Erlebnis, Vernetzung und starke Böden

Beim Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald sind drei neue Projekte angelaufen: der Aufbau von Trekkingcamps, die Etablierung von Partnerschaften mit Betrieben und die Kräftigung von Böden durch Erhöhung des Humusgehalts. Das Team berichtet über Pläne und Hintergründe.

Viele wünschen sich, tief in den Wald einzutauchen und einmal eine Nacht dort zu verbringen. Das soll in rund einem Jahr auch im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald mit den Trekkingcamps möglich sein. Foto: Adobe Stock/Alex

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Viele wünschen sich, tief in den Wald einzutauchen und einmal eine Nacht dort zu verbringen. Das soll in rund einem Jahr auch im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald mit den Trekkingcamps möglich sein. Foto: Adobe Stock/Alex

Von Christine Schick

Murrhardt. Die drei neuen Projekte des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald haben auf den ersten Blick nicht viel miteinander gemein. Doch wer sich inhaltlich genauer mit den Vorhaben befasst, merkt, dass es durchaus Verbindungsstränge und die Chance gibt, aktuelle Herausforderungen mit unterschiedlichen Zielgruppen anzugehen. Naturparkgeschäftsführer Karl-Dieter Diemer sowie drei neue Teammitglieder skizzieren, was bei den vom Land geförderten Projekten im Zentrum steht und wie die nächsten Schritte aussehen.

Trekkingcamps Im südöstlichen Teil des Naturparks sollen an drei Orten Trekkingcamps mit je drei bis vier Zeltplätzen zum Übernachten im Wald entstehen. „Der Wunsch nach solch einem Naturerlebnis ist einfach da. Das Problem ist, wenn es keine Möglichkeit zu campen gibt, dass es dann oft illegal geschieht“, sagt Clemens Pleißner. Der 29-jährige Nachhaltigkeitsgeograf wird sich nun darum kümmern, die Camps und die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Erst müssen die Plätze – möglichst weit entfernt von Straßen oder Parkplätzen – gefunden, dann mit einer Komposttoilette ausgestattet und Eckpunkte wie Einbettung in die Wegestruktur, Buchungsportal und Kümmerer vor Ort organisiert werden. „Es soll ein naturnahes, aber auch naturverträgliches Angebot sein“, sagt Naturparkgeschäftsführer Karl-Dieter Diemer. Den Besucherinnen und Besuchern möchte das Team deshalb auch ein wildtiergerechtes Verhalten ans Herz legen, wofür die Initiative „bewusst wild“ den Hintergrund bildet. Ein weiterer Punkt ist, die Standorte nicht in Karten zu vermerken, sondern erst bei der konkreten Buchung mitzuteilen, sodass sie nicht wirklich bekannt werden. Mit solchen Trekkingcamps hat man bereits in anderen Naturparken wie im Südschwarzwald oder im Neckartal/Odenwald gute Erfahrungen gemacht. Außerdem geht das Team davon aus, dass diejenigen, die sich für ein solches Angebot interessieren, eher zu den erfahreneren Wanderinnen und Wanderern gehören, die sich ihrer Verantwortung der Natur gegenüber auch bewusst sind. Der Bedarf wird klar gesehen, was sich auch darin zeigt, dass die Initiative für Trekkingcamps von der unteren Forstbehörde des Ostalbkreises ausging. Die Camps sind nur als saisonale Angebote von April bis Oktober geplant, erläutert Pleißner, der ein ähnliches Vorhaben in der Rhön als Praktikant angestoßen hat. Er schätzt, dass der Startschuss im April 2025 fallen kann. Die Chance sieht das Team darin, ein attraktives Angebot im Sinn eines sanften Tourismus mit Einbindung beispielsweise der Direktvermarkter vor Ort zu schaffen, bei dem sich auch die Brücke zur Umweltbildung für junge Menschen schlagen lässt.

Humusanreicherung Landwirte sind eine Berufsgruppe, die mit der Natur arbeitet, von den Witterungsbedingungen abhängig ist und insofern mit dem Klimawandel und Wetterextremen vor großen Herausforderungen steht. Dies mit der Frage zu verbinden, wie sich über die Bodenqualität wiederum bessere Bedingungen schaffen lassen und Kohlenstoff gebunden werden kann, ist ein Thema, mit dem sich Beate Leidig intensiv befasst. Die Agraringenieurin, die auch in der Biodiversitätsberatung tätig ist, kümmert sich um das Projekt „Humusanreicherung in Ackerböden“. „Ich will keinem Landwirt unterstellen, dass er nicht auf seinen Boden achtet, aber das Wissen über die Bodenbiologie hat sich in den letzten Jahren stark erweitert“, sagt die 57-Jährige. Sie lädt sozusagen über das Projekt ein, diese Erkenntnisse zu nutzen, auszuprobieren und fruchtbar zu machen. Im Kern geht es darum, den Boden möglichst locker und mit vielen Lebewesen wie Regenwürmern oder Mikroorganismen zu erhalten, damit sich besagter Humus anreichert. Dafür wiederum ist ein möglichst stetiger Anbau – also auch mit Zwischenfrüchten und einer vielfältigen Fruchtfolge – hilfreich, sodass die Erde immer durchwurzelt und dadurch belebt ist, erläutert Beate Leidig. „Ein humusreicher Boden kann mehr Wasser speichern, lässt sich leichter bearbeiten und braucht also weniger Kraftstoff.“ Karl-Dieter Diemer zitiert einen Landwirt, gleichzeitig Vorstandsmitglied des Naturparkvereins, der bei der Projektvorstellung sagte: „Es ist der richtige Zeitpunkt, jetzt darüber nachzudenken, wie wir unabhängiger von mineralischem Dünger werden, dessen Preis enorm gestiegen ist.“ Angesichts der Klimaveränderungen rückt insgesamt eine regenerative(re) Landwirtschaft in den Blick.

Partnerprojekt Um eine Zusammenarbeit mit Betrieben im Naturpark geht es beim sogenannten Partnerprojekt, das Jens Teufel begleitet. Für den gelernten Förster, der auch im Outdoor- und Nachhaltigkeitsmarketing und schon im Naturpark Stromberg/Heuchelberg tätig war, heißt es unter dem Motto „Gemeinsam aktiv für die Region“, Gewerbetreibende zu finden, die sich im Schulterschluss mit dem Naturpark für eine nachhaltige Entwicklung der Region und Ressourcenschonung engagieren wollen. „Es ist Ziel, gemeinsam regionale Wertschöpfungsketten aufzubauen und zu stärken“, sagt der 55-Jährige. Einerseits gilt es für die Betriebe, ihr nachhaltiges und ressourcenschonendes Arbeiten darzulegen, andererseits soll die Partnerschaft über gemeinsame Kommunikation dieser nach außen und Netzwerkarbeit ihnen auch helfen. „Die Ziele des Naturparks sind Basis des gemeinsamen Handelns“, sagt Diemer. Im Besonderen geht es dabei auch um den Erhalt der Sortenvielfalt sowie regionaler und kultureller Besonderheiten.

Noch befindet sich das Vorhaben in der Akquisephase, vier Betriebe konnte der Naturpark aber bereits gewinnen. Als erster Naturparkpartner ausgezeichnet wurde die Biometzgerei Hoflieferant aus Rudersberg-Steinenberg. Die Besonderheit: Der Verkauf erfolgt über eine Filiale in Stuttgart-Feuerbach. „Damit erhält der Naturpark eine Außenstelle im Stuttgarter Raum“, sagt Diemer, der hofft, so auch weitere potenzielle Ausflugsgäste zu erreichen. Die drei weiteren Partner werden demnächst ausgezeichnet: die Voggenbergmühle bei Alfdorf, der Breitenauer Hof in Löwenstein und der Steinäckerhof in Gaildorf-Unterrot. Es liegt nahe, dass beispielsweise Biobetrieben der Nachweis bestimmter Kriterien leichter fällt, trotzdem hofft das Team, dass ganz verschiedene Unternehmen eine Partnerschaft überdenken. „Konventionelle Betrieben haben ja noch mehr Entwicklungspotenzial“, erklärt Diemer.

Erlebnis, Vernetzung und starke Böden
Naturparkgeschäftsführer Karl-Dieter Diemer (Mitte) mit den beiden neuen Projekt- und Teammitgliedern Jens Teufel (links) und Clemens Pleißner. Foto: Stefan Bossow

© Stefan Bossow

Naturparkgeschäftsführer Karl-Dieter Diemer (Mitte) mit den beiden neuen Projekt- und Teammitgliedern Jens Teufel (links) und Clemens Pleißner. Foto: Stefan Bossow

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Erstellt:
23. April 2024, 06:00 Uhr

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