die der Volkshochschule Räume für Veranstaltungen gegen entsprechende Beteiligung zur Verfügung gestellt haben und stellen – die evangelische und katholische Kirchengemeinde, die Jugendherberge sowie die Schumm Service GmbH. Eine weitere Möglichkeit hat sich mit dem Saal des Gasthofs Engel ergeben.

Der neue Semesterschwerpunkt Wald, bei dem die Volkshochschule die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Rems-Murr als Kooperationspartner gewinnen konnte, liegt in verschiedener Hinsicht nahe. Zum einen befindet sich die Walterichstadt im Zentrum des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald, die Gemarkung Murrhardt besteht zu 55 Prozent aus Waldfläche, zum anderen erlangt er als Naturraum durch die Pandemie eine große Attraktivität und eine noch wichtigere Ausgleichsfunktion als bisher. Da die Menschen also quasi in den Wald geschickt werden, wie Birgit Wolf es formuliert, sieht das Team auch die Chance, das Semester zu nutzen, um seine vielen Facetten und auch aktuelle Thematiken in Kursen und Vorträgen aufzugreifen – nicht zuletzt auch mit Blick auf die Klimakrise und die bereits spürbaren Schäden.

So nimmt sich beispielsweise Gerhard Strobel, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) Rems-Murr, in einem Vortrag des Themas „Klimawald! Wald im Wandel“ an, und Revierförster Dieter Seitz führt bei einem Spaziergang in die Murrhardter Waldgeschichte ein, stellt den Bürgerwald von 1991 vor und blickt in die Zukunft. Bei einer gemeinsamen Veranstaltung mit der SDW und der VHS Backnang geht es auf eine Waldwanderung, bei der Gerhard Strobel, Manfred Krautter und Helm Eckart Hink begreifbar machen, wie Standorte und Geologie über die konkrete Entwicklung mitentscheiden. Förster Jörg Brucklacher wirft einen Blick auf die komplexe Lebensgemeinschaft aus Pflanzen und Tieren, unter ihnen auch viele, die mehr im Verborgenen wirken, und Melanie Schaible bietet in ihrem Seminar an, dem Wald ganz nah zu kommen, indem die Teilnehmer in die Umgebung eintauchen, ihre Wahrnehmung schärfen und sich bewusst Zeit für Eindrücke nehmen.

Komplexe, miteinander verwobene Lebensgemeinschaften und was die Geologie mit dem Wald zu tun hat.

Was Flurnamen über Natur, Mensch und Geschichte erzählen, was sozusagen alles in ihnen steckt, ist das Thema von Christian Schweizer. Dies vermittelt er in einem Vortrag und auf einem Spaziergang. Kreativ werden kann man bei Andrea Hörrmann, mit der es in den Forst zum Sammeln von Waldfrüchten, Gräsern oder besonders gewachsenen Astbrüchen geht. Sie sind das Ausgangsmaterial für die späteren Waldfloristik-Kompositionen. Ebenso widmen sich weitere Seminarangebote dem Schwerpunktthema wie die Makrofotografie in der Natur mit Stefan Seip oder ein Märchenspaziergang für die Familie mit Petra Weller.

Einige der Fachbereichsangebote hat die Volkshochschule Murrhardt als fortlaufende Treffen und Weiterbildungsreihen aufgestellt. Unter ihnen sind die neue Geschichtswerkstatt, der Literaturkreis am Morgen, die philosophische Werkstatt, der Treffpunkt Schneiderei und das Schreibcafé.

Die Volkshochschule hat über eine neue Kooperation mit dem Projekt gesundaltern@bw die Möglichkeit, umfassend über den Themenkomplex Gesundheit und Digitalisierung zu informieren. Zwei Vorträge sind in Präsenz geplant. Zum einen geht es darum, wie sich Verbraucher im Internet seriös zu gesundheitlichen Fragen informieren können, zum anderen, mit welchen Risiken und Chancen die Digitalisierung im Gesundheitswesen wie beispielsweise bei der elektronischen Gesundheitsakte verbunden ist. Darüber hinaus werden sechs weitere Themenfelder in Online-Vorträgen beleuchtet, deren Termine noch festgelegt werden müssen. Das komplette Angebot ist kostenlos, das Projekt wird durch Landesmittel unterstützt.

Neu im Bereich Sprachen sind zwei Seminare: ein interkulturelles Training für die USA sowie ein Telefontraining, bei dem Businessgespräche – ebenfalls mit Blick auf amerikanische Partner – mit Angela Reckels angeboten werden. Des Weiteren startet erstmals ein PolnischAnfängerkurs. Prüfen muss das Team genauso, welche der Kurse „Deutsch als Fremdsprache“ online stattfinden können. Hintergrund ist hier neben den technischen Voraussetzungen auch die Frage, ob die Kommunikation mit den Lernenden unter den digitalen Rahmenbedingungen trägt. Das Programm umfasst darüber hinaus einen großen Strauß an weiteren Vorträgen und Seminaren: angefangen bei Titus Simon, der rund um seine Recherche zu seinem jüngsten Buch „Wir Gassenkinder“ berichtet und so exemplarisch die Möglichkeiten solch einer Spurensuche beispielsweise anhand von Interviews und Auswertung von Schriften und Archivmaterial vorstellt, über das Thema „Hochsensibilität“, das Karin Lorenz in einem Vortrag beleuchtet, bis hin zu einem Seminar „Programmieren lernen“ für Jugendliche ab zwölf Jahren mit Mathias Schwope.

Termine können sich verschieben

Das Volkshochschulsemesterprogramm wurde an die Haushalte Murrhardts verteilt. Dort sind die vor Längerem festzulegenden Termine und Uhrzeiten genannt – im Gegensatz zum Beitrag. Das hat den Grund, dass nun abgeklärt werden muss, welche Seminare online angeboten werden können. Eine alternative Variante ist, den Termin ins Frühjahr oder in den Sommer zu verschieben. Aktuelle Informationen finden sich auf der Homepage der VHS mit der Adresse www.vhs-murrhardt.de.

Weitere Kontaktmöglichkeiten zum Team sind: Telefon 07192/9358-0 oder 07192/9358-11 sowie per Fax unter 07192/9358-10 oder per E-Mail an die Adresse info@vhs-murrhardt.de.