Herzenswünsche für Erstklässler

Von Christine Schick

MURRHARDT. Heimleiterin Alexandra Zieffle und das Betreuungsteam der Schumm Pflege gGmbH sind mit einer Reihe ihrer Senioren in der Stadt unterwegs. Die Gruppe hat große bunte, liebevoll gestaltete Schultüten dabei. Jetzt könnte man meinen, dass sie auf dem Weg zu ihren Enkeln und Urenkeln sind, die eingeschult werden. Wäre da nicht die Pandemie. Denn besagter Start in die Schulzeit ist in Coronazeiten ja selbst für die Eltern ein vom Ablauf her streng geregeltes Unterfangen. Zudem müssen Risikogruppen auf sich achtgeben. Trotzdem ist gerade diese Situation ein Stück weit der Ausgangspunkt und Impulsgeber für das gemeinsame Projekt „Herzenswünsche“, für das die Gruppe eine kleine Tour macht.

Karin Wurst von der Betreuungsassistenz und Alexandra Zieffle erklären den Hintergrund: Die Senioren haben die Einschränkungen während der Hochphase von Corona stark zu spüren bekommen, Besuche waren eine Zeit lang nicht mehr möglich. Gleichzeitig haben sie beobachtet, dass besonders auch die Kinder in dieser Zeit zurückstecken mussten – vom anfänglichen Homeoffice, eingeschränkten Kontakten bis hin zu einem Alltag, der immer noch nicht mit demjenigen vor der Pandemie vergleichbar ist. Da im Tagestreff, einem ambulanten Angebot, genauso wie auf den Pflegestationen dann auch die Einschulung Thema wurde, entstand die Idee fürs Projekt, bei dem sich auch Senioren aus dem betreuten Wohnen angeschlossen haben. Warum nicht allen Erstklässlern in Murrhardt einen lieben Gruß mitgeben, zeigen, dass die ältere Generation an sie denkt? Gemeinsam wurden Herzen aus buntem, stabilem Karton gebastelt, auf denen die Männer und Frauen für die Mädchen und Jungen ihre ganz besonderen Wünsche für den Start in die Schulzeit festgehalten haben.

„Darunter finden sich Glückwünsche, Wünsche für einen guten Start, gute Noten und nette Lehrer“, sagt Alexandra Zieffle. Über den Daumen schätzt die Gruppe, dass mindestens 50 Senioren mit von der Partie waren. Wer nicht mitbasteln konnte, hatte dennoch die Möglichkeit, sich dazuzugesellen und die Erinnerungen an die Schulzeit wieder aufleben lassen. Das waren auch nicht ausschließlich positive. „Manchmal waren die Lehrer ja auch sehr streng“, sagt ein Senior. Eine Seniorin nickt. In ihrer Schulzeit sei es durchaus noch vorgekommen, dass geschlagen wurde.

An der Murrhardter Festhalle trifft sich die Gruppe mit Martina Mayer, Rektorin der Walterichschule, und Andrea Erkert von der Hörschbachschule, um die Tüten für die Kinder zu übergeben. In der Herzog-Christoph-Schule, der Danielschule und der Grundschule Fornsbach waren sie bereits, und der Bodelschwinghschule wird am Nachmittag ein Besuch abgestattet. „Alles in allem sind es 160 Herzen“, sagt Alexandra Zieffle, sodass alle Schulen gut versorgt sind. „Das soll einfach auch eine kleine Brücke zwischen den Generationen sein, damit Alt und Jung wieder eine Verbindung haben“, ergänzt Karin Wurst. „Das ist ganz wunderbar, ich werde das auch gleich den Eltern erzählen“, sagt Martina Mayer, die mit ihrem Kollegium für die Mütter und Väter in der Festhalle ein kleines Programm vorbereitet hat, bis deren Kinder wieder aus dem Unterricht ihres ersten Schultags kommen. Andrea Erkert nimmt die gut verpackten Wünsche ebenso mit Dank und einem Lächeln entgegen, das sich durch die Maske abzeichnet.

Eine Rolle beim Projekt hat auch gespielt, dass die Einrichtung von den Murrhardter Schulen schon immer unterstützt wird. Vor allem durch Aufführungen beispielsweise im Rahmen der Nikolausfeier oder des Sonntagscafés, das der Krankenpflegeverein gemeinsam mit dem Haus anbietet. Daran ist vorerst nicht zu denken, aber das Team ist froh, dass zumindest wieder Besuche in eingeschränkter Form – zwei Gäste pro Tag – möglich sind. „Im Moment können wir das noch auf der Terrasse des Schumm-Cafés oder einfach draußen im Innenhof machen“, sagt Alexandra Zieffle. So lässt sich auch der Abstand gut wahren. Und für den harten Kern der Mitstreiter von „Herzenswünsche“ ist die Übergabetour eine willkommene Abwechslung. Durch den Murrhardter Stadtgarten geht es nun gemeinsam zurück.